Gottschalk, Koch auf keiner Flamme

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Gern hätte ich hier über etwas berichtet, was andere TV-Event nennen. Nicht weil die Sendung so prominent besetzt wäre, nein, weil sie so absurd besetzt ist. Der Titel: "Beckmann". Die These: "Deutschland im Umbruch?" Die Temperamente: Thomas Gottschalk und Roland Koch. Was glaubt Beckmann, was hofft die ARD, mit dieser Konstellation zu erreichen? Sollen die Reihen fest geschlossen werden? Ich bedaure umgehend, den Wodka im Konsum stehen gelassen zu haben.

Gottschalk trägt Schwarz-Weiß in unterschiedlichsten Konstellationen, Koch sieht aus wie ein Politiker, wagt eine rote Krawatte zum schwarzen Anzug. Gottschalk pariert die Frage "Was ist konservativ?" auf seiner stets unterlegten Showtreppe: "Ich will nicht, dass ich als Gottschalk hier reinmarschiere und als Sarrazin wieder rausgehe." Dieserart vom Marsch zum gelassenen Gang - Helm ab! Zu seiner Rechten sekundiert die "Galionsfigur der Konservativen in der CDU", es sei nicht angenehm, öffentlich zu sagen: "Ich bin ein Konservativer", weil man schnell in die rechte Ecke gestellt würde. Der Konservative sei aber nicht nur ein Bewahrer, sondern er wende sich gegen die Übertreibung von Veränderungen, nicht aber gegen Veränderungen. Ich verändere zunächst meine Sitzposition von Habachtstellung in Richtung Protesthaltung.

Als Gottschalk feststellt, "aus der besten Zeit" zu kommen, die es "jemals gegeben hat" und damit auf die 50er Jahre anspielt, beginne ich mit der Suche nach der Fernbedienung. Als die Herren im Schnelldurchlauf Stuttgart 21 und Steuererleichterungen für Hotels vom Stammtisch wischen, treffe ich eine Entscheidung. Ich warte zwar noch, bis Gottschalk zugibt, zu Guttenberg "gern als Kanzler" zu sehen und das damit begründet, er habe schon mit dessen Großvater im Schlosshof gespielt (wie alt ist eigentlich Gottschalk?), wobei er einräumt, "Menschen immer nur mit den Augen des Entertainers" zu beobachten. Ich höre auch noch, wie er von der Weitsicht von zu Guttenbergs „Parteigenossen" spricht und von einem “Verzeih-Gen“ des Ministers, und als aus Koch das Wort Erneuerungsprozess quillt und mir die Information angedroht wird, warum Gottschalk nicht in die Politik gegangen ist (hat wirklich jemand danach gefragt?), und als der dann auch noch nach einem "Liebling der Massen" fragt, da ....

Und jetzt liegt der Fernseher im Hof. Und hätte ich jemals Bananen im Hause gehabt – nicht nur diese drei Herren würden auf den Schalen ins Aus rutschen.


PS: Natürlich geht es um Kochs Buch "Konservativ", witzig: "Das sind keine Memoiren!"

PPS: Beckmann war auch da. Glaube ich.

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Geschrieben von

kay.kloetzer

Kulturtante in Leipzig.

kay.kloetzer

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