30 tage ohne oben (15)

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Der Chef ist weg, der Boss, der Köhler. In 15 Tagen wird ein neuer Bundespräsidentenmensch gewählt. Wie fühlt er sich an, der Alltag so ohne richtiges Staatsoberhaupt? Ein Tagebuch.

Vier Hälften habe ich gerade hinter mit. Habe 20 Jahre in der einen, 20 Jahre in der anderen Stadt gelebt. 20 Jahre in dem einen System, 20 Jahre in einem anderen. Insgesamt kann ich wohl davon ausgehen, eine Hälfte noch vor mir zu haben. Und bin mir gar nicht sicher, ob mich das beruhigen kann.

Gibt es für mich eine Halbzeitpause? Ein Bergfest? Nein, ein Bergfest sicher nicht, das hieße ja, ab jetzt hinab zu steigen. Aber eine Pause wär' doch schön. Müssen ja nicht 15 Jahre sein,15 Tage täten's auch. 15 Tage, an denen ein kleines Pflege-Ensemble mich lobt, massiert, bekocht, Mix-Getränke reicht, die Gegner analysiert und die Zukunft rosig malt.

Abgeschottet von der Welt, behütet in den Katakomben der Arena könnte ich Kraft und Mut tanken und Gelassenheit trainieren, und wenn ich dann wieder auftauche, am Abend des 30. Juni, dann wird ein neuer Bundespräsident gewählt sein (jemand muss Katrin Müller-Hohenstein sagen, dass es nicht mehr Reichspräsident heißt). Ich werde lächeln, und dann werden sie mich sagen hören: Abseits!

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Geschrieben von

kay.kloetzer

Kulturtante in Leipzig.

kay.kloetzer

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