In eigener Sache, maskiert

Geschlechter Homosexuelle lebten in der DDR oft hinter der Fassade des guten, gern auch besonders guten Genossen - und in einer real existierenden Zwischenwelt
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Kein Friseur in der DDR, bei dem nicht die unterhaltsam literarisierende Zeitschrift Das Magazin auslag, jahrzehntelang die einzige Publikation im Lande, die Aktfotos drucken durfte, jeden Monat eins. Abonnements waren bis zum Ende der preußischen Proletarierrepublik hart umkämpft, trotz der sechsstelligen Auflage; die Leserschaft zählte nach Millionen.

Was muss da in dem zwanzigjährigen Schwulen vorgegangen sein, der 1973 die Dezember-Nummer aufschlug und im Inhaltsverzeichnis las: "Dr. med. sc. Siegfried Schnabel - Plädoyer für eine Minderheit"?

Ihm blieb fast das Herz stehen. Er wusste sofort, es ging "darum"! Und das, obwohl er zu diesem Thema noch nie etwas in der Zeitung gelesen hatte, in keiner. Nicht eine Sekunde ließ es ihn los. Mit niemandem, nich