30 tage ohne oben (22)

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Der Chef ist weg, der Boss, der Köhler. In 8 Tagen wird ein neuer Bundespräsidentenmensch gewählt. Wie fühlt er sich an, der Alltag so ohne richtiges Staatsoberhaupt? Ein Tagebuch.

Nach 16 Uhr ist es, und die Innenstadt fühlt sich an wie ein Nachmittag in der Kleingartensparte „Burgfrieden“ am Tag des Bundesliga-Endspiels: mal zwei, mal vier, mal acht Herren vor einem Fernsehgerät. Frauen tragen Getränke heraus, ein Wind rauscht in den Blättern.

Ließe sich der Ton abstellen, es sähe aus wie die perfekte Idylle. Der Ton ist aber an und der Vuvuzela-Filter nicht drin. Das sei ganz einfach gewesen, den zu erfinden sagt Tobias Herre, der ihn einfach erfunden hat. Herre ist Netzwerkadministrator und kennt sich also mit Netzen aus. Er ist aber auch Dichter, und da muss er doch ebenso mit Wörtern was machen können. Bestimmt sogar mit Gedanken.

Lieber Tobias Herre, ich habe da eine Bitte. (Ja, ich weiß schon, eher kommt die Zahnfee wieder regelmäßig zu mir, als dass ich irgendwo einen Wunsch frei habe. Schon gar nicht vor dem 5:0 gegen Ghana und einem klaren 1:0 für Gauck. Trotzdem.) Ich wünsche mir einen Universalfilter, schmerzfrei ins Nervenkostüm zu nähen, der Störungen (Koalition), Missempfindungen (Sparpaket) und Entbehrliches (Bevormundung) ausblendet. Einen Filter, der weniger blockiert, als dass er Schleusen öffnet, weil an die Oberfläche gespült wird, was tatsächlich durch die Köpfe geht. Falls da überhaupt Messbares …

Geht das, Herr Herre? Es wäre mir eine Befreiung.

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Geschrieben von

kay.kloetzer

Kulturtante in Leipzig.

kay.kloetzer

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