Das Bildblog demonstriert seit 2004 eindrücklich, dass Kritik an dem Boulevardblatt populär ist, gerade in jenen Kreisen, die womöglich die einzige Hoffnung der „Qualitätsmedien“ darstellen. Und so haben Letztere in jüngster Zeit auffallend oft versucht, solchem aufklärerischen Impetus nachzueifern. Nur saß das irgendwie nie so recht; als hätte nicht die ehrliche Entrüstung am Ursprung gestanden, sondern zu allererst die Hoffnung auf mediale Aufmerksamkeit. Eine solche Lust am Eklat hält man nun auch den drei Redakteuren der Süddeutschen Zeitung Klaus Ott, Hans Leyendecker und Nicolas Richter vor, die vergangenen Freitag in einem im Grunde sympathischen Akt den Henri-Nannen-Preis abgelehnt haben, weil an ihrer Seite die Bild-Zeitung mit auf dem Podium gestanden hätte.
Das Ereignis passt zu der „Fallstudie über eine einseitig aufgelöste Geschäftsbeziehung“ von Hans-Jürgen Arlt und Wolfgang Storz, die den Titel ‚Bild‘ und Wulff – ziemlich beste Partner trägt: „Wer mit tagesaktuellen Veröffentlichungen längerfristig publizistisch und wirtschaftlich erfolgreich sein will, kann das nicht auf dem ‚Tugendpfad‘ des Journalismus. Er sieht sich zwangsläufig veranlasst, Bild als Vorbild zu nehmen. Diese strukturelle medienökonomische Entwicklung bildet die eigentliche Basis und damit die tieferliegende Erklärung für die wachsende, wenn auch in Teilen noch widerwillige Anerkennung der Bild-Arbeit von Seiten der Repräsentanten und Institutionen des traditionellen Qualitätsjournalismus“. Die Studie ist ihr bester Beweis: Sie wurde von der Otto-Brenner- Stiftung, zweifellos einem Förderer des traditionellen Qualitätsjournalismus, herausgegeben. Die Arbeit der Bild-Zeitung erfährt von ihr, wenn auch widerwillig, eine Menge Beachtung, und den ‚Tugendpfad‘ haben die Autoren nicht immer klar vor Augen. Vor ihrem Visier hüpft nämlich andauernd der Henri-Nannen-Preis durchs Bild.
Am 5. März gab die Jury des Preises, der „den Qualitätsjournalismus im deutschsprachigen Raum fördern und pflegen“ soll, die diesjährigen Nominierungen bekannt, darunter auch der Bild-Artikel Hat Wulff das Parlament getäuscht? vom 12. Dezember 2011. In ihrer Studie – die Arbeit daran wurde am 9. März aufgenommen – markieren Arlt und Storz diesen Text als Aufkündigung der „Geschäftsbeziehung“ mit Wulff und als Beginn einer quasi-journalistischen Distanz zu dem Politiker.
Springer-Kritik
Wiewohl der Name des Preises ostentativ ausgeblendet wird, machen die Autoren aus ihrer Meinung über die Nannen-Nominierung kein Hehl. Allerdings bricht sich dann stets eine vielleicht zu einfache Metaphorik Bahn: „Wer Bild im Fall Wulff für guten Journalismus lobt, muss Stalker für Treue, Schwarzfahrer für umweltfreundliches Verkehrsverhalten und Schmuggler für das Überwinden von Grenzen auszeichnen.“ An späterer Stelle heißt es: „Bild als Vorbild für Journalismus zu küren, bedeutet, einen Zehnkämpfer als Vorbild für Hundertmeterläufer hinzustellen; richtige Sprinter würden sich das verbitten.“ Und schließlich: „Nach dieser Logik des Lichtstrahls müsste Christian Wulff für seine Islam-Rede mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet werden, falls Bild ein Journalistenpreis verliehen wird.“
Die Hoffnung, dass die Studie endlich den Unterschied zwischen dem sogenannten Qualitätsjournalismus und der Bild-Zeitung erklären kann, dessen Einebnung die Springer-Kritik hemmt, erfüllt sich nicht. Böse Zungen würden behaupten: Das habe weniger mit der Bild als mit dem Qualitätsjournalismus zu tun.
Katrin Schuster bloggt auf katrinschuster.de etwa über die Professionalität von Bild
Kommentare 53
@ Schuster
Liebe Frau Schuster,
Kritik an BILD ist nicht nur populär, sondern berechtigt.
Ich erspare Ihnen die Belege. Zum Hundertsten von Axel Cäsar Springer folgt eine gute Berichterstattung auf die andere über den Verleger, seine Lebensleistung, sein Flaggschiff BILD. Da äußert sich selbst der mit Glacéhandschuhen anzufassende Dr. Döpfner einmal kritisch über die Methoden von BILD, über die Axel C. Springer zunehmend unglücklicher geworden sein soll. Es waren schließlich diese unsäglichen Skandale und ein sich allgemeinverbreitender Ekel, was zur Kurskorrektur - nicht zum Einlenken - führte.
programm.ard.de/TV/arte/drei-leben--axel-springer/eid_287247821579294?list=now
„Na, was hat das alles mit dem Preis zu tun. Was will die nun?“, werden Sie sich fragen, wo Sie doch schon alles vorwegnehmen: „Die Hoffnung, dass die Studie endlich den Unterschied zwischen dem so-genannten Qualitätsjournalismus und der Bild-Zeitung erklären kann, dessen Einebnung die Springer-Kritik hemmt, erfüllt sich nicht. Böse Zungen würden behaupten: Das habe weniger mit der Bild als mit dem Qualitätsjournalismus zu tun.“ Apropos mit Qualitätsjournalismus liegt man voll auf Kurs!
Mich überrascht dieser Artikel nicht, schrieb Klaus Raab hier unlängst seine „Bewerbung“ an die Springer-Presse. Dass er dabei die Meriten von Axel C. Springer – sein Festhalten an der deutschen Einheit, sein Lebensthema – die Aussöhnung mit Israel- sein facettenreicher Charakter, überging, sei an dieser Stelle dahingestellt.
So BILDe t sich bei mir mal wieder der Eindruck frei nach Paul Weber
http://huetestrubbel.files.wordpress.com/2011/02/bild2.jpg">
Das wurde depubliziert
Paul Weber
huetestrubbel.files.wordpress.com/2011/02/bild2.jpg">
Qualitätsjournalismus
www.manager-magazin.de/unternehmen/it/0,2828,667250,00.html
Hübscher journalistischer Eiertanz.
Liebe Frau Mohnen,
"Kritik an BILD ist nicht nur populär, sondern berechtigt." - da kann ich Ihnen nur absolut recht geben! Aber diese Kritik ist offensichtlich gar nicht so einfach, wie mir diese Studie ein weiteres Mal bewiesen hat. Mein Text versuchte also, eine Kritik der Kritik zu sein - ein solche sollte erlaubt sein und bedeutet auch nicht, dass ich mich auf die Seite der Bild stelle.
