Das Rad neu erfinden?

On the road to... - Die Straße liegt vor uns, der Diesel rollt. Bereits in der Zeit vor der individualsierten Massenautomobilität, schrieb eine intelligente Frau treffendes nieder:

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Ihre Freitag-Redaktion

„Allgemeines Resultat des Kampfes zwischen Kapitalismus und einfacher Warenwirtschaft ist dies: Das Kapital tritt selbst an Stelle der einfachen Warenwirtschaft, nachdem es die Warenwirtschaft an Stelle der Naturalwirtschaft gesetzt hatte. Wenn der Kapitalismus also von nichtkapitalistischen Formationen lebt, so lebt er, genauer gesprochen, von dem Ruin dieser Formationen, und wenn er des nichtkapitalistischen Milieus zur Akkumulation unbedingt bedarf, so braucht er es als Nährboden, auf dessen Kosten, durch dessen Aufsaugung die Akkumulation sich vollzieht. Historisch aufgefaßt ist die Kapitalakkumulation ein Prozeß des Stoffwechsels, der sich zwischen der kapitalistischen und den vorkapitalistischen Produktionsweisen vollzieht. Ohne sie kann die Akkumulation des Kapitals nicht vor sich gehen, die Akkumulation besteht aber, von dieser Seite genommen, im Zernagen und im Assimilieren jener. Die Kapitalakkumulation kann demnach sowenig ohne die nichtkapitalistischen Formationen existieren, wie jene neben ihr zu existieren vermögen. Nur im ständigen fortschreitenden Zerbröckeln jener sind die Daseinsbedingungen der Kapitalakkumulation gegeben.“

und

„Hier beginnt aber die Sackgasse. Das Endresultat einmal erreicht - was jedoch nur theoretische Konstruktion bleibt -, wird die Akkumulation zur Unmöglichkeit: Die Realisierung und Kapitalisierung des Mehrwerts verwandelt sich in eine unlösbare Aufgabe. In dem Moment, wo das Marxsche Schema der erweiterten Reproduktion der Wirklichkeit entspricht, zeigt es den Ausgang, die historische Schranke der Akkumulationsbewegung an, also das Ende der kapitalistischen Produktion. Die Unmöglichkeit der Akkumulation bedeutet kapitalistisch die Unmöglichkeit der weiteren Entfaltung der Produktivkräfte und damit die objektive geschichtliche Notwendigkeit des Untergangs des Kapitalismus. Daraus ergibt sich die widerspruchsvolle Bewegung der letzten, imperialistischen Phase als der Schlußperiode in der geschichtlichen Laufbahn des Kapitals.“

"Die Akkumulation des Kapitals" - Rosa Luxemburg - 1913

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Die Erkenntnis, dass eine immer weiter fortschreitende Kapitalakkumulation, sich zwangsläufig immer größere Bereiche des zivilen Lebens einverleibt, währt nun bereits seit über 100 Jahren. Es wird Zeit, politisches Handeln an diesen Erkenntnissen auszurichten.

Landgrabbing in der 1., der 2. und der so genannten 3. Welt, industrialisierte Landwirtschaft, genetisch "optimiertes" Saatgut, privatisierte Wasserversorgung, kapitalisierte Kranken- und Altenbetreuung, Privatuniversitäten, privatisierte Haftanstalten, privater Rundfunk, Privatfernsehen, privatisierte Verkehrswege.

Autsch!

Spätestens beim letzten Punkt müsste es doch klingeln...

Noch bis weit bis in das 18. Jahrhundert hinein, konnte von einem freien Personen und Güterverkehr in den deutschen Landen keine Rede sein. Staatliche Wegezölle und Brückengebühren schränkten beides in den von Kleinstaaterei geprägten Regionen ein.

Als Begründung, damals wie heute, werden die immensen Kosten für die Instandhaltung der Verkehrswege genannt.

Man kann für damals getrost davon ausgehen, dass die Kurfürsten, Barone und Könige jeweils einen Teil dieser Gelder zweckentfremdeten.

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Heutzutage braucht man es nicht zu mutmaßen, sondern weiss, dass im Rahmen von PPP-Projekten (Public-Private-Partnership / oder ÖPP - öffentlich-private Partnerschaft) ein Teil der Gebühren für die Neuschaffung von Verkehrswegen, zur Kapitalkkumulation der privaten Partner dient.

Es ist inzwischen auch bekannt, dass sich diese Partnerschaften, die eigentlich jeweils zeitlich begrenzt und für beide Seiten bindend festgelegt sein sollen, entweder verfrüht wieder lösen, wenn der Gewinn über die Schaffung neuer Verkehrswege eingefahren wurde, und es an die Kosten der Instandhaltung geht, oder die "Partnerschaft" bis in ferne Zukunft verlängert werden muss, da Nutzerkalkulationen zuvor viel zu optimistisch waren, bzw. es zu Ausweichverhalten zur Kostenvermeidung bei den Bürgern kommt.

Wie man unschwer erkennen kann, lag Rosa Luxemburg mit ihrer Einschätzung richtig. Die oben aufgeführten Bereiche wurden in den vergangenen Jahrzenten und werden weiterhin aus der öffentlichen Daseinsvorsorge in private Hände übereignet.

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Doch wie häufig können wir die "Deutsche Telekom" kapitalisieren? Wieviel Platz haben wir, um ihn mit Autobahnen zuzupflastern? Ein wie großer Teil der Lebenszeit der Bevölkerung, kann noch der Erzielung von Mehrwert unterworfen werden?

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

knattertom

reisewütiger Mit40er der "D" den Rücken gekehrt hat, um neues zu entdecken. Interessierter Beobachter von aussen so to say...: knattertom@freenet.de

knattertom

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