Kleists Gedankenstrich

Inexistent Marlene Streeruwitz schildert in "Die Schmerzmacherin" das Schicksal einer Frau, die eigentlich schon aufgehört hat zu leben. Das passt zu ihrem typisch punktierten Sound
Exklusiv für Abonnent:innen

Keines der zahllosen Kommata, sondern ein Gedankenstrich gilt als berühmteste Interpunktion in Heinrich von Kleists Erzählung „Die Marquise von O…“. Dieser Gedankenstrich markiert die Ohnmacht der titelgebenden adeligen Dame – aus der sie als Schwangere erwacht. Statt allerdings metaphysische Gründe für die unbewusste Empfängnis ins Feld zu führen, gibt die Marquise lieber (man schreibt das Jahr 1800) eine Zeitungsannonce auf: Der Verursacher jener anderen Umstände, in die sie ohne ihr Wissen geraten sei, möge sich doch bitte bei ihr melden. So geschieht es, und happy end.

Auf nicht minder verstörende Weise zerlegt fast genau 200 Jahre später die österreichische Schriftstellerin Marlene Streeruwitz den patriarcha