Liebe Frau Schuster,
Ihre Zusammenfassung dessen, was die ehrenwerten Kollegen und Publizisitk-Dozenten für die Otto-Brenner-Stiftung, nun schon in der zweiten "Expertise" über die "BILD"-Zeitung berichten, passt in den dF. Denn dieses kleine Wochenblättchen kämpft mit den gleichen Schwierigkeiten die schon länger auch die anderen Qualitätsmedien erfasst hat, die "BILD" aber schon lange und intensiv befriedigt.
Das Publikum will eine andere Qualität auch im Politischen, und längst haben sich das Journalisten und Politiker zu eigen gemacht und schließen mündliche Verträge, bzw. wenn sie z.B. aus Niedersachsen vom Viehmarkt kommen, Handschlag-Abkommen.
Ob nun die offenen Haare der Gretchen in der deutschen Politik gezeigt werden, ob es zum literaturrecherchierten Reportagefiktionalismus in den Hobbykellern der Politik geht, ob die Grillspieße sich ausreichend in der Uckermark drehen und das Grillgut nebst Bierchen auch dem Reporter schmeckt, ob der Seehofer-MP einem C-Parteienfreund Röttgen persönlich oder über die BILD-Zeitung die Meinung sagt, ob ein Hochtzeitskleid zum Parteitag uns die ungebührliche Schönheit der Politik vor Augen führt, die Trennung zwischen Geschäften auf Gegenseitigkeit, journalistischer Arbeit und dem Meinen, das auch das Lesepublikum und das Bloggoversum ganz gut hin bekommt, ist fast überall aufgehoben, egal welcher Zeitungskopf über allem prangt.
Die wichtigste Botschaft, Sie griffen sie auf, lautet, "Wir können gar nicht mehr anders, sonst können wir bald gar nicht mehr."
Ich denke, das kommt bei einigen Lesern weniger gut, bei vielen jedoch, sehr wohl, an.
Beste Grüße
Christoph Leusch
PS:
Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass dFC-Mitglied Magda bereits zwei Blogs zum Thema verfasste:
www.freitag.de/community/blogs/magda/preis-fuer-bild-und-eklat
www.freitag.de/community/blogs/magda/bild-dir-einen-preis
Die Bild fabriziert die wundervollsten Schlagzeilen, der Inhalt ist immer zwischen Irreal und Halbrealität, die Geschichten sind die Geschichten die, die Massen lesen wollen, seit der griechischen Tragödie und die Zeitung ist da um Politik zu machen, die Politik der Elite, die alles bestimmen will aber die keiner wählt!
Wer die Bild angreifen will muß diese Elite angreifen wollen!
Es gibt jede Menge gut begründete und formulierte Kritik an BILD:
www.hh-violette.de/von-bild-ung-zur-manipulation-oder-warum-ich-keine-gratis-bild-brauche/
" Die Arbeit der Bild-Zeitung erfährt von ihr, wenn auch widerwillig, eine Menge Beachtung, und den ‚Tugendpfad‘ haben die Autoren nicht immer klar vor Augen. Vor ihrem Visier hüpft nämlich andauernd der Henri-Nannen-Preis durchs Bild."
Wenn man eine Studie über eine Zeitung schreibt, muss man ihr wohl eine Menge Beachtung schenken.
Der moralische Wert eines einzelnen Menschen hängt nicht davon ab, ob er "Bild" oder "taz" liest oder sonst irgend etwas oder aber überhaupt nichts.
Nächste Woche, so habe ich es heute auf WDR 5 gehört, wird dort Kai Dieckmann im 'Tagesgespräch' zu Gast sein.
Thema: Verantwortung
Die Treue des Stalkers oder die Umweltbilanz des Schwarzfahrers: imir fällt dazu eher ein, dass man ja nunmal mit Göbbels kein Interview zur Ethik des öffentlich-rechtlichen Rundfunk machen kann.
Alphons Silbermann hat in einer grossen Studie zu Antisemitismus in Deutschland Philosemitismus in die Kategorie Vorurteil und damit latenten Antisemitismus eingeordnet, und die aggressive Stimmungsmache, die den Sechstagekrieg zu einem Blitzkrieg unter der Ägide deutscher Militärberater und damit letzlich zu einem deutschen Erfolg stilisiert hat, steht, wenn man genau hinsieht, in genau der Tradition, die ich in dem drastischen Vergleich oben angesprochen habe.
Denn jeder, der den primitiven Darwinismus der Nazis verinnerlicht hat, muss sich so bestätigt fühlen, verrückt diese Verdrehung doch die Shoa zu einem Selektionsverfahren: die Tüchtigsten waren es, die diesen Sieg mit deutscher Gründlichkeit errungen haben.
Die Bildzeitung hat Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit in Deutschland in einer Weise zementiert, die atemberaubend ist: Die angebliche Freundschaft zum Judenstaat wurde für Konservative zum Feigenblatt, um im Hintergrund den, siehe Hohmann bei der CDU, im Grunde auch antisemitisch durchdrungenen Antibolschewismus der Nazis fortzuführen, während Israel von Bild publizistischzu einer Art Elite-Aussenposten im kalten Krieg aufgebaut wurde, und die Linke, die ziemlich genau wusste, woran sie bei Springer war, hat ihr das - geglaubt.
So dass das Aufbegehren der 68er gegen die schweigenden Väter von einer Unterströmung begleitet war, die zu einer Art generationenübergreifenden Kontinuität führte: konnten sich die Alten iim Blick auf Israel dank der Interpretationshilfen der Springerpresse ihre Weltsicht erhalten, liess sich für die nächste Generation die Opposition zu den Vätern auf der Grundlage seiner Beschreibung durch genau die gleiche Springerpresse problemlos mit der Ablehnung des Judenstaats vereinbaren.
So oder so, in beiden Sichtweisen glaubt man dort die zeitgenössischen Nazis zu erkennen.
Es ist wie immer: Antisemitismus sagt nichts auch nur ansatzweise valides über das Objekt seiner Obsession aus.
Die Anschläge vom 11. September: für die einen zweifelsfrei der Mossad ('ich sage nur: Thermit!'), für die anderen Grund, wieder 'zurückzuschiessen' und, nein, keinen Lebensraum, aber fast genauso wichtige seltene Erden im Osten, diesmal dem fernen, zu erobern. Überschrift: Verteidigung Deutschlands am Hindukush.
Nehmen wir einmal, des Arguments wegen, an, das Grass-Gedicht sei diskutabel - ich finde allerdings dort nur antisemitische Stereotype: wieso führen die Einwände z.B. eines Rolf Hochhuth, immerhin Autor des 'Stellvertreters' dazu, dass er in der Akademie der Künste niedergebrüllt wird?
