Gleiche unter Gleichen?

Gesinnungsbrüder Nachdenken über die Herren Gerhard Schröder, Carsten Maschmeyer, Arno Dübel und Rolf John, in der einschlägigen Presse "Florida-Rolf"

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Ausschlussverfahren sind schnell zur Hand um Einzelne oder ganze Personengruppen zu stigmatisieren und diskriminieren. Oder sie hervorzuheben und zu erhöhen. Wir kennen die Zuschreibung ‚kriminell‘ oder ‚asozial‘ bei Missachtung einer Rechtslage bzw. Konvention und stimmen empört zu. Gleichermaßen projizieren wir Lichtgestalten und ergötzen uns an ihren Regelverstößen, solange sie unsere existenziellen Sehnsüchte wiederspiegeln.

Die Bandbreite dessen, was als Erfolg oder Misserfolg in einer Gesellschaft gilt, zeigt die typische Reaktion eines Amerikaners, der von einem Bankrott erfährt: „And, what is your next project?“ „Jeder ist seines Glückes Schmied“ lautet die Formel des „American dream“. Vom Tellerwäscher zum Millionär.

Wie für den Unternehmer des 17. und 18. Jahrhunderts hierzulande wird in den USA auch heute noch finanzieller Erfolg als Zeichen und Belohnung gesehen. Risikobereitschaft und die zutiefst protestantische Ethik des sich Anstrengens als alleiniger Gradmesser, um erfolgreich zu sein haben allerdings in unseren Breitengraden schon lange Ihre Gültigkeit verloren.

Hat jemand erst einmal die Leiter des wirtschaftlichen Aufstiegs erklommen, neigt selbst der ärmste Amerikaner dazu mit einem „Good for you“ den Wohlstand des anderen als verdient anzuerkennen. Der hierzulande so gepriesene Mangel an Sozialneid in den USA ist die Hoffnung auf die Chance am Traum teilzuhaben. Das eigene Potential führt zum Erfolg. Grenzenloses Wachstum stillschweigend vorausgesetzt. Per Definition garantierte Chancengleichheit für alle.

Für die Kehrseite, die Chance, die keine war, der soziale Absturz, das wirtschaftliche Scheitern gilt das nicht. Die Schattenseite wird zum individuellen Problem. Die historische Errungenschaft, die Idee der Solidargemeinschaft, wie sie die Bundesrepublik auszeichnet, ist den Amerikanern fremd.

Arno Dübel und insbesondere Rolf John haben ihren Arbeitslosengeld II Anspruch auch vor den Gerichten geltend gemacht. Damit geht noch lange kein Missbrauch öffentlicher Leistungen einher. Man kann von der Verhaltensweise der beiden im Einzelnen halten, was man will. Sie nahmen und nehmen ein vom Grundgesetz eingeräumtes Recht in Anspruch das, ich kann es nur nochmals betonen, zu den großen Errungenschaften des sozialen Rechtsstaats gehört.

Ex Kanzler Gerhard Schröder und AWD Gründer Carsten Maschmeyer, wiederum gelten als sogenannte ‚Selfmademan‘. Es sind Menschen, die nach eigenem Bekunden aus „kleinen Verhältnissen“ kommend sich mit kontrovers diskutierten Mitteln - s. die gegenwärtige Diskussion im Blätterwald - durchboxten, nach amerikanischem Vorbild.

(In diesem Zusammhang sei auch an den Geschäftsführer der Treberhilfe Berlin, Harald Ehlert erinnert. Das von ihm zu „social profit“ geführte Sozialunternehmen mit gemeinnützigem Status setzt augenscheinlich auch auf die untertarifliche Entlohnung der Mitarbeiter.)

Alle vier (fünf) kämpfen auf ihre Weise für das, von dem sie denken, dass es ihnen zusteht.

„Man ist nicht erfolgreich, weil man es will, sondern aus anderen unerfindlichen Gründen“, sagt Karl Lagerfeld und fügt hinzu: „Das ist ungerecht“. Für wen? Für Arno Dübel und Rolf John alias Florida-Rolf – weil ausschließlich sie als verantwortungslose Absahner dargestellt werden?

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Geschrieben von

kmv

kmvotteler | Jedes ausgesprochene Wort erregt den Gegensinn. (Ottilie, Die Wahlverwandtschaften)

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