Person und Psyche

Identität Graeme Macrae Burnets „Fallstudie“ ist ein cleveres Verwirrspiel über das Ich und die anderen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 15/2022

Graeme Macrae Burnet beginnt seinen Roman Fallstudie mit einem Vorwort, in dem er erklärt, ein Mann hätte sich unter falschem Namen an ihn gewandt, um ihm die Notizbücher seiner Cousine anzubieten. Grund sei des Autors Blogeintrag zu einem (fiktiven) Psychiater. Alles ist hieran Fiktion: der Mann, die Cousine, die Notizbücher, der Psychiater, der Blogeintrag – und in letzter Konsequenz auch der Autor, der im Vorwort eine Rolle als Autor spielt und sich somit als fiktiver Autor zu Wort meldet. Was Burnet hier macht, nennt sich Herausgeberfiktion: Der Autor tut so, als sei er gar nicht der Verfasser, sondern gebe nur den Text eines Dritten heraus. Ende des 18., Anfang des 19. Jahrhunderts war das eine beliebte Spielart, bekanntestes Beispiel sind Die Leiden des jung