Wieso ist für Grass und jeden, der ihn schätzt, von vorneherein klar, dass der Vorwurf, antisemitische Klischees zu bedienen, nur an den Haaren herbeigezogen sein kann? Kein Innehalten, nicht das leiseste Zögern: der Judenstaat gefährdet den Weltfrieden und das jahrzehntelange Verschweigen der eigenen SS-Mitgliedschaft ist legitim, infam, wer ihm dies vorhält.
(Hat sich, vielleicht weiss das jemand, Grass eigentlich zu dem kurz nach dem Erscheinen seines Gedichts erfolgten Test einer atomwaffenfähigen Langstreckenrakete, mit der Indien auch die Hauptstadt seines Rivalen China erreichen kann, ganz zu schweigen von Islamabad, erreichen kann und dessen Bedrohlichkeit für den Weltfrieden geäussert? Immerhin hocken die Inder zusammen mit den anderen Idioten aus Pakistan seit Jahrzehnten in den eisigsten Regionen Kashmirs und lassen sich auch von Lawinen nicht davon abhalten, sich dort gegenseitig das Leben schwer zu machen)
Den Nannenpreis hat die Bildzeitung dafür erhalten, dass sie in einer beispiellosen Verleumdungskampagne einen konservativen Präsidenten abgeschossen hat, der den rechten Mainstream an genau einer Stelle verlassen hat: Fremde hierzulande sollten seiner Meinung nach mehr Rechte haben, als die Schnauze zu halten und zu arbeiten.
Die in der Verfassung verbriefte Religionsfreiheit hat er für die Muslime unter ihnen reklamiert und dies auf die griffige Formel gebracht, der Islam gehöre auch zu Deutschland.
Dafür haben ihn alle Medien in trauter Eintracht zur Sau gemacht.
Angeführt von der Bildzeitung, dem neuen Leitmedium.
'Heil Hitler', fällt mir dazu nur noch ein. Oder vielleicht noch 'Ave Caesar'.
Das geht klassischerweise weiter: 'morituri te salutant', und ein Blick nach Ungarn zeigt, dass man dort schon genau dort, nämlich weiter, ist: zwar gibt es da auch nicht so viele Juden, es lassen sich aber schon wieder Pogrome gegen Sinti und Roma veranstalten.
Und ob man die Pressefreiheit per verfassungsänderndernder Mehrheit ruiniert oder indem man die Bildzeitung für Qualitätsjournalismus auszeichnet: was soll's, viele Wege führen nach Rom.
Korrektur:
'und die aggressive Stimmungsmache, die den Sechstagekrieg zu einem Blitzkrieg unter der Ägide deutscher Militärberater und damit letzlich zu einem deutschen Erfolg stilisiert hat'
soll heissen:
'und die aggressive Stimmungsmache, mit der die Bildzeitung in den 60er Jahren den Sechstagekrieg zu einem Blitzkrieg unter der Ägide deutscher Militärberater und damit letzlich zu einem deutschen Erfolg stilisiert hat'
Eben auf dieses elende Dilemma - das sich in der Studie v.a. sprachlich, in dieser eigenwilligen Metaphorik niederschlägt - wollte ich hinaus. Mein eigener Text steckt letztlich ja in genau demselben Dilemma.
„Wer mit tagesaktuellen Veröffentlichungen längerfristig publizistisch und wirtschaftlich erfolgreich sein will, kann das nicht auf dem ‚Tugendpfad‘ des Journalismus. Er sieht sich zwangsläufig veranlasst, Bild als Vorbild zu nehmen. Diese strukturelle medienökonomische Entwicklung bildet die eigentliche Basis und damit die tieferliegende Erklärung für die wachsende, wenn auch in Teilen noch widerwillige Anerkennung der Bild-Arbeit von Seiten der Repräsentanten und Institutionen des traditionellen Qualitätsjournalismus.“
dann wäre mir persönlich eine möglichst laute bankrotterklärung lieber, als eine von was auch immer diktierte reinsprechung der methoden der bild. das geht ausdrücklich nicht gegen die autorin dieses artikels!
wenn unabhängiger qualitätsjournalismus aufgrund der politischen und/oder ökonomischen situation selbst den darum bemühten nicht mehr möglich ist, dann ist die demokratische basis in akuter gefahr! wie zuletzt gesehen. demokratische institutionen werden unterwandert und entwertet, schritt für schritt.
weil aber lachen wichtig ist und nicht nur bild stinkt, ein klassiker, willemsen interviewt markwort:
ha, ps lachen:
www.youtube.com/watch?v=MblCY98OQgI
Ergänzung: Dass die Studie so unverkennbar auf den Nannen-Preis hingeschrieben ist, ihn aber nirgends erwähnt, halte ich für ihren großen Fehler. Das ist nicht nur intransparent, sondern damit versucht sie auch, Politik zu machen - also genau das, was sie bei der Bild als 'unjournalistisch' oder unseriös identifiziert.
Die Autoren dieser Sätze heißen die Entwicklung nicht gut, das möchte ich hier noch anmerken. Es handelt sich um nicht mehr als eine nüchterne Feststellung.
ja, ich weiß, ich hatte das gelesen.
beste grüße
"Ergänzung: Dass die Studie so unverkennbar auf den Nannen-Preis hingeschrieben ist, ihn aber nirgends erwähnt, halte ich für ihren großen Fehler."
Ich weiß nicht, ob man das muss. Für mich wäre das "aus gegebenem Anlass".
Legt's in die Tonne.
@ Columbus
Da stimme ich doch in vielen mit Ihnen überein. Allerdings nicht in dem Punkt: "die Trennung zwischen Geschäften auf Gegenseitigkeit, journalistischer Arbeit und dem Meinen, das auch das Lesepublikum und das Bloggoversum ganz gut hin bekommt, ist fast überall aufgehoben, egal welcher Zeitungskopf über allem prangt."
Jedenfalls wäre es, wenn Sie denn Recht hätten, eine Selbstvernichtungsstrategie und das aus bloßem Daffke!
Sie verzeihen mir mein "Gretchen-Gemüt", diesmal jedenfalls, oder?
@ Liebe Frau Schuster.
Nun mit der Kritik an der Kritik – Reinhart Koselleck (Kritik und Krise. Eine Studie zur Pathogenese der bürgerlichen Welt) nannte das einst Hyperkrisis- ist es halt wie mit dem also wie mit diesem missliche Problem, sich beim eigenen Schopf aus –im Falle des hiesigen Journalismus selbstverschuldetem- Sumpf herauszuziehen zu müssen.
Nun, ich hoffe Ihnen nicht Unrecht zu tun, wenn ich bei ihrem Artikel gar nicht den Eindruck habe, dass sie sich an Metakritik heranwagen, sondern es vorziehen, sich, wie ihre Kollegen, zwischen die Stühle zu setzen. Ob es sich da bequemer sitzt, sei einmal dahingestellt, auch wenn die Paul Weber Graphik so ihre eigene Sprache spricht.
