Fleischnation Deutschland

Rekord In Deutschland wurden so viele Tiere geschlachtet wie nie zuvor. Doch die Fleischproduktion hat fatale Folgen für Klima und Welternährung
Fleischnation Deutschland

Foto: Ralph Lueger/AFP/Getty Images

Schlachtungen in Deutschland haben 2014 einen neuen Höchststand erreicht. Mehr Rinder, Schweine und Hühner als je zuvor wurden in die Schlachthäuser gebracht – sie verließen diese als insgesamt 8,2 Millionen Tonnen Fleisch. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Steigerung um 1,3 Prozent, die einen Unterschied von 100.000 Tonnen ausmacht. Das zeigen die neuesten Daten des Statistischen Bundesamts.

Besonders stark nahm die Produktion von Hühnerfleisch zu. 971.000 Tonnen des "weißen" Fleischs wurden 2014 hergestellt, sieben Prozent mehr als noch im Vorjahr. Die Geflügelzucht ist attraktiv, weil Hühner schneller wachsen als andere Nutztiere und deshalb eher geschlachtet werden können. Außerdem verbrauchen sie pro Kilogramm Fleisch weniger Futter als etwa Schweine und Kühe.

Aber auch Rindfleisch wurde gegenüber dem Vorjahr wieder mehr produziert, der Zuwachs betrug zwei Prozent. In den Jahren zuvor war noch ein Rückgang erkennbar gewesen. 554.300 Tonnen Fleisch ergaben die 3,6 Millionen Rinder, die geschlachtet wurden. Der Anstieg ist vor allem darauf zurückzuführen, dass innerhalb Deutschlands mehr Rinder gehalten werden – die Tierimporte gingen auch 2014 weiter zurück.

Viel Schwein gehabt

Trotz der gewachsenen Menge an deutschem Hühner- und Rindfleisch spielt Schweinefleisch in der Produktion weiterhin die größte Rolle: 5,5 Millionen Tonnen wurden davon hergestellt, ein Anteil von 67 Prozent an der Gesamtfleischerzeugung. Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich ein leichter Anstieg von 0,3 Prozent. Die Schaf- und Lammfleischerzeugung sowie die Schlachtmenge an Ziegen- und Pferdefleisch machten 2014 einen Anteil von 0,3 Prozent an der Fleischerzeugung aus.

Die Fleischerzeugung, insbesondere im großen Stil, ist ein Problem für das Weltklima. Wiesen und Wälder – natürliche CO2-Speicher – werden vernichtet, um Platz für Äcker zu schaffen, auf denen Tierfutter angebaut wird. In ein Kilogramm Fleisch fließen bis zu 16 Kilogramm Tierfutter und Unmengen an Wasser. Es gehen also mehr Nahrungsmittel in die Produktion von Fleisch als schließlich herauskommen, was auch Hilfsorganisationen und Aktivisten gegen den Welthunger kritisieren.

Ökologisch gesehen gibt es auch noch mehr zu kritisieren: Durch die starke Düngung intensiv genutzter Agrarflächen werden große Mengen von dem extrem klimaschädlichen Lachgas freisetzt; außerdem steigt der Nitratanteil im Grundwasser, was auch für Menschen gesundheitsschädlich sein kann. Die Verdauungsprozesse und Ausscheidungen der Tiere setzen große Mengen des Treibhausgases Methan frei – ein einzelnes Rind produziert jeden Tag 140 bis 600 Liter davon. Mit dem Verzehr von einem Kilogramm Rindfleisch fallen 27 Kilogramm CO2-Äquivalent an, falls die Tiere nicht nachhaltig von Grünland ernährt werden.

Fleischverzehr ist "selbstverständlich"

Wie viel von dem in Deutschland produzierten Fleisch auch dort verzehrt wurde, ist noch nicht mit Sicherheit zu sagen – belastbare Exportzahlen fehlen noch. Im vergangenen Jahr war der inländische Fleischkonsum leicht zurückgegangen, lag mit 88 Kilogramm pro Kopf allerdings immer noch über dem europäischen Durchschnitt. Laut einer Umfrage der GfK-Marktforschung vom vergangenen Sommer halten 85 Prozent der Deutschen den Verzehr von Fleisch für "selbstverständich und natürlich".

Für Obst und Gemüse gilt diese Einschätzung wohl weniger. Dort sei sogar durch die Bank ein Kaufrückgang festgestellt worden, heißt es beim GfK. Äpfel zum Beispiel waren, so das Institut, 2014 fast zehn Prozent billiger als im Vorjahr, die Deutschen griffen trotzdem seltener zu als 2013. Im Durchschnitt kaufte jeder Haushalt 18,5 Kilogramm Äpfel – es handelte sich damit um das beliebteste Obst.

Umso erstaunlicher ist das Ergebnis einer Umfrage im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums: Mehr als die Hälfte der Deutschen, nämlich 54 Prozent, schätzen ihren Speiseplan als gesund und ausgewogen ein.

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Geschrieben von

Susanne Schwarz | klimaretter.info

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