Vom Hobby zum Beruf

Das Leben eines Autors Kena Hüsers im Gespräch mit Buchautor Wolfgang Brunner nach seiner Lesung in der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen am 09. November.

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Gelassen plaudert Wolfgang Brunner in der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen mit seinen Gästen und lässt sich von der Presse fotografieren. Er wirkt zufrieden. Immer mehr Leute treffen an diesem regnerischen Novemberabend in der gemütlichen Lokalität im Erdgeschoss des Hauses ein.

Während der Lesung setzt der sympathische 50-Jährige gekonnt Akzente, um sein Publikum zu bannen. Vor ihm stapeln sich seine Bücher, aus denen er heute Abend Leseproben zum Besten gibt. Eine kleine Auswahl seines Schaffens, seit er sich entschlossen hat, Autor zu werden.

Innerhalb von sieben Jahren veröffentlichte Brunner elf Romane. Zwei weitere werden bis Ende 2015 noch erscheinen. In der Schublade liegen bereits angefangene Manuskripte, die als Nächstes be- und überarbeitet werden. Wer so kraftvoll und energiegeladen an die Sache herangeht, dem wünscht man, dass er von seinem Beruf leben kann. Im Gespräch mit dem Autor erfahre ich, ob dies der Fall ist.

Nach der Lesung haben wir uns für das Interview in eine kleine Ecke der Landesvertretung zurückgezogen. Brunner wirkt entspannt.

Hüsers: „Ist die Lesung so verlaufen, wie Du es Dir gewünscht hast?“

Brunner: „Ja, ich bin zufrieden. Es sind viele Gäste erschienen, auch alte Bekannte aus meiner Zeit, als ich noch in Berlin lebte. Der Buchverkauf lief gut. Den Rest nehme ich halt wieder mit.“ Er lacht.

Hüsers: „Wir kennen uns aus der Zeit, als du in Berlin in einem Reisebüro gearbeitet hast. Dein erstes Manuskript hielt ich damals in der Rohfassung in den Händen. Jetzt sitzt du mir als erfolgreicher Autor gegenüber. Kann man sagen: Der Brunner hat es geschafft, der kann sich mittlerweile alles leisten und lebt gut vom Schreiben.“

Brunner lehnt sich entspannt zurück und ich erhalte den Eindruck, seinem Mund entweicht gleich ein süffisantes Ja. Doch dann wäre er nicht mehr der Mann, den ich von früher her kenne. Erfolg verändert den Charakter, kommt mir in den Sinn, als mich seine Augen auch schon schelmisch anlächeln. Ich nehme meinen letzten Gedanken zurück.

Brunner: „Nein, natürlich kann ich davon nicht leben. Wer kann das heutzutage noch? Dafür brauchst du schon einen großen Verlag und dann schreibst du in einem bestimmten Genre und machst dir damit einen Namen. Ich schreibe, was mir einfällt und kann somit auch nicht in eine Schublade gesteckt werden. Da brauche ich dann auch unterschiedliche Verlage, die mich in meinen verschiedenen Vorhaben unterstützen. Die kleineren Verlage können die Werbetrommel nicht so rühren, wie ein großer Verlag es kann. Ich finde es sehr schade, dass große Verlage in Schubladen denken. Ich selbst mag unter anderem John Grisham und würde von ihm auch gerne mal etwas anderes lesen. Vielleicht eine Liebesgeschichte. Ich mag seinen Schreibstil wie meine Leser meinen Schreibstil mögen und deshalb meine Bücher kaufen. Die wollen doch nicht immer nur Si-Fi oder Krimis lesen.“

Es sprudelt aus ihm heraus und er beantwortet mir viele Fragen schon, bevor ich sie gestellt habe. Dennoch muss ich noch einmal auf die Frage des Geldverdienens zurückkommen.

