ORDER 7161 - Zeitzeugen einer Deportation

ORDER 7161 "ORDER 7161 - Zeitzeugenporträts einer Deportation" - Vernissage am 14.1.2020 im Rumänischen Kulturinstitut Berlin

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Am 14. Januar 2020 um 19:00 Uhr wurde die Ausstellung "ORDER 7161 - Zeitzeugenporträts einer Deportation" im Rahmen einer Vernissage in den kleinen Ausstellungsräumen der Rumänischen Kulturinstituts (RKI) in Berlin vom Leiter des RKI, Herrn Claudio Florin, eröffnet.

Das Thema "Deportation von ca. 70.000 Rumäniendeutschen" in die damalige Sowjetunion zum Wiederaufbau stieß auf ein breites Interesse, so dass die Räumlichkeiten des RKI schon fast zu klein waren.

Nach den Wendejahren sowie nach Öffnung der Archive in Russland wurde der tatsächliche geschichtliche Ablauf der Deportation aufgedeckt, eine grausame Entdeckung. Die streng geheime Order (Befehl) 7161 (Постановление № 7161cc ГКО СССР, cc = russische Abkürzung für "streng geheim") des Verteidigungskomitees der UdSSR vom 16. Dezember 1944 beinhaltet die Mobilmachung und Internierung von arbeitsfähigen Deutschen für Reparaturarbeiten in der UdSSR. Es war Teil der Zwangsarbeitsorganisation der Deutschen in der Sowjetunion. Lt. Befehl wurde verordnet, dass alle arbeitsfähigen Deutschen im Alter von 17 bis 45 Jahren (Männer) und von 18 bis 30 Jahren (Frauen) zu internieren sind. Davon betroffen waren 69.332 Personen in Rumänien, 31.923 Personen in Ungarn, 10.935 Personen in Jugoslawien, 215 Personen in der Tschechoslowakei und 75 Personen in Bulgarien. Die Ausführung des Befehls wurde dem NKWD übertragen und von seiner Abteilung der Hauptverwaltung für Angelegenheiten der Kriegsgefangenen und Internierten (russische Abkürzung: GUPVI) übernommen.Der Befehl blieb im Ostblock bis zur Auflösung der Sowjetunion geheim.

Marc Schroeder führte die Gespräche mit 40 Zeitzeugen und Opfer der Deportation in den Jahren 2012 bis 2015. Entstanden ist eine eindrucksvolle Fotodokumentation, die in der Zeit von 15. Januar bis 18. Februar im RKI Berlin zu sehen ist. Noch im Jahr 2020 wird die Dokumentation der Erinnerungen der Deportierten von Marc Schroeder in Buchform erscheinen. Der Titel des Buches ist „ORDER 7161“.

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Foto: rechts: Marc Schroeder - links: Dr. Heinke Fabritius

Nach der Eröffnung der Ausstellungen durch Claudio Florin stelle Frau Dr. Heinke Fabritius die Herangehensweise der Arbeit von Marc Schroeder den Besuchern der Vernissage vor. Natürlich sprach auch Marc Schroeder über seine Arbeit und stellte sich im Anschluss der vielen Fragen der Besucher.

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Ich stellte mir die Fragen zu den geschichtlichen Zusammenhängen, die zur Deportation geführt haben; angefangen von der Entwicklung ab 1932 in Deutschland, der brutalen Verbrechen der Deutschen im Krieg und in den Konzentrationslagern in Europa. Auch spielt die Übernahme der Regierung des Generals Ion Antonescu in Rumänien im September 1940 und das anschließende Bündnis zwischen Rumänien und Deutschland eine entscheidende Rolle. Die deutsche Kriegsindustrie und die auf Krieg ausgerichtet deutsche Wehrmacht hat das Öl in Rumänien für die Panzer und somit für den Krieg in Richtung Osten gebraucht. Aber auch der Befehl von Stalin zur kollektiven Verantwortung der Rumäniendeutschen ab Januar 1945 ist gewissenlos, barbarisch und grausam und somit ein Verbrechen.

Die Konsequenz für uns kann doch nur heißen, aus der schrecklichen Geschichte im letzten Jahrhundert, die so viel Leid und Qualen den Menschen gebraucht hat, zu lernen und alles dafür zu tun, um den Frieden in Europa zu sichern und die bestehende Kriege einzudämmen. Mögen es uns irgendwann gelingen!

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Geschrieben von

KFB

Mann ueber 50 mit einer neuen Beziehung -- Umzug aus der Heimatstadt nach ueber 50 Jahren

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