Das mir an so einer Stelle dann auch wieder diese alte Schrift – sagen wir mal über 150 Jahre älter als Antje Vollmer- in den Sinn kommt, liegt nicht an meinem Faible fürs Antiquierte, sondern eher daran, dass es so schön hier her passt, sozusagen wie die Faust aufs Auge: „Was ist Aufklärung“ ?
Ganz ironiefrei, das ist – Studie hin oder her- ein super Leitfaden für jeden, ohne Ausnahme und insbesondere, will mir scheien, für Journalisten.
verhält es sich wie mit dem misslsichen Problem
Ich bin ja hier in dieser Frage auch ein wenig ein Kommentar-Hansel, Frau Mohnen. Es sind so einige Ungereimtheiten in meinem Statement.
Besser hätte ich von den politischen Rapunzel-Flechtzöpfen und Dutts geschrieben, als vom armen Gretchen und es ist übertrieben von "fast überall" zu schreiben. Stimmt.
Das letzte Presse-Jahr hatte es aber in sich.
Bedenken Sie nur, dass eine der wichtigsten und auflagenstärksten (Qualitäts)Zeitungen Deutschlands, eine direkte Konkurrentin unseres Blattes, mit sieben Buchstaben am Kopf, sich auf einen Deal mit dem beliebtesten Politiker Deutschlands einließ und dafür sogar mit ihm in ein Londoner Stundenhotel zog.
Bedenken Sie, dass selbst in den besten Feuilletons Rezensionen bekannter Leute von deren Bekanntschaften und Autorenpartnern geschrieben werden.
Bedenken Sie, dass selbst Qualitätszeitungen Schwierigkeiten haben, die konsumnahen Seiten ihres Schaffens von den Verlockungen der Werber dieser versch. Gewerbe frei zu halten und die Abgrenzung Redaktion zu Werbung gefährlich oft nur mehr durch ein sehr keines "-Anzeige-" , das man fast mit der Lupe suchen muss getrennt findet. Besonders die Autoseiten, das obligate Reiseteil und dann die, nach und nach eingeschobenen Extras, zu Bauen und Wohnen, zu Produktpräsentationen, zu Geld und Versicherungen, sind doch mittlerweile sehr stark von den Begriffen der Marketing-Wirtschaft der jeweiligen Branchen durchsetzt.
Ich bin ja der Meinung, dass sich Journalismus daran entscheidet, ob man für dessen Unabhängigkeit bedingungslos streitet. Das ist für mich fast noch wichtiger, als ein ausgewogenes und vielleicht heute von vielen Zeitgenossen als langweilig empfundenes Urteil.
Z.B. reißt doch die Marotte nicht ab, dass z.B. die Feuilletons der deutsche Filmkritik zu den Blockbustern der Traumfabriken unisono die gleichen, stinklangweiligen "Slot"-Interviews bringen. Da findet eine solche Vorkonditionierung statt, dass gar nicht mehr unabhängig berichtet werden kann.
Selbstverständlich denken ich ja immer noch, dass gerade diese kleine Zeitung hier, sich die Mühe gibt, obwohl ihre Vorbedingungen schlechter sind, als die der verbliebenen Großen des Gewerbes. Daher ist es mir ja auch wichtig, nicht die Journalisten in die Tonne zu treten und ich muss Ihnen Recht geben, der Eindruck könnte entlang meines Kommentars entstehen.
Erschreckend in dem Expertise-Text aus der Otto-Brenner-Stiftung ist der von Frau Schuster sehr gut getroffene, resignative Ton.
BILD fand zum Journalismus, als die andere Strategie, nämlich eine langjährige Partner- und Patenschaft mit einem potentiellen Kronprinzen der Politik nichts mehr brachte. Das ist zu spät und dazu auch nur instrumentell. Leider hat es auch keine Kontinuität, den BILD pflegt seine alten Praktiken vornehmlich gegen Leute, die sich nicht mit Fachanwälten und anderem Druck wehren. Wulff war da eher untypisch und ungeschickt, was ihn letztlich zu Recht sein hohes Staatsamt kostete.
Unentschuldbar bleibt für mich das Vorgehen des Chefredaktuers der ZEIT, der zwar zerknirscht ein paar Stilfehler einräumte, aber seine Planabsicht, nämlich einem Politiker den man selbst für fähig hält eine formidable Rückkehrbühne zu bauen und gleichzeitig einen Scoop zu landen, für gut hielt.
Beste Grüße
Christoph Leusch
@ Keiner
"Die Bildzeitung hat Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit in Deutschland in einer Weise zementiert, ..."
Das ist Blödsinn!!
@anne mohnen
Aber Kant hat uns dieses Problem doch erst eingebrockt! Deshalb ist mir die Dialektik der Aufklärung näher, nicht nur historisch.
Ihr Eindruck, wo ich sitze oder nicht sitze, sei Ihnen natürlich gestattet. Eindeutiger Platz genommen habe ich Ihrer Auffassung entsprechend womöglich hier: www.katrinschuster.de/2012/05/12/medienprofis/
Nochwas :
Liebe Frau Schuster,
Politik wollen alle Medien machen, die Frage ist doch immer nur mit welchen Mitteln und welchen "Anspruch". Die beiden Autoren der Studie wollten Medienpolitik betreiben.
Der viel weiter in die Politik reichende Machtanspruch von BILD wird - dank freundlicher reputierlicher Helfer - immer deutlicher artikuliert. Dagegen kann man wenig machen, aber wenigstens dagegen anschreiben. Und ich würde auch da nicht sagen: Mit welchen Mitteln auch immer. Storz und Arlt sind schon noch im Bereich des Akzeptablen geblieben.
Liebe Magda,
"im Bereich des Akzeptablen" - meinetwegen. Aber das ist mir einfach zu wenig: Eine Studie, die sich den propagandistischen Methoden eines Boulevardblatts widmet, muss meiner Meinung nach sehr genau darauf achten, welcher Mittel sie sich selbst bedient. "Aus gegebenem Anlass" entsteht wohl jede Studie - aber erwähnen sollte man diesen Anlass schon, statt drumherum zu drucksen (was die Leerstelle nur mit noch mehr Bedeutung auflädt).
Liebe Frau Schuster,
danke für das unaufgeregte Umkreisen eines Dilemmas aus gegebenem Anlaß, welches nach meinem Eindruck auch Columbus mit den Worten
"die Trennung zwischen Geschäften auf Gegenseitigkeit, journalistischer Arbeit und dem Meinen, das auch das Lesepublikum und das Bloggoversum ganz gut hin bekommt, ist fast überall aufgehoben, egal welcher Zeitungskopf über allem prangt"
treffend zum Ausdruck bringt.
anne mohnen schrieb am 16.05.2012 um 01:27
@ Keiner
"Die Bildzeitung hat Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit in Deutschland in einer Weise zementiert, ..."
