Tag 7 – Ein Buch, das dich an jemanden erinnert

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Wir können unsere Vergangenheit nicht im geringsten verändern, die Schäden, die uns in der Kindheit zugefügt wurden, nicht ungeschehen machen. Aber wir können uns verändern,uns „reparieren“, unsere verlorene Integrität wiedergewinnen.

Dies schreibt die einstige Psychoanalytikerin und spätere Autorin Alice Miller (1923-2010), die sich selbst als Kindheitsforscherin bezeichnete in „Das Drama des begabten Kindes“ (Suhrkamp 1979), ihrem wohl bekanntesten Buch. Ende der 80er Jahre habe ich es im Bücherschrank meiner Eltern entdeckt, irgendwo zwischen Hermann Hesse und Christa Wolf. Später las ich fast alles von Miller. Und auch wenn ich nicht sagen kann, sie habe mein Leben verändert, so hat sie doch sehr dazu beigetragen, mein Werden und Sein zu hinterfragen und manchmal sogar zu verstehen. Ihre Ansichten sind immer auch ein Kommentar zur Zeit. So heißt es in „Am Anfang war Erziehung“, wenn man die Seele eines Kindes töte, lerne es töten. „Es hat dann nur die Wohl, ob sich selbst oder die anderen oder beides.“

Das Drama des begabten Kindes“ verbindet mich noch heute mit Carola, einer Freundin meiner Eltern, die dieses Buch in unsere Familie gebracht hat und überhaupt die Auseinandersetzung mit den Lehren von Freud, Reich, Maaz. Sie war damals Mitte 30, ihre Sendung „Menschens Kinder“ bei Jugendradio DT 64 zumindest für uns immer wieder eine Offenbarung. Später hat sie mit ihrem Freund den ich e.V. gegründet, auf der Seite www.weltall-erde-ich.de ist noch ein Text von ihr zu finden, in dem sie sich mit antiautoritärer Erziehung und dem schottischen Pädagogen Alexander Sutherland Neill (1883-1973) beschäftigt. (tinyurl.com/3yb98k5).

Carola ist 1990 an Krebs gestorben.

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Geschrieben von

kay.kloetzer

Kulturtante in Leipzig.

kay.kloetzer

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