Ist ein Lothar Matthäus repräsentativ?

Männersache In einer Doku-Soap macht sich Lothar Matthäus zum Honk. Aber steht seine ausgestellte Großmännlichkeit für mehr als nur für ihn selbst? Ist er am Ende: typisch Mann?
Ist ein Lothar Matthäus repräsentativ?

Illustration: otto

Lothar Matthäus ist ein naheliegendes Thema für eine Kolumne, die „Männersache“ heißt. Und zugleich das völlig falsche. Denn Lothar Matthäus ist zwar sofort als Mann zu erkennen, auch etwa in der Doku-Soap, die sonntags auf Vox läuft, Lothar – Immer am Ball. Allerdings macht er sich darin vor allem zum Honk; aus seiner zur Schau gestellten Großmännlichkeit kann man wenig ableiten.

Das liegt erst mal am Sender, der die Chance vertut, eine Medienfigur, über die sich schon viele lustig gemacht haben, ausnahmsweise mal nicht auf die naheliegendste Art zu zeigen; und der stattdessen die Aufnahmen mit dieser erwartbaren und ekligen „Seht-mal-was-er-jetzt-wieder-Dummes-macht“-Ironie kommentiert, die so viele Reality-Formate auszeichnet. Man muss also natürlich trennen zwischen der Medienwitzfigur Lothar Matthäus und dem in der Öffentlichkeit nie auftauchenden Großdenker gleichen Namens, der nur sein Geld damit verdient, sich in Doku-Soaps zum Kasper zu machen.

Aber da wir den echten Lothar nun einmal nicht kennen, können wir nur über den medialen schreiben, und der präsentiert sich als Zerrbild eines Männermagazinabonnenten: Er weiß sich anzuziehen. Er hat eine Putzfrau. Sein Leben ist der Fußball, den er einst so erfolgreich gespielt hat. Er heiratet Models in Serie, die er dann an seiner Lebenserfahrung teilhaben lässt; seiner aktuellen Freundin etwa, der natürlich sehr vorzeigbaren Joanna, sagt er in einer Szene erst, was sie bei Minus-graden zu einer Party anziehen soll („keine Strumpfhose!“), und macht sich später über sie lustig, als sie erkältet ist („weil ihr Frauen untenrum immer nackt sein müsst“). Bei einem Lothar Matthäus gibt es Speck an Matschei zum Frühstück, das er, dem Männerklischee entsprechend, ausgerechnet dann einmal selbst zubereitet (und gründlich versaut), wenn eine Kamera im Raum ist.

Aber irgendwie wirkt er als Gesamtpaket dennoch nicht: typisch männlich. Repräsentativ für irgendetwas. Er vertritt ein nur noch bei Waldis Club und Mario Barth nicht von der Diskursoberfläche verschwundenes Stereotyp. Ein Lothar Matthäus ist ein Einzelfall. Ehrenspielführer der Männerschaft, sozusagen: Einer wie er hat dafür gesorgt, dass Muskeln, Flachbildfernseher und vor allem viele junge Weiber in der Pokalvitrine der Männer stehen. Heute aber wird das Spiel anders gespielt.

Andererseits: Kann man wirklich sicher sein, dass man mit dieser Einschätzung nicht auch einem medialen Zerrbild aufsitzt?

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