Vor dem Ende der DDR gab es überzeugte demokratische Sozialisten, die ihren Staat den inhumanen, engstirnigen Bürokraten entwinden wollten, um einen besseren Sozialismus aufzubauen. Heute gibt es überzeugte demokratische Europäer, die EU vor ihrem brutalen, neoliberalen Führungspersonal retten wollen, um ein soziales, friedliches „Europa“ zu schaffen. Sozialisten damals litten und Europäer heute leiden unter den Arroganz und Wirklichkeitsblindheit der herrschenden „Eliten“, verbrämt durch als objektive Wahrheiten daherkommende Pseudo-Wissenschaft: Damals ein sogenannter „wissenschaftlicher Marxismus“, heute die hochmathematisch verbrämte Pseudo-Wissenschaft vom „freien Markt“.
Zur Abgrenzung der Zerfallsform gegenüber dem Ideal verwendete man die Wendung „real-existierend“ Die sollten wir wieder einführen. Dann können wir diskutieren, ob es Sinn hat, „die real-existierende EU zu reformieren, damit wir der ursprünglichen Idee von Europa näher kommen.“ In Bezug auf den real-existierenden Sozialismus hatte die entsprechende Diskussion damals keinen Sinn.
Der real-existierende Sozialismus mit 900 Mauertoten und StaSi-Knast hat das Ideal des Sozialismus mindestens für eine Generation verbrannt. Das real-existierende Europa kompromittiert ebenso nachhaltig das Ideal einer Einheit der Europäer, es sei allein auf die über 30000 zusätzlichen Sterbefälle aufgrund der Austeritätspolitik in Griechenland zwischen 2009 und 2014 und die vielen Toten im Mittelmeer hingewiesen.
Wir gehen finsteren Zeiten entgegen, gerade weil die Ideen, die uns Hoffnung geben könnten, durch ihre real-existierenden Travestien ausgehöhlt worden sind.
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