Kunst oder Liebe

DIE GRAUSAMKEIT DES OPFERS Andrea Breth inszeniert mit Christoph Willibald Glucks "Orfeo ed Euridice" in Leipzig ihre erste Oper
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Am unteren Ende einer Treppe, die beinahe in den Orchestergraben führt, liegt Orfeo. Sein Körper ist eine schwere, unförmige Masse, der Geist ist wie benommen. Orfeo rührt sich lange gar nicht, so als würde er sich in Schlaf und Schmerz vergraben. Orfeo hat sein Gesicht vom Publikum abgewandt. Orfeo ist auf den Stufen von einem Schicksalsschlag wie ein Tier hingestreckt worden. Orfeo hat Euridice verloren. Er weiss nicht, wie er die nächsten Tage überstehen wird. Während Orfeo auf den Stufen liegt, fährt in einem Lift das lebensgroße Fotonegativ einer Frauengestalt empor. Diese wie auf eine Gedächtnisplatte gepresste Erinnerung ist das Abbild von Euridice, die in einer gespenstisch langsamen Levitation von Orfeo entrückt wird.

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