Tag 4 – Dein Hassbuch

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Hassbuch. Nee. Gegen dieses Wort wehrt sich etwas in mir. Wenn ich von einem Buch glaube, es nicht zu mögen, lese ich es nicht. Wenn mir beim Lesen etwas gegen den Strich geht, wenn ein Versprechen nicht gehalten wird, rege ich mich ordentlich auf. Manchmal, eiegntlich selten, lege ich es weg. Mich hat damals in Denis Schecks Sendung "Druckfrisch" sehr geärgert, dass er Bücher in einem Müllcontainer warf.

Leser suchen Bücher und Bücher suchen Leser. In Zuneigung können sie zueinander finden, sogar in Gleichgültigkeit, aber in Hass? Nee. Warum sollte ich die hilfloseste Variante der Abneigung gegen eine Geschichte entwickeln, gegen Sprache, Ideen, Phantasien? Nur weil sie mit meinen kollidieren? Wenn das so wäre, sollte ich dringend mehr Bücher lesen!

Aber ich kann mich an zwei Sachbücher erinnern, die mich sehr in Rage gebracht haben: Jana Hensels "Zonenkinder" und Günter Grass' 90er Tagebuch "Unterwegs von Deutschland nach Deutschland". Inbeiden fand ich Spuren selbstgerechter Einfalt, die ich gemessen am Gegenstandfahrlässig findeund eben - ärgerlich.Aber Hass? Nee.

Vielleicht kann ich ein Buch deshalb nicht hassen, weil ich es verlassen kann und womöglich sogar vergessen.Und es sich ein bisschen dagegen wehrt.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

kay.kloetzer

Kulturtante in Leipzig.

kay.kloetzer

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