Der ehemalige Radrennfahrer Jan Ullrich, der am 9. Februar vom Internationalen Sportgerichtshof für schuldig befunden wurde, gedopt zu haben, ist seit 8. Februar Werbepartner von Alpecin. Gutes Timing ist die halbe Miete in der Aufmerksamkeitsökonomie. Zudem passen Unternehmen und Sportler auf den ersten Blick zusammen. Alpecin erfand vor einigen Jahren den Slogan „Doping für die Haare“. Darüber beschwerten sich Sportfunktionäre; so werde Doping verherrlicht. Die Kritik wurde zurückgewiesen; was die Kooperation Ullrich-Alpecin reflexartig erwähnenswert erscheinen lässt, ist dennoch, dass man mit beiden spontan irgendwas mit Doping assoziiert.
Das ist freilich erst einmal eine negative Assoziation, und so scheint die Strategie darin zu bestehen, die Dopingsache, die Ullrichs Biografie überlagert, zur exemplarisch-menschlichen Episode zu erklären. Ein Alpecin-Mann sagte über Ullrich: „Sein Beispiel zeigt, dass es nicht immer nur bergauf geht, sondern dass man auch fallen kann. Dann heißt es wieder aufzustehen.“
Es ist natürlich völlig in Ordnung, wenn ein schwer gestürzter Posterboy des Radsports, dessen Leistungssportkarriere definitiv vorbei ist, resozialisiert wird. Andererseits muss man doch sagen: Als Werbeträger verdient man sein Geld mit Image – und da könnte Ullrich noch ein wenig Training vertragen. „Fehler“ gibt er zwar seit Neuestem zu. Dass er gedopt hat, spricht er aber immer noch nicht aus. Dass ein solches Geständnis aber schlechter für seine Sympathiewerte wäre als ein Wulffscher Umgang mit „Fehlern“, glaubt er hoffentlich selbst nicht.
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