Die Herrschaft der extremen Mitte

Systemkritik Die extreme Mitte heizt nicht nur den Planeten sondern inzwischen sogar den mitmenschlichen Umgang auf

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Seit 2005 führt die "extreme Mitte" Regie in Mittelerde. Gefühlt herrscht seither gesellschaftlicher, ökologischer Stillstand in Central Europe. Mit dieser alternativlos (Billiggas aus Rußland + prekäre Beschäftigung=Rendite) praktizierten Politik feierte sich die Union mit der SPD als Exportweltmeister, Fußballweltmeister und zuguterletzt als Musterschüler der Ratingagenturen.

Diese Politik war keineswegs den Menschen dienlich, Tröpfchen für Tröpfchen staute sich sich das Privatvermögen unserer "Leistungsträger" auf knapp 8 Billionen Euro. Die Schattenseite der ökonomischen Potenz:

Das marktradikale Regime der Mitte steht für globale Erwärmung und massenhaftes Artensterben. Zurecht hat Greta Thunberg Berlin als viertgrössten Emittenten von Schadstoffen demaskiert. Der Extremismus der Mitte hat unsere Gesellschaft in eine Sackgasse geführt. Nicht nur, dass uns Deutschen der Ruf einer Dreckschleuder nachhängt, nein, Berlin ist Treiber einer Entwicklung der die Kluft der Armen und Reichen enorm weitet.

Das Diktat der Mitte fördert die Gewinnmaximierung, Steueroasen im Ausland, Umwandlung ökologischer Standards und den Rückbau des Sozialstaats. Die Marktradikalen machen keine Gefangenen und zielen auf die letzten Bastionen unseres Sozialstaats. Gesundheit und Wohnen. Immobilienspekulanten stürmen die Metropolen Mittelerdes und drängen das Fußvolk in die Peripherie. Als Gespenst der Enteignung geht es um und doch hatte es nie eine Chance auf Realisierung.

Es gab keine Entrüstung, keinen Sturm auf die Bastille*, kein brennender Reichstag und Aurora hat nicht einmal Mal gefeuert.

Und dann gab es doch einen Angriff und der war erfolgreich. Ausgemerkelt, die CDU war weg: Die Mittelmässigen haben mit der Wahl die Macht übernommen. Nach bald zweijähriger Pandemie zieht die neu gewählte Rot-Grün-Gelbe Regierung die Zügel an und spaltet das Land - selektiert die Menschen in Geimpfte und Ungeimpfte. Wie wird sich dieses Gezwängel auf die offene Gesellschaft entladen? Erste Unruhen, Fackelmärsche und Mißmut breiten sich aus.

Zum Buch:

"Und was kann ein Mittelmässiger am besten?" "Einen anderen Mittelmässigen erkennen" so der Buchautor Deneault, "sie tun sich zusammen - kraulen sich gegenseitig das Fell, und danken es mit einer Gegenleistung, um einen wachsenden Clan den Rücken zu stärken, denn schon bald werden sie andere Mittelmässige anziehen. Wichtig dabei ist nicht so sehr, Dummheit zu vermeiden, als sie mit Bildern der Macht zu schmücken."

Das ist starker Tobak, es fallen Begriffe wie "imperialistische Wirtschaftsordnung" oder "ideenlose Technokratie". Und weil auch Karl Marx an der ein oder anderen Stelle zitiert wird, kann der Eindruck entstehen, dass da ein romantisierender Kommunist an den Tasten sitzt, der das herrschende System gerne beiseite fegen würde. Doch wer sich auf diese Sichtweise beschränkt, wird Deneaults Anspruch nicht gerecht.

Dabei sind die Parteien der extremen Mitte schliesslich auf private und öffentliche Medien angewiesen, die über ausreichend Wirkmacht verfügen. Zusammen mit den Medien setzt sich der Staat nicht nur mit aller Macht für die Verteidigung der Interessen des Kapitals ein, sondern Berlin instruiert gar ungeniert Kapitalisten gegen seine Bevölkerung und lässt es zu, dass Grosskonzerne ländliche Räume ausbeuten!

https://www.maz-online.de/Brandenburg/Laschets-und-Musks-Lachen-ueber-Wasser-Frage-entsetzt-Buergerinitiative#:~:text=Brandenburg%20Gigafactory%20Tesla-Fabrik%3A%20B%C3%BCrgerinitiative%20entsetzt%20%C3%BCber%20Laschets%20und,Fabrik%20des%20US-Unternehmens%20kritisiert%20sie%20f%C3%BCr%20ihre%20Reaktion.

Durch die gestaltgewordene Alternativlosigkeit wenden sich viele enttäuscht von der politischen Kaste ab und begeben sich bisweilen in ideologische Nischen, welche mit Demokratie und Gemeinwohl nur noch wenig am Hut haben. Denn dort werden (so glauben sie) ihre Sorgen ernst genommen.

Lüstern dient sich der Staat den Interessen von Konzernen und Hochfinanz an. Über am Aktienmarkt verwendete Soft- und Hardware spielen "Maschinen" mit den Ersparnissen kleiner Leute, den Schulden von Staaten und dem Wert von Währungen. Ohne staatliche Kontrolle und Einflussnahme.

Wer mehr wissen will:

Buchtipp:

Wer das neue Buch des kanadischen Philosophen Alain Deneault in die Hand nimmt, der merkt, dass da jemand mächtig unzufrieden ist und sich seinen Ärger von der Seele schreiben musste. Der 51jährige hat schon mehrere kritische Bücher vorgelegt: über das teilweise zwielichtige Gebaren der internationalen Hochfinanz, Steueroasen oder die Tücken der Globalisierung. Diesmal beschäftigt er sich mit der Herrschaft der extremen Mitte, so lautet der Titel seines Werkes und dabei dient ihm Deutschland als Paradebeispiel. Er kennt die hiesigen Verhältnisse gut, hat unter anderem in Berlin studiert.

Die Herrschaft der extremen Mitte ist keine Generalabrechnung mit den herrschenden Systemen. Das Buch ist, in bester philosophischer Tradition, ein Appell für die Nutzung des eigenen Verstandes in einer immer komplizierter werdenden Welt. Keine leichte, aber eine überaus wichtige intellektuelle Kost.

Info

Alain Deneault, "Die Herrschaft der extremen Mitte" 192 Seiten, Westend-Verlag 2021

*Sturm auf den Reichstag

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Chuwawa

Neugierig- skeptisch- kritischer Freigeist mit auch unbequemer Lebenserfahrung aus sozialer, gesundheitlicher wie ökonomischer Realität.

Chuwawa

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