Das ist Blödsinn!!
Das ist die absolute Wahrheit!!!
Ihr Einwand, @ anne mohnen, hat mich lange nicht übermässig beeindruckt.
Geändert hat sich das erst, als Sie, @KarinL, mich verdächtigt haben, hier eine absolute Wahrheit formuliert zu haben.
In der Zusammenschau Ihrer Kommentare bleibt mir jetzt eigentlich nichts anderes übrig, als eine neue Kirche - dann aber die von der heiligen Blödseligkeit oder so - zu gründen.
Oder mich, ganz grauenhafte Vorstellung, um eine differenziertere Sicht auf die Bildzeitung bemühen...
Na, jedenfalls vielen Dank für Ihren wohlmeinenden Chor, der mir meine Grenzen so deutlich aufgezeigt hat!
@ Lieber Frau Schuster,
Danke für den Link zu Ihrem Blog. Das "zwischen den Stühlen sitzen " nehmen Sie bitte nicht persönlich. Wenn Sie einmal die Graphik genau anschauen, besteht die Schärfe doch darin, dass es es sich gar nicht auf den Stühlen sitzen lässt! Vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt!
Nun, was Kant uns mit seiner Schrift "Was ist Aufklärung" eingebrockt haben soll, will mir nicht einleuchten. Ich glaube, es lässt sich schnell nachweisen, dass sein Aufklärungsbegriff kaum kompatibel ist mit dem, was BILD darunter versteht. Wenn Sie allerdings meinen, dass Kant die Hyperkrisis nicht wirklich unterbrochen habe, dass eben die Kritik an der Kritik an der Kritik so ihre Blüten treiben kann, dann haben Sie Recht.
Wie auch immer - "Die Dialektik der Aufklärung“ ist auch ein schönes Buch, es führt hier aber ein wenig vom Thema weg.
Wenn Medien, wie im Falle Springer, ein Verlagskonzern, Macht derart ausbauen können, sagt dies auch etwas über seine Leser, Kunden, Nutzer aus, wie über Politik aus, oder?
In der allgemeinen Diskussion über BILD wird gelegentlich behauptet, das Blatt sei seriöser geworden. Sei es, dass den eigenen Argumenten nicht getraut wird, sei es, dass Gegenbeweisen gleich der Wind aus den Segeln genommen werden soll, wird dann gerne schnell hinterher- geschoben, „die Anderen“ hätten an Qualität verloren, indem sie sich dem Boulevard angepassten.
Mal abgesehen davon, dass ich das in dieser Pauschalität nicht nachvollziehen kann, hat Magda natürlich recht, wenn sie schreibt: „Politik wollen alle Medien machen, die Frage ist doch immer nur mit welchen Mitteln und welchen "Anspruch". Die beiden Autoren der Studie wollten Medienpolitik betreiben. Der viel weiter in die Politik reichende Machtanspruch von BILD wird - dank freundlicher reputierlicher Helfer - immer deutlicher artikuliert. Dagegen kann man wenig machen, aber wenigstens dagegen anschreiben. Und ich würde auch da nicht sagen: Mit welchen Mitteln auch immer.“
Es geht bei der Studien, da schließe ich mich Ihnen an, allerding nicht darum, ob die Autoren noch „im Bereich des Akzeptablen“ geblieben sind, sondern darum, dass Storz und Arlt, sich das Credo der Springer-Leute nicht nur zu eigen machen, sondern dies für alternativlos halten: „Wer mit tagesaktuellen Veröffentlichungen längerfristig publizistisch und wirtschaftlich erfolgreich sein will, kann das nicht auf dem ‚Tugendpfad‘ des Journalismus. Er sieht sich zwangsläufig veranlasst, Bild als Vorbild zu nehmen.“
Schon wegen dieser Eingangsbehauptung erscheint mir die Studie höchst fragwürdig und eher ein Beleg aktiver Wasserträgermentalität - und dies ganz im Sinne von Springer.
In der Konsequenz der Logik der Autoren, werden nämlich vermeintlich „Andere“, die erfolgreich sind oder es werden wollen, gleich mit über einen Kamm geschoren resp. unter Generalverdacht gestellt, Springer-Like zu sein!
Es dürfte sich bei dem von Ihnen erwähnten Preis um den Herbert Quandt Medien-Preis handeln, die Liste seiner Preisträger liest sich wie das Who is Who des deutschen Journalismus*.
Er wird zu Ehren eines Mannes verliehen, der ab 1940 im Vorstand der AFA (später Varta) war, die sein Vater in den 1920er Jahren übernommen hatte.
Diese Accumulatorenfabrik beschäftigte Arbeiter, die aus einem der Firma angegliederten KZ rekrutiert wurden und unter den unmenschlichen Bedingungen in der Produktion - vor allem ruinierten Schwefelsäuredämpfe, die bei der Entoxidierung von Messing entstanden die Gesundheit der Menschen - bald zugrunde gingen.
Herbert Quandt, so ist seit der Dokumentation 'Das Schweigen der Quandts' von Eric Fiedler bekannt, berechnete aus diesem Grund 'Fluktuationsraten' und sorgte sich so um das Wohl der familieneigenen Firma.
Noch lange nach dem Krieg wurden ehemalige Arbeiter, die aller Quälerei zum Trotz überlebt hatten, mit dem Wunsch nach irgendeiner Anerkennung ihres Leidens brüsk abgebürstet.
Drinnen wird, so kann man es zuspitzen, das geraubte Geld nach Gutsherrenart an genehme Journalisten verteilt, die dafür mindestens einen Kotau vor dem, der da schliesslich geehrt wird, hinzulegen haben.
Nie ist mir zu Ohren gekommen, dass einer von denen auch nur einen Cent an eines der Opfer Quandts weitergegeben hätte (es würde mich sehr freuen, von so einer Geste zu erfahren!).
Sicher finden Sie es auch 'gesinnungstüchtig', dass ich dies hier aufwärme, den Einwand, dass solche Figuren keine Ehrung, die im Grunde nachträgliche Komplizenschaft bedeutet, durch Medienleute verdienen, unsachlich, und wahrscheinlich halten Sie es für an den Haaren herbeigezogen, dass meiner Meinung nach angesichts seines Stifters ein solcher Preis ein vernichtendes Urteil über die bedeutet, die ihn erhalten sollen und ihn annehmen.
Was Sie in der Bild -"Berichterstattung" zu Griechenland ganz offensichtlich übersehen, ist die Infamie, mit der scheinbar sachliche Argumente missbraucht werden, um eine intelligente Analyse zu verhindern und statt dessen 'ein Volk' zum Sündenbock für eine systemimmanente Krise der weltweiten Finanzmärkte zu stempeln (es gehört sich übrigens auch nicht, Einstein als Mörder für ein Gedankenexperiment zu missbrauchen).
