Alfred darf nicht spielen

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An Samstagen wie diesem weckt mich die neue Mütterlichkeit. Gegen Mittag, mein nicht mehr ganz junger Körper kämpft mit den Folgen wiederholter Weltrettung unter wesentlicher Mitwirkung eines Pfälzer Rieslings, ruft mich die Nachbarin aus einem Traum von ungenauer Krisenhaftigkeit zurück ins Leben.
Sogleich folgt Kinderweinen.

Alfreeed! Ruft die Frau. Alfreeed, was machst du daaa?

Alfred variiert mit einem Tretauto die Geräusche von Plaste auf Pflasterstein und Plaste auf Kiesel.

Alfreeed, zieh' deine Jacke an!

Es sind sonnige 25 Grad Celsius auf dem Hof, nicht anders als auf dem Balkon, von dem die Mutter herunterruft. Unten begrenzen Mülltonnen den Radius eines Tretautos. Also:
Alfreeed, weg von den Mülltonnen, das ist eklig.

Ruhe.

Alfred bitte zieh deine Jacke an Alfred bitte komm mal her jetzt Alfred.

Die Stimme klingt leiser, die Mutter hat den Hof erreicht. Alfred hat Durst.

Entschuldige Alfred, das habe ich vergessen, bringe ich dir gleich, aber Alfred, jetzt nimm die Jacke und ...

Alfred greint sich in Ekstase. Er will Kuchen.

Alfred wir essen gleich Mittag Kuchen gibt es am Nachmittag aber Alfred was machst du denn da nimm die Jacke.

Ruhe.

Alfreeed! (Wieder vom Balkon.) Mach die Flasche zu und gib Alfons auch was zu trinken. Aaalfons! Alfred hat was zu trinken für dich.

Dann gibt es wohl Mittag, gedämpfte Rufe aus der Küche, gefolgt von leisem Kindergreinen. Wenn Alfred und Alfons Glück haben, dürfen sie danach ein Nickerchen machen, ganz friedlich allein mit sich in ihrer Traumwelt, unbehelligt von himmelschreiender Mütterlichkeit. Und ich dreh mich jetzt auch nochmal um.

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Geschrieben von

kay.kloetzer

Kulturtante in Leipzig.

kay.kloetzer

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