Guttenbergs Rückkehr. Und dann?

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Es ist knapp eine Woche her, dass Frank Rieger über die Möglichkeit einer neuen und erfolgreichen rechtskonservativen Partei gebloggt hat, er nennt sie beispielhaft NNP, Neo-Nationale Partei. Wenige Tage später war Karl-Theodor zu Guttenberg plötzlich wieder in den Medien – und damit die Person, die Rieger genannt hatte, als es in seinem Text um mögliche Führungsleute einer solchen Partei ging.

Ich will hier nicht den ganzen Text paraphrasieren. Über eine neue sechste Partei (die mittlerweile eine fünfte bis siebte wäre, je nachdem, ob sich die Piraten etablieren und die FDP unter fünf Prozent bleibt), wird ja schon länger diskutiert, unter wechselnden Personalvoraussetzungen. Unter anderem schrieb der Kollege Tom Strohschneider in seinem Blog zu Sarrazins Zeiten über die Theorie der "günstigen Gelegenheit", die nötig sei, damit sich eine neue Partei etabliert.

Sondern ich möchte aus gegebenem Anlass nur die Guttenberg-Passagen zusammenfassen, weil sie den Geschehnissen der vergangenen Tage doch recht nahe kommen. Rieger stellt sich Guttenbergs Rückkehr beispielhaft so vor:

"Schritt 1: Allmählich wieder ins Gespräch bringen: (...) Kleinere Auftritte bei Karnevalsvereinen und ähnlichem dienen schon dazu, das Wasser zu testen. Demnächst dürfte es dann auch häufigere Erwähnungen durch Gesinnungsgenossen geben, ein paar Home-Storys aus den USA, ein paar Auftritte bei denen er nichts Konkretes sagt" – so könnte Guttenberg wieder als "Inventar der Republik" verankert werden.

"Schritt 2: Die zerknirschte, aber ideenreiche Rückkehr": Ein Buch "(wahrscheinlich wieder von einem Ghostwriter :-)", das eine wortreiche Entschuldigung für den Doktor-"Fehltritt" enthält, kombiniert mit seelenforschender Küchenpsychologie-Selbsterkenntnis, der Betonung der äußerst schweren Zeit der fiesen Medienschelte für die gesamte Familie und die Kinder (!) und dem festen Vorsatz, die zweite Chance zu nutzen, die man natürlich einräumen müsse." Dazu politische Thesen.

"Schritt 3: Wiederaufbau": Talkshow-Tour, Vorträge, öffentliche Veranstaltungen vor potentiellem Wahlvolk. "Die inhaltliche Distanz zur Union wird (...) klargemacht und schrittweise vergrößert."

Sieht so aus, als könnte Guttenberg Schritt 1 bis 3 zu einem größeren Hüpfer verdichten. Ins Gespräch bringt er sich in Halifax, das Buch, das im Titel die Zerknirschung und ihr baldiges Ende andeutet ("Vorläufig gescheitert") kommt nicht von einem idealtypischen Ghostwriter, aber schon am 29.11., und "die Politiker" inkl. Unionsleute haben kürzlich von Guttenberg bereits einen mitgekriegt.

Die Frage, ob das wirklich in eine neue Partei – vielleicht mit Merkel-Abtrünnigen – führt, verstehe ich als Gedankenspiel. Wie günstig die Gelegenheit für ihre Gründung wäre, wie wahrscheinlich sie wäre, ob ein "Putsch gegen das System Merkel" der Ursprung wäre, ob sie ggf. aus der Anti-Euro-Ecke käme, ob eine solche Partei, und wenn ja: unter welchen Umständen, eine Chance hätte, das können viele von Ihnen in der Community womöglich besser einschätzen. Aber Guttenbergs Masterplan zur Rückkehr auf welches Tableau auch immer existiert ja wohl.

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