Das Unternehmen Sony hat soeben bekannt gegeben, dass es keine Walkmen mehr herstellen werde. Ein Walkman ist ein tragbares Kassettenabspielgerät mit Kopfhöreranschluss. Man benutzte ihn, die Älteren werden sich erinnern, zum Musikhören.
Das Ende der Produktion des Originals, das am 1. Juli 1979 in seiner Urform auf den Markt gekommen war, bedeutet allerdings, nüchtern betrachtet, für die Welt von heute erstmal wenig. Denn es will ja ohnehin schon längst kaum noch jemand mobil Kassetten hören. Schon der tragbare CD-Spieler hatte den Niedergang des Walkmans eingeläutet – zu unpraktisch war die Kassettenspulerei, wenn man auch mit einem einfachen Tastendruck zum nächsten Song springen konnte. Der iPod, der 2001 mit weißen Ohrstöpseln in die Welt kam und so die digitalen Erneuerer und die analogen Arrivierten sichtbar in Weiß- und Schwarzhörer (wodurch lustigerweise die Analogen in die Kategorie der Schwarzhörer fielen) trennte, löste ihn dann vollends ab.
Was bleibt? Zunächst einmal viele Erinnerungen vieler Menschen, die dafür sorgen werden, dass der Walkman einen Ehrenplatz im Museum der Alltagsdinge des 20. Jahrhunderts bekommt: Gute Freundschaften zeichneten sich dadurch aus, dass man, als der Klinkenstecker-Adapter seinen Durchbruch noch vor sich hatte, sogar den Kopfhörer miteinander teilte. Die große Kunst des Tapemixens erreichte ihren Höhepunkt, als noch alle einen Walkman hatten. Fahrradunfälle wegen in der Handbremse verhedderter Kabel. Solche Erinnerungen.
Die Zukunft beginnt jetzt
Es sollte aber nicht vergessen werden, dass der Walkman auch nachhaltig auf die Gegenwart abstrahlt: Er ergänzte das Gemeinschaftserlebnis des Musikhörens um die Möglichkeiten des Rückzugs ins Private. Beispielhaft demonstriert wurde das von der 13-jährigen Vic im Film La Boum von 1980, die auf der Tanzfläche, während alle um sie herum wild abhotten, schmusig draufkommt, als sie im Kopfhörer „Dreams Are My Reality“ hört.
Der Walkman hat also die individualisierte Mediennutzung des 21. Jahrhunderts vorweggenommen, und es sollte sich daher niemand wundern, wenn ein derart mit Bedeutung beladenes Ding schon bald als trendy Nischenprodukt wieder auftaucht. Falls gerade jetzt irgendjemand da draußen hamstermäßig alle verbliebenen TPS-L2- und WM-2-Apparate – so hießen die ersten Modelle – aufkauft und demnächst in, mal so ins Blaue hineingesagt, Berlin-Mitte den ersten Original-Walkman-Retro-Store aufzumachen gedenkt, dann kann man zu der Idee wohl nur herzlich gratulieren.
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