Und wie ist das mit Ihren Fakten? Haben 'wir' tatsächlich 'Griechen-Kredite' vergeben, oder nicht doch eher für solche Kredite gebürgt? (Fragen Sie mal Herrn Breuer, früher von der Deutschen Bank, wie klug es ist, in unserem Finanzsystem die Kreditwürdigkeit von Personen oder Firmen öffentlich zu bezweifeln, an deren wirtschaftlichem Erfolg man interessiert ist.)
Doch, Blome und Co haben den Herbert Quandt Medienpreis ganz sicher verdient, die wirklich spannende Frage im Zusammenhang dieses Blogs hier ist, warum so viele andere ihn überhaupt angenommen haben und nicht wenigstens jetzt dem Beispiel ihrer Kollegen von der SZ folgen.
* Die Quandt-Stiftung gibt es zwar im Internet, als ich jedoch das letzte Mal auf deren Seite war, gab es dort einen Hinweis, dass es untersagt sei, dorthin zu verlinken. Daran halte ich mich natürlich, und ob die angesprochene Liste der Creme des deutschen Journalismus dort noch zu finden ist, weiss ich nicht, suchen Sie es sich bei Interesse bitte selbst raus!
@ KarinL
Wo bleibt ihr Beleg?
Bei dem Wort absolut, bekomme ich Bauchschmerzen!
Im übrigen, selbst der lauteste Gegner der BILD, von Springer wird nicht leugnen können, dass das Bekenntnis zum Staat Israel zum Firmencredo gehört.
Also, Urteil=Voruteil und vice versa?
Damit wäre Sie dann der Typ von Zeitungskonsumentin, den sie vorgeben zu verurteilen.
Zum technischen Teil:
1.kommentieren
2.einkaufen gehen
3.schauen
4.Essen kochen usw.
5.Browserfenster schließen, eine schönes Buch zur Hand nehmen
6.Browserfenster wieder öffnen und sich freuen, dass der Kommentar angenommen wurde. Wenn nicht, dann eventuell nochmals zurück zu 2.
Zum inhaltlichen Teil:
Ihr Kommentar befaßt sich damit, wie schwierig es für Herrn Storz war, "Bild" überzeugend zu kritisieren. Wenn ich Frau Schuster richtig verstanden habe, befaßt sie sich aus einer etwas anderen Perspektive auch mit dieser Schwierigkeit.
Zum technischen Teil:
1.kommentieren
2.einkaufen gehen
3.schauen
4.Essen kochen usw.
5.Browserfenster schließen, eine schönes Buch zur Hand nehmen
6.Browserfenster wieder öffnen und sich freuen, dass der Kommentar angenommen wurde. Wenn nicht, dann eventuell nochmals zurück zu 2.
Zum inhaltlichen Teil:
Ihr Kommentar befaßt sich%2
@ anne mohnen schrieb am 17.05.2012 um 20:58
Na, Frau Mohnen, so leid Sie mir wegen Ihrer Bauchschmerzen auch tun mögen, KarinLs 'absolut' balanciert in Wirklichkeit , das müssten Sie doch ehrlicherweise einräumen, nur Ihr apodiktisches 'Das ist Blödsinn' aus.
Für Belege sehe ich mich in dieser Sache auch zuständig und erlaube mir, zunächst den schon erwähnten Alphons Silbermann zu zitieren:
>>[...]"Aktuelle Stunde" im Bundestag zum Thema Antisemitismus. Wie zu erwarten war, tat jede Partei kund, wie sehr sie dieses soziale Übel verachte, um dem schnellstens hinzuzufügen: "Seht doch wie gut, nett, verständnisvoll wir uns gegenüber Israel verhalten" - in keiner Weise begreifend, wie wenig, beziehungsweise gar nichts dies mit den Juden in der Bundesrepublik zu tun hat, so wohl es in ihren und in den Ohren des Staates Israel auch klingen mag.
Quelle:
www.spiegel.de/spiegel/print/d-13518966.html
(der ganze Artikel ist sehr lesenswert!)
Bei der Frage nach Antisemitismus in Deutschland und seiner Zementierung ist, und das scheint mir wichtig festzuhalten, kann ein Bekenntnis zum Staat Israel, zumal als Firmencredo, eben genau nicht - wie Sie es aber nahelegen - als eine Art Persilschein gewertet werden.
Lassen Sie mich, bevor ich meine eigentliche These noch einmal zu verdeutlichen versuche, noch auf diesen Beitrag Rafael Seligmanns hier
www.talmud.de/cms/Groesster_Schaden_fuer_da.167.0.html
hinweisen, er schreibt dort (der ganze Artikel ist sehr lesenswert!) u.a.:
>>[...] das zunehmende Missverstehen zwischen Juden und Philosemiten. Der Weg zur Hölle ist auch hier mit edlen Absichten gepflastert. Die falschen Freunde umarmen uns Hebräer dermaßen heftig, dass sie uns die Luft zum Atmen rauben. Denn sie reduzieren das Judentum zu einer Holocaust-Nostalgiegemeinschaft. Das Judentum ist aber mehr!
Die Wurzel des Judentums ist das göttliche Gesetz. Sein Kern sind die Zehn Gebote. Die ethische Kraft des Judentums war und ist bis heute so stark, dass aus ihm zwei Weltreligionen hervorgingen, das Christentum und der Islam. Jesus war gläubiger Jude; das Christentum bekennt sich heute eindeutig zu seinen jüdischen Ursprüngen. Im Laufe seiner mehr als dreitausendjährigen Geschichte hat das Judentum viel an Tradition und intellektueller Kraft aufgenommen.
Ohne Seligmann für meine Überlegung vereinnahmen zu wollen, scheint mir, dass die Umarmung Israels durch die Springerpresse einen ähnlichen Effekt hat, wie die, die er beschreibt: wenn sie Israel zu einer Art Musterbeispiel für deutsche Militäreffizienz hochschreiben (und irgendwann in der Folge Rechtsextremisten vom Schlag eines G. Wilders nach Israel pilgern, weil sie ihre eigenen Vorstellungen vom Umgang mit 'Untermenschen' dort unterfüttern wollen), entsteht ein Zerrbild von Israel, das mit der Realität nichts zu tun hat.
Es wirkt aber. Wenn Nationalisten wie Axel Caesar (!) Springer ihre Vorstellungen von Staat auf Israel projezieren und es so möglich machen, dass seinerzeit noch in Hülle und Fülle vorhandene Mitläufer des Naziregimes sich als die neuen und wahren Freunde der Juden nicht nur gerieren können, sondern sich selbst in ihrem eigenen Zerrbild des jüdischen Staats spiegeln und zu erkennen glauben können, ist es kein Wunder, dass eine Generation, der solche Väter zutiefst verdächtig sind, auch diese Position angreifen muss - zumal es so eine psychische Rendite gibt, die unbezahlbar ist: faktisch stehen sie auf der gleichen Seite.
