30 tage ohne oben (20)

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Der Chef ist weg, der Boss, der Köhler. In 10 Tagen wird ein neuer Bundespräsidentenmensch gewählt. Wie fühlt er sich an, der Alltag so ohne richtiges Staatsoberhaupt? Ein Tagebuch.

I don't like Sundays. Ich mag es nicht, Zeit zum Putzen zu haben. Und vorher Zeit zum Aufräumen. Und dazwischen Zeit zum Bügeln. Leerlauf. Von wegen Schwarzer Montag - an Sonntagen frisst die Muße Löcher ins Beziehungsmuster. Sonntage kann ich nicht ernst nehmen. „Wir können doch nicht an einem Sonntagnachmittag die Wehrpflicht abschaffen“, hat ja auch die Kanzlerin gesagt. Welcher Wochentag besser geeignet ist, wollte sie natürlich nicht verraten.

Womit fülle ich Leerstellen? In Deutschland sind dieser Tage einige Posten unbesetzt: Ministerpräsidentschaft NRW, Hausherr Schloss Bellevue, Vizekanzler (wird demnächst frei). Hierfür gibt es immerhin Bewerber. Für jede dritte Lehrstelle im Ostdeutschland hingegen werden händereibend Auszubildende gesucht, vor allem in den Bereichen Einzelhandel, Banken und Hotelgewerbe. Das sind tausende Chancen. Und keiner mag sie?

Ich möchte weinen und denke: Wenn das Volk nicht will, müssen seine Vertreter ran. Dennoch vermelden weder Brüderle, Schäuble noch Westerwelle ihre Bewerbung bei Karstadt, WestLB oder Travel Charme. Ein Praktikum wäre ein Anfang, finde ich, Rösler könnte sich während der Sommerferien in einer privaten Zahnarztpraxis in die Geheimnisse der Punktesystems einweihen lassen.

Gewiss geht von der Leyen wieder mit eigenem Beispiel voran und jobbt ein halbes Jahr im Job-Center, um mehr über „Tricks bei Bewerbungen infolge hinterlistiger Empfehlungen“ zu erfahren. „So etwas passiert mir nicht noch einmal“, wird die Kurzzeit-Bundespräsidentschaftskandidatin sich zitieren lassen. Ein Regierungssprecher bestätigt diese Aussage dann umgehend.

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Geschrieben von

kay.kloetzer

Kulturtante in Leipzig.

kay.kloetzer

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