Der Chef ist weg, der Boss, der Köhler. In 26 Tagen wird ein neuer Bundespräsidentenmensch gewählt. Wie fühlt er sich an, der Alltag so ohne richtiges Staatsoberhaupt? Ein Tagebuch.
Mich freut es ja auch, dass nun die Sonne scheint. Obwohl ich übrigens glaube, dass ein Volk in Biergärten sich viel besser regieren lässt, als eines in Blibliotheken. Habe ich regieren gesagt? Beherrschen, meine ich. Zum Regieren fehlt die Weisheit.
Darum finden sie für ihre Präsidenten-Personalie auch nur so Verlegeneheitskandidaten, suchen lediglich ein Staatsüberhaupt. Der eine hätte sowieso nichts anderes mehr werden wollen, ist ja kein Alphatier, wie er selber mal gesagt hat. Der Wulff ist ein Sammler. Und der anderen, der Gauck, geeignet, Stimmen abzujagen. Ein Jäger oder ein Sammler. Wie wäre es denn mal mit einem Denker, einem Schüttelkopf der intellektuellen Elite? Mit jemandem, der ein paar richtig abgefahrene Thesen in den öffentlichen Raum stellt und sich daneben setzt, um drüber zu reden?
Nun haben sie in meine Stadt ein Riesenrad gestellt. Vor zwei Tagen noch hätte ich gedacht: Ist wohl bald Weihnachtsmarkt. Heute ahne ich: Das müssen andere Brot-und-Spiele-Spiele sein. Und siehe da: Es ist Stadtfest. Ich bin nicht auf dem Laufenden, was es zu feiern gibt. Die letzte gute Nachricht aus dem Rathaus muss in einer Vitrine im Museum liegen, vermutlich bewacht von 15 Hartz-IV-Empfängern, denn die werden hier gern mit solchen Aufgaben betraut. Dürfen etwa in den Abendstunden in den Straßenbahnen nach den Rechten sehen.
Ab heute hat Leipzig keine Probleme mehr, ab heute ist Stadtfest. Mit oben ohne Wolken. Mich freut ja auch, dass nun die Sonne scheint.
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