Die eine findet den jüdischen 'David' toll, weil sie sich nach dem verlorenen Krieg als Opfer sieht und identifizieren kann und in Israel letztendlich 'deutsche Tugenden' verwirklicht sieht, die andere kann, ohne es zu bemerken, die jahrhundertealten Vorurteile gegenüber Juden übernehmen. indem sie die Vorwürfe an die Väter auf deren angebliche neue Freunde verschiebt - so muss auch diese Generation nicht als Waisenkinder aus der Geschichte fallen, sondern, wie immer, kann 'der Jude' alles schuld sein, den Weltfrieden bedroht er allemal.
Wolfgang Benz hat ausführlich und differenziert darauf hingewiesen, wie sich die Stereotypen und Mechanismen des Antisemitismus inzwischen in sogenannter Islamkritik wiederfinden lassen, und hier, das lässt sich doch nun wirklich nicht bestreiten, versucht die Bildzeitung mit allen Mitteln Spitze der Bewegung zu sein.
Das war gemeint - Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit in Deutschland -, vielleicht ist es jetzt etwas klarer.
Und @ KarinL: Wenn ich gewusst hätte, dass ich, als ich Ihr 'absolut' etwas auf die Schippe nahm, eine Kerbe ansetze, in die sich dann weiter schlagen lässt, hätte ich das gelassen: in Wirklichkeit freut mich Ihr Zuspruch, denn so fasse ich Ihren Kommentar natürlich jenseits der Ironie auf!
Wieder muss ich korrigieren bzw. ergänzen: Statt:
"Die eine findet den jüdischen 'David' toll, weil sie sich nach dem verlorenen Krieg als Opfer sieht und identifizieren kann und in Israel letztendlich 'deutsche Tugenden' verwirklicht sieht, ...
muss es heissen: Die eine findet den jüdischen 'David' toll, weil sie sich nach dem verlorenen Krieg als Opfer sieht und identifizieren kann und in Israel letztendlich 'deutsche Tugenden' verwirklicht sieht -und verleumdet so in Wirklichkeit den jüdischen Staat, indem sie ihn nur innerhalb der Parameter ihres vom Nationalsozialismus geprägten Denkens, z.B. als antibolschewistischen Aussenposten, akzeptieren kann, die andere kann, ohne es zu bemerken, die jahrhundertealten Vorurteile gegenüber Juden übernehmen. indem sie die Vorwürfe an die Väter auf deren angebliche neue Freunde verschiebt - so muss auch diese Generation nicht als Waisenkinder aus der Geschichte fallen, sondern, wie immer, kann 'der Jude' alles schuld sein, den Weltfrieden bedroht er allemal."
@ Lieber Columbus,
sie laufen bei mir offene Türen ein- bis auf den Punkt:
„Ich bin ja der Meinung, dass sich Journalismus daran entscheidet, ob man für dessen Unabhängigkeit bedingungslos streitet. Das ist für mich fast noch wichtiger, als ein ausgewogenes und vielleicht heute von vielen Zeitgenossen als langweilig empfundenes Urteil.“
Nun, das scheint mir der“ Casus knaxus“ zu sein. Aus meiner Sicht ist das eine ohne das andere nicht zu haben.
„Ausgewogenheit“- hier wäre erst einmal die Frage zu stellen, was Sie darunter verstehen?
Für mich hat ein/e Journalist/in eine Meinung zu haben und diese notfalls gegen den Strom zu vertreten.
Gute, solide Berichterstattung, engagierte Kommentierung des Zeitgeschehens, intelligente Argumentation stehen für mich nicht unter dem Anfangsverdacht der Langeweile. Außerdem, lieber Columbus, glaube ich nicht, dass Zeitungen besonders aufgeregt daherkommen müssen. Die Realität ist aufregend genug. Alles andere besorgen Filme – und BILD Co.-
Ja, es ist hier kommod auf Die Zeit zu schimpfen.
Dabei bleibt "der alte Main-Schiffer" so schön außen vor, oder? Gut, FAZ-Schirrmacher hat den Finger stets am Puls der Zeit, jammert nicht, wie sein Kollege GaborSteingart einem alten Toaster hinterher. Schirrmacher liest Texte im Original und kann sie dann auch selbstständig kompilieren, geschenkt. Ich empfehle Ihnen einmal die Vorlesung von Thomas Metzinger in Mainz (sic!). Andererseits ist so ein Buch, z.B. wie Payback handlicher, kürzer und dies in jeglicher Hinsicht. OK, Sie müssten noch ein wenig Zeitgeist und Ernst Jünger (Schirrmachers Erweckungserlebnis) einstreuen, und fertig ist die Sonntagslektüre für - „Kluge“.
Doch ich will nicht abschweifen. Sie möchten über Giovanni di Lorenzo sprechen. Gerne!
Wenn von Giovanni di Lorenzo die Rede ist, klingt mir automatisch dieser 80ziger Jahre Song in den Ohren: The winner takes it all. Dabei sei Giovanni di Lorenz kein Alpha-Tier, vielmehr ein Menschenfänger, heißt es so schön. Anfang der 1990ziger Jahre organisierte di Lorenzo mit anderen Lichterketten gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Das war edel, das war generationenübergreifend, daran konnten auch Eltern mit Kleinkindern teilnehmen, dies habe ich mir sagen lassen: „Die gute alte Zeit“ - eben! Heute führt Giovanni di Lorenzo sie erfolgreich durch den Niedergang des Blätterwaldes. Rechts oder links? Och - er lässt sie einfach alle toben, und fährt dabei ganz sicher - brav in der Mitte. Als „Reformpädagoge“, so sieht er sich wohl, hat er das Layout seines Blattes stets im Blick und ändert auch mal etwas. Manche sagen, das sei beliebig. Andere finden das chic. Dem Gianni di Lorenzo kann das alles Wurst sein. Smart wie er ist, kocht der sich längst schon seine Pasta selber. Bei ihm stimmen die Zahlen, Hut ab! Gut, von Doktortiteln scheint di Lorenzo nicht viel zu halten, übrigens sein Vorgänger auch nicht (Cicero 05/2011 Silvana, Karl Theodor und die Tochter Stoibers. von Michael Naumann). Bemerkenswert ist dann schon, wenn schließlich laut gefragt wird: „Wo sind die Intellektuellen hin?“ Dumm nur, wenn dies sinnigerweise auf dem Online-Portal der Zeit geschieht, wo schon mal ein Soziologieprofessor das Internet und Talkshows als Orte der Ent-Intellektualisierung ausmachte. Manch einer könnte hier ein klassisches Eigentor vermuten. Inzwischen könnte dies auch eine öffentlichkeitswirksame Bitte sein, z.B. für eine Einladung zu3nach9. Gastgeber dieser Efeurunde ist ja bekanntermaßen Giovanni di Lorenzo.
@ Ja, Keiner,
ich habe das einkalkuliert, das Argument "Philosemit"...