Hüsers: „Arbeitest du nebenbei wieder in einem Reisebüro?“

Brunner: „Nein, ich arbeite zwei Tage die Woche im Verkauf und die restliche Zeit schreibe ich oder kümmere mich um die Familie, während Marion, meine Frau, arbeiten geht. Wie du ja vielleicht noch weißt, wir sind mittlerweile sechs Personen. Die kann ich mit dem Schreiben nicht versorgen.“

Hüsers: „Das Schreiben bezeichnest Du als Deinen Hauptberuf?“

Brunner verabschiedet sich von einem Gast, verliert dabei aber meine Frage nicht aus dem Sinn.

Brunner: „Nachdem ich immer mehr Zeit für Werbung, Lesungen und das Schreiben aufgewendet habe, entschied ich mich, dass ich es nicht mehr als Hobby nebenbei betreiben kann, wenn ich es wirklich ernsthaft durchziehen möchte. Jeder muss sich irgendwann entscheiden, ob es nur ein Hobby ist, dem man hin und wieder nachgeht, oder ob man seine Energie ins Schreiben und Vermarkten fließen lassen möchte. Als für mich der Zeitpunkt kam, besprach ich es mit meiner Frau, die damit sofort einverstanden war. Die Unterstützung des Partners ist sehr wichtig.“

Hüsers: „Deine Verlage machen also nicht die Hauptarbeit der Vermarktung für dich?“

Brunner: „Nein, ich kümmere mich die meiste Zeit selbst drum, was aber nicht wild ist. Ich rufe halt bei Buchhandlungen an, frage, ob ich eine Lesung halten darf, ob sie meine Bücher beim Verlag bestellen oder ich sie für den Büchertisch mitbringen soll. Meist drucke ich dann noch Plakate und Flyer und schicke sie im Vorfeld an die Orte, an denen ich meine Lesungen halte. Aber das ist doch alles heutzutage kein Problem mehr. Jeder hat ein Grafikprogramm auf seinem Computer und kann in den nächsten Copyshop gehen, um Flyer und Plakate drucken zu lassen. Mittlerweile bekomme ich nun selbst Angebote wie diese Veranstaltung hier. Man darf einfach nicht aufgeben.“

Hüsers: „Aus deinem Munde klingt das alles so einfach. Buchhandlungen anrufen, Werbetrommel rühren. Viele Jungautoren haben damit ihre Schwierigkeit und nicht jeder liest gerne vor Publikum.“

Brunner lehnt sich vor und wird ernst.

Brunner: „Also, Lesungen gehören einfach dazu und machen unheimlich viel Spaß. Beim ersten Buch erhältst du doch nur Feedback von Familie und Freunden. Wichtiger ist aber die Rückmeldung von Lesern, die dich nicht kennen. Ich habe mittlerweile eine große Fangemeinde, die mir ehrlich sagt, wie ein Buch ankommt und die mich nach meinen neuen Ideen fragt. Ich erhalte E-Mails, wann und wie es mit dem Cryptanus-Zyklus weitergeht. Den habe ich übrigens jetzt in der zweiten Auflage selbst verlegt. Ich bin also auch als Selfpublisher unterwegs. Der Aufwand ist der Gleiche. Wichtig ist der Kontakt zur Leserschaft, eine gute Website und immer wieder Lesungen halten.“

Ich möchte gerade eine letzte abschließende Frage stellen, als ein weiblicher Gast an unseren Tisch tritt und das Buch „Die weiße Frau“ signieren lassen möchte. Mein Gesprächspartner entschuldigt sich kurz bei mir, signiert das Buch und geht auf die vielen Fragen der Leserin ein. Ich denke, es ist an der Zeit, das Interview zu beenden.

Wer mehr über Wolfgang Brunner und seine Romane erfahren möchte, sollte sich auf der Website http://www.wolfgangbrunner.de/ umsehen und in den Leseproben schmökern. Mehr Informationen über seinen Roman „Die weiße Frau“ gibt es auf der Facebook-Seite https://www.facebook.com/dieweissefrauringenberg . Hier kann auch der Trailer zum Buch angeschaut werden.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Nasci

Fachjournalistin Alternativmedizin Themen: - Gesund leben - Glück und Erfolg - Psychologie - Stadt und Land

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