Wenn Sport zur Sucht wird

Studie Ein entzugsähnliches Symptom, sobald kein Sport durchgeführt wird, kann ein erstes Anzeichen für eine „Sportsucht“ sein.

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Dazu gehören depressive Verstimmungen, Gereiztheit, Kopfschmerzen, Nervosität und Ruhelosigkeit. Hierbei wird dem Körper wenig oder kaum Erholung gegönnt, sodass nach und nach die Leistungsfähigkeit stagnieren oder abnehmen kann.

Auf ein Übertraining geben Symptome wie Appetitlosigkeit und Schlafstörungen Hinweise, die ernst genommen werden sollten. Auch kann ein zwanghaftes Bewegungsverhalten ein Begleitphänomen von einer Essstörung sein (sekundäre Sportsucht). In der Sport- und Wellnessgesellschaft erweckt der Begriff „Sportsucht“ große Aufmerksamkeit, doch es betrifft dennoch nur wenige Sporttreibende. Eine Person, die leidenschaftlich Sport ausübt, eine gute Sportausrüstung wie beispielsweise ein Nike Sweatshirt und weiteres Sportequipment besitzt ist nicht gleich zwangsläufig sportsüchtig.

Die zentralen Merkmale einer Sportsucht

  • Entzugssymptome: Falls Sport nicht ausgeübt werden kann, kommt es zu entzugsartigen Symptomen, welche sich körperlich und emotional äußern, zum Beispiel Depression, Gereiztheit, Nervosität, Schlafstörungen, Schuldgefühle sowie Magen-Darm-Beschwerden.
  • Zwanghaftigkeit: Der Sportler führt den Sport weniger wegen positiven Emotionen (beispielsweise Freude an der Bewegung oder Naturerleben), sondern mehr aufgrund einer negativen Emotion (Zwang) aus. Hierbei haben Betroffene das Gefühl, den Sport durchführen zu müssen.
  • Toleranzentwicklung: Der Körper verlangt zum Erlangen von innerer Ruhe und Zufriedenheit nach immer mehr Training. Der Sportler will immer mehr Sport ausüben.
  • Kontrollverlust: Ihr Verhalten nehmen Betroffene als fremdgesteuert wahr, sodass eine Art Kontrollverlust entsteht, ähnlich wie bei einer Alkohol- oder Drogensucht. Demnach wird Sport nicht aus Selbstbestimmung durchgeführt.
  • Vernachlässigung sozialer Kontakte: Bei Sportsüchtigen hat der Sport oberste Priorität, andere Kontakte oder Aktivitäten werden immer unwichtiger. Innerhalb der Familie oder Partnerschaft kommt es häufig zu Konflikten. Beruf und Freunde werden vernachlässigt.
  • Körperignoranz: Bei einer Sportsucht werden die notwendige Erholung sowie Überlastungs- und Krankheitssignale ignoriert. Der Sport wird ungeachtet von Verletzung oder Krankheit weiterhin ausgeübt. Auch werden Schmerzen verharmlost. Dadurch kann es zu gesundheitlichen Folgen aufgrund selbstschädigenden Verhaltens kommen.

Folgen der Sportsucht

Auf die Gesundheit kann eine jahrelange Überbelastung des Körpers weitreichende negative Auswirkungen haben. Es kann durch exzessives Sporttreiben neben der psychischen Belastung aufgrund eines Ungleichgewichts zwischen der Be- und Entlastung zum Beispiel zur Schwächung des Immunsystems, sowie zu Schäden an Knochen, Gelenken, Muskeln, Bändern und Sehnen kommen. Bleibende Schäden können nicht ausgeschlossen werden, falls Krankheiten, Schmerzen oder Verletzungen ignoriert werden.

Hierbei ist es besonders gefährlich, falls der Sportler auf Herz-Kreislauf-Beschwerden, Herzstechen, Atemprobleme, Schwindel oder einen grippalen Infekt nicht achtet und weiter trainiert. Schließlich kann es dann zu einem Kollaps oder gar zu einem Herzstillstand kommen. Damit das Training fortgesetzt werden kann, nimmt der Sportler mitunter auch Medikamente (zum Beispiel Schmerzmittel) ein. Solche Kombinationen können sogar tödlich sein. Bei dem Sportler können daraufhin Hormonstörungen entstehen, zum Beispiel kann bei Frauen Amenorrhö, also ein Ausbleiben der Regelblutung, vorliegen und die Knochendichte kann abnehmen, wodurch es zu einer Osteoporose kommen kann. Außerdem besteht das Risiko für eine Mangel- oder Unterernährung.

Falls der Leidensdruck ansteigt und das Sportpensum außer Kontrolle gerät, sollte der Sportabhängige unbedingt eine professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Für den Erfolg der Hilfe ist jedoch die Voraussetzung, dass sich die Betroffenen eingestehen, dass sie ein gestörtes Verhältnis zum Sport haben. Folgende Stellen können bei einem Verdacht auf Sportsucht kontaktiert werden: Psychotherapeuten, klinische Psychologen und Psychiater.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Katja Schreuder

Als Philosophiestudentin bin ich nicht nur am Weltgeschehen und internationaler Politik interessiert, sondern auch an den philosophischen Konsequenzen

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