Bei aller Kritik an Axel C. Springer - das ist unfair- obwohl sich sicherlich viel zu der veränderten Situation nach dem 1967 Krieg sagen ließe, was hier aber vom Thema wegführt, sorry!
@ Ja, Keiner,
@ Keiner
ich habe das einkalkuliert, das Argument "Philosemit"...
Obwohl sich sicherlich viel zu der veränderten Bereichterstattung nach dem Krieg von 1967 sagen ließe, habe keine Lust den Faden aufzugreifen, denn es führt vom Thema weg, sorry!
@ keiner
"Es dürfte sich bei dem von Ihnen erwähnten Preis um den Herbert Quandt Medien-Preis handeln, die Liste seiner Preisträger liest sich wie das Who is Who des deutschen Journalismus*."
Interessant war und ist die Jury-Besetzung!
Ich bin etwas besorgt und bitte deshalb um Hilfe. Ich habe den Artikel von Katrin Schuster nicht verstanden, ich verstehe nicht wirklich, um was es dabei geht. Vor allem habe ich auch nach dem zweiten Durchlesen nicht verstanden, ob die Autorin jetzt die Verleihung des Henri-Nannen-Preises an BILD kritisiert oder nicht.
Bin ich inzwischen so weit verblödet oder drückt sich der Artikel um eine Aussage rum?
Ciao
Wolfram
@ Canabbaia schrieb am 17.05.2012 um 23:15: Wenn Sie's so angehen wollen, sollten Sie noch weiter zurückgehen.
Irgendwann stossen Sie dann auf die Geschichte eines notorischen Womanizers und Verwandlungskünstlers, der auf dem Gebiet der heutigen Türkei ein junges Mädchen verführen wollte.
Zeus, um ihn handelte es sich nämlich, hatte sich in einen Stier verwandelt, und als es ihm gelungen war, die junge Schöne dazu zu bewegen, sich auf seinem Rücken zu setzen, lief er ins Meer und schwamm mit ihr davon.
Sie verliessen so Kleinasien und erreichten Kreta.
Seitdem ist der Kontinent, zu dem diese wunderbare Insel gehört, nach jener Schönen benannt: Europa
Inzwischen regt sich jeder kleine Hanswurst hierzulande darüber auf, dass sein Steuergeld - üblicherweise sind das seine Milliarden, bei Ihnen werden es jetzt sogar Billionen - vergeudet werde.
Als Exportweltmeister' fanden 'wir'uns alle hingegen unheimlich toll...
@ anne mohnen schrieb am 17.05.2012 um 23:18:
Sie könnten hier erläutern, was an der Besetzung der Jury so interessant ist, ich vermute auch, dass das, auch in Hinsicht auf die Verleihung des Nannen-Preis, erhellend wäre!
@ anne mohnen schrieb am 17.05.2012 um 23:10,
anne mohnen schrieb am 17.05.2012 um 23:13:
keine wirklichen Gegenargumente.
Und ich finde, die sollten Sie, mindestens was den Vorwurf der Unfairness angeht, vortragen - so, wie Sie ihn erheben, ist es mir nicht möglich, meine Überlegungen an ihm zu überprüfen.
Es leuchtet mir auch nicht ein, dass der Blick auf eine 'veränderte Berichterstattung nach dem Krieg von 1967' von dem Aspekt des Themas, wie schwierig es sei, die Bildzeitung treffend zu kritisieren, wegführe.
Gerade zu einem Zeitpunkt, da dieses Blatt sich zu seiner 60jährigen Existenz als geradezu staatstragende Institution aufzublasen versucht, liegt eine historische Betrachtung - die Sie offenbar liefern könnten, wenn es Ihnen gelänge, Ihre Unlust zu überwinden - doch nahe, Ihr wichtiger Hinweis auf die Zusammensetzung der Jury des Herbert Quandt Medienpreis heutzutage im Vergleich zu früheren Zeiten weiter unten geht doch in eine ähnliche Richtung!
Nachtrag, @ anne mohnen: Vielleicht interessiert Sie im Zusammenhang 'unfaire Beurteilung Springers' dieser Artikel hier in der Welt
www.welt.de/print/die_welt/kultur/article13022574/Philosemit-aus-Patriotismus.html
und zur dort angesprochenen Ulrike Meinhof findet sich im Netz dieses hier
www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=7033
www.freitag.de/kultur/1220-medientagebuch?loggedin=1#comment- 405163
@Magda
www.freitag.de/kultur/1220-medientagebuch?loggedin=1#comment- 405163
:o)
Ich hatte meinen Kommentar bereits abgeschickt, als ich dann auf deinen Kommentar gestoßen bin. Hmnja, Eiertanz.
Ciao
Wolfram
@ Lieber Wolfram,
liest Du meine Kommentare nicht mehr?
anne mohnen schrieb am 16.05.2012 um 00:23
anne mohnen schrieb am 17.05.2012 um 20:19
Schön erklärend ist auch die Paul-Weber-Graphik.
Salut!
Dass die Bild-Truppe als ein Haufen von Dreckschweinen aufzutreten wünscht, wie ersichtlich. kann kein Pronlem sein-
Wie hiess in "The game"?:
"Uns interessieren nicht die Antworten, sondern die Reaktionen auf unsere Fragen".
Da die BILD oder build keinerlei Fragen hat, bleibt das Blatt das wozu es von seinem Erfinder erfunden wurde: eine kollektivierte Kloschüssel, in oder über die man man ganz heftig herkacken kann.
Und es wird gekackt: gleich ob mit oder ohne BILD.
Ein weltbekannterr Galerist sagte mal, es bereite ihm Spaß BILD zu lesen: Zweierlei hatte er nicht begriffen: Bild kann man nicht lesen und Bild bleibt verständnislos.
Das macht BILD aus.
Und dafür wird Bild auch gekauft.
@ Schuster
Hier die Links zur Studie und Kurzversionen.
Ich finde die Autoren werden da sehr klar in ihrer Kritik - bis auf die Eingangshypothese, die ich fragwürdig finde, dass BILD resp SPringer notwendig die Maßstäbe setzt!
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Für den Fall, dass jemand Lust auf die Studie hast.
www.otto-brenner-stiftung.de/fileadmin/user_data/stiftung/dokumente/AH71_Bild_Wulff/AH71_Wulff_WEB.pdf
Hier die "Kurzversion":
www.publik-forum.de/politik-gesellschaft/artikel/warum-bild-christian-wulff-fallen-liesz-online
Hier der Vorläufer:
www2.evangelisch.de/themen/medien/wulff-auf-bild-reise-von-wolke-7-ab-in-die-w%C3%BCste55953
@ Keiner
Das mit dem Blödsinn gilt nur noch unter Vorbehalt! "
www.cicero.de/salon/ayaan-hirsi-ali-wie-springers-ehrenpreistraegerin-breiviks-massenmord-erklaert/49381