Pandemie als Chance

Schulreform Wenn Krisen, wie die derzeitige, durch Bildung überwunden werden sollen, muss sich zunächst etwas im Schulsystem verändern. Denn nicht nur die Schulgebäude sind marode.

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Begonnen werden muss dabei bei den Lehrplänen, verändert werden muss dann außerdem auch das Lehramtsstudium. Um Krisen verstehen und somit auch bewältigen zu können, benötigt es Bildung. Agieren politische Entscheidungsträger derzeit besonnen und ruhig, tun dies längst nicht alle Menschen. Jedoch sollte die gesamte Bevölkerung ähnlich handeln, sowie entsprechende Bildung vorweisen. Viele Situationen zeigen, dass Herausforderungen der Zeit global sind und somit eine weltweit vernetzte Gesellschaft betreffen.

Außerdem sind sie immer interdisziplinär und ethisch zu betrachten, was, um dies richtig einschätzen zu können, Kompetenz in den verschiedensten Bereichen erfordert. Wird diese Anforderung an Kompetenzen jedoch der derzeitigen Bildung der Schulen entgegengestellt, fällt ein Problem auf. In den Lehrplänen der Schulen dominiert das Kognitive. Nach einem Bonmot von Erich Kästner werden Lehrpläne von anderen abgeschrieben, wodurch die Schüler heute über immer weniger immer mehr lernen und das meiste von dem auch schnell wieder vergessen.

Das deutsche Bildungssystem

Auch wenn das deutsche Bildungssystem immer wieder messbare Erfolge feiert, lassen sich die für die aktuellen Herausforderungen wesentlichen Aspekte von Bildung nicht einfach messen. Herausforderungen und besondere Kompetenzen sind bei der Bewältigung von Krisen erforderlich. So sind es Verzicht und Demut, die bei der Klimakrise an oberster Stelle stehen und die mehr und mehr Solidarität von den Menschen fordern. Herausforderungen machen deutlich erkennbar, dass Bildung mehr ist, als nur Wissen und Können. Bildung umfasst gewisse Werte, sowie Herz und Charakter. Genau diese Kompetenzen machen die Menschen zu solidarischen Menschen, es geht um ihre Haltungen. Es stellt sich daher die Frage, wie genau diese Bildung in den Schulen erreicht werden kann. Um dies umzusetzen müssen Lehrpläne erneuert werden, damit Schule herausfordernder wird. Schaut man sich deutsche Schulgebäude von außen und innen genauer an, ist es offensichtlich, dass Renovierungen schon lange überfällig sind.

Schulen sind also in einem ähnlich maroden Zustand wie das Schulsystem und könnten sinnbildlich genau dafür stehen. Das deutsche Bildungsminesterium hat schon vor Jahren eine deutschlandweite Renovierungskampagne angekündigt, dabei inbegriffen sind die Sanitären Einrichtungen (wie z.B. eine günstige Rohrreinigung), Außenfassaden, Inneneinrichtungen aber auch Gehwege und Infrastruktur zur und um die Schule. Nun ist es aber auch an der Zeit, eine Reform des Systems an sich anzustreben. Durch mehr freie Lernzeit kann dann mehr in die Tiefe gegangen werden. Außerdem sollte ein Epochenunterricht stattfinden, in welchem die Schüler über einige Wochen an aktuellen Themen arbeiten, wie beispielweise der Klimakrise oder Corona-Pandemie. Dadurch können sich Lernende fachliches Wissen aber auch überfachliche Fähigkeiten aneignen.

Wie könnte eine solche Reform aussehen?

Außerdem könnte Fächern wie Musik, Kunst und Sport wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Außer diesen Veränderungen, lohnt es sich Prüfungsformate zu überdenken. Von Lehrern werden perfekte Prüfungsstunden gefordert, jedoch wird keine Schulstunde dieser Lehrer in der Zukunft jemals perfekt sein. Dies bedeutet, dass also nicht derjenige professionell ist, der keine Fehler macht, sondern eben der, der im Fehler den Motor der Entwicklung sieht. Das Selbst- und Weltverständnis der Erziehungswissenschaft, die für die Lehrerbildung den wissenschaftlichen Rahmen stellt, muss erweitert werden. Es bedarf einem Verständnis, welches nicht nur misst und alles andere außen vorlässt, denn so fallen normative Fragen aus dem Fokus. Normative Fragen sind ebenfalls wissenschaftliche Fragen, diese brauchen jedoch andere Zugänge. In einer Krise wie der derzeitigen, sollte über gewisse Veränderungen nachgedacht werden, damit mögliche andere Krisen gut bewältigt werden können. Denn die Corona-Krise wird wohl nicht die letzte Krise sein.

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Geschrieben von

Katja Schreuder

Als Philosophiestudentin bin ich nicht nur am Weltgeschehen und internationaler Politik interessiert, sondern auch an den philosophischen Konsequenzen

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