Agenten und Geräte

E-Books Schwere Zeiten für Verlage und Buchhandel: Das digitale Buch scheint sich durchzusetzen, der Druck auf den Buchpreis wächst und Autoren gehen eigene Wege

Es waren viele stolze Nachrichten, die Amazon Mitte Juli verkündete, die jedoch alle dasselbe behaupteten: Der E-Book-Markt wächst und wächst und wächst und muss deshalb als Zukunft der Branche angesehen werden. Das mag ganz richtig sein und sorgte für einigen Aufruhr, auch hierzulande. Allein, in Deutschland liegen die Dinge etwas anders. Genauer gesagt liegt da eine ganz besondere Sache anders: In Deutschland gibt es – im Gegensatz zu den USA oder Großbritannien – die Buchpreisbindung. Und die macht das deutsche E-Book, das nicht billiger als die billigste gedruckte Ausgabe des jeweiligen Buchs verkauft werden darf, deutlich unattraktiver als das amerikanische oder eben englische.

Mit mehr Aufmerksamkeit sollte man dagegen die jüngste Meldung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) bedenken, die Anfang August erstmals eigene deutsche E-Book-Charts – aktuell für den Monat Juli – bekannt gab. Die GfK ist das größte deutsche Marktforschungsinstitut; unter anderem misst es die TV-Einschaltquoten. Das heißt: E-Books scheinen endlich auch in Deutschland ein ökonomisch relevantes Produkt darzustellen. Denn die GfK erhebt Zahlen nur dort, wo sie einen Markt wittert; an nichts anderem haben ihre Kunden, die werbetreibenden Unternehmen, schließlich Interesse.

Die Top Five dieser Charts bietet nur eine einzige Überraschung: An der Spitze steht mit Andreas Franz‘ Krimi Letale Dosis ein Roman, der alles andere als neu, sondern erstmals bereits vor zehn Jahren erschienen ist. Es muss also am Preis liegen, dass er die Liste anführt: Gerade einmal 4,99 Euro kostet das E-Book. Eine gedruckte Version für 4,95 Euro liegt freilich ebenfalls vor; sie nennt sich Sonderausgabe.

Umweg über den Schnäppchenpreis

Nun würden nur böse Zungen behaupten, der Verlag Droemer Knaur habe eine schlaue Methode gefunden, der Buchpreisbindung ein Schnippchen zu schlagen: Man drucke einfach ein paar Exemplare eines Buches, etikettiere sie als „Sonderausgabe“ und annonciere sie zum Schnäppchenpreis – schon ist der Weg für ein begehrtes, da preiswertes E-Book geebnet. So wäre wegen der Unverzichtbarkeit dieser „Hardware“ die Existenz von Verlagen, Druckereien und Buchhandlungen immerhin noch eine Weile gesichert.

Erste Anzeichen des Wandels sind allerdings nicht mehr zu übersehen: Die größte US-Buchhandelskette Barnes Noble steht vermutlich bald zum Verkauf, da die Gewinne dramatisch einbrechen. Doch das E-Book macht nicht nur Buchhandlungen, sondern im Zweifel auch Verlage überflüssig: Andrew Wylie, legendärer US-amerikanischer Literaturagent, vermarktet die E-Book-Rechte „seiner“ (durchweg namhaften) Autoren neuerdings einfach selbst, ohne Rücksicht auf Verlagsverluste. Unter dem Namen „Odyssey Editions“ gibt es bei Amazon Romane von Amis, Bellows, Borges, Burroughs und so weiter herunter zu laden, selbstverständlich exklusiv auf Amazons E-Reader Kindle.

Der wiederum ist jetzt ebenfalls deutlich billiger zu erwerben als bislang, da mit dem iPad von Apple ein bedrohlicher Konkurrent herangewachsen ist und es im Grunde nur darum geht, den Hardware-Markt zu dominieren: Sowohl iPad als auch Kindle erlauben einzig die Nutzung der Produkte aus dem je eigenen Shop. Welche Bücher man liest, wird am Ende also davon abhängen, welches Gerät man benutzt. Und von Verlagen und Buchhandlungen wird vielleicht einfach keine Rede mehr sein.

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Geschrieben von

Katrin Schuster

Freie Autorin, u.a. beim Freitag (Literatur, TV, WWW)

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