Rache schwarz-weiß

Payback Im Rahmen der "Operation Payback", die das Wikileaks-Prinzip gegen seine Gegner verteidigt, erging ein neuer Aufruf: Auch die Faxgeräte sollen lahmgelegt werden

Das Fax ist ein Kommunikationsmittel von gestern. Wer faxt, kommuniziert nicht; wer faxt, verweigert die Kommunikation – zumindest mit allen Leuten, die kein Faxgerät mehr haben. Nun gilt allerdings wohl auch in diesem Fall die alte Medienregel, dass das Neue das Alte nicht ausrottet, sondern ergänzt und verändert.

Das Fax also: Es gelangt dieser Tage im Rahmen von Protestaktionen zum Einsatz. Zum einen gegen die Sammelabschiebung vietnamesischer Flüchtlinge. Und zum anderen nutzen es die Anonymous-Aktivisten, die das Wikileaks-Prinzip verteidigen. Das Ziel: den Unternehmen, die ihre Geschäftsbeziehungen mit Wikileaks abgebrochen haben, auch diesen Kommunikationsweg vorübergehend abzuschneiden.

Nach der Festnahme von Wikileaks-Gründer Julian Assange hatten die Aktivisten im Rahmen einer "Operation Payback" die Websites von Unternehmen bereits mit DDoS-Attacken lahmgelegt – für Fax-Nutzer: Es handelt sich quasi um virtuelle Sit-Ins oder, noch besser, Flash-Mobs: Mit hunderten oder tausenden Aufrufen überhäuften sie die Server, bis sie zusammenbrachen, wie Flash-Mob-Teilnehmer, die in einem Fastfood-Geschäft so lange Schlangen bilden, ohne dann etwas zu bestellen, dass deren Betrieb völlig zum Erliegen kommt.

"Keine Pornos"

Am Montag rief die Gruppe dann zum Faxen auf: "Der Feind eignet sich unsere Strategien an", hieß es im Aufruf, "aber hinter ihm stecken schwerfällige Bürokratien. Wir können uns schneller bewegen." Laut Netcraft richten sich auch die Fax-Attacken nun gegen Finanzdienstleister wie PayPal, MasterCard und Visa. Konkret forderte die Gruppe auf, Faxe etwa mit Auszügen der Wikileaks-Enthüllungen oder Bildern aus dem Film "V wie Vendetta" (empfohlen wird dieses) an die aufgelisteten Nummern der Unternehmen zu schicken. Unmissverständlich ist dabei die Bitte, nicht ausfallend zu werden und etwa "keine Porno-" und "keine gewaltverherrlichenden Inhalte" zu schicken.

Und womit wir dann doch wieder in der digitalen Gegenwart wären: Zum Fax-Versand wird ein Web-Fax-Dienst empfohlen.

Der zweite Fax-Protest datiert von Ende November und Anfang Dezember. Der Flüchtlingsrat Berlin hatte aufgerufen, Protestmails oder eben -faxe gegen anstehende Massenabschiebungen an die Fluggesellschaft Aeroflot zu schicken, und den Aufruf später wiederholt. "Der Vorteil von Faxen gegenüber E-Mails sei, dass man sie nicht wegklicken könne", zitierte die Jungle World einen beteiligten Aktivisten: "Faxe muss man in die Hand nehmen, die unterbrechen den Büroalltag."

Per Fax ging schließlich auch eine Bombendrohung am Flughafen Schönefeld ein; Berlins Innensenator Ehrhart Körting sagte jedoch, er gehe von einer "Finte" aus. Die Abschiebungen fanden statt.

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