Mogulismus VI

Focus 1930er - Mit zwei Zitaten aus der Polemik von H. Basso gegen R. Hearst, wollen wir diese Serie fortsetzen. Danach unternehmen wir einen Zeitsprung in das Jahr 1987...

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Aus der in Teil IV übersetzen Polemik von H. Basso zur Anzeigenkampagne, die R. Hearst in der US-Presse, aber nicht in seinen eigenen Zeitungen schaltete. Hier bezieht er sich auf das Thema Hungersnot in der UDSSR:

".....Die ersten dieser Artikel, veröffentlicht im Februar und früh im März diesen Jahres [1935] (etwa zu der Zeit als in vielen Staaten über Anti-Aufruhr-Gesetze nachgedacht wurde), waren von einem Korrepondenten namens Thomas Walker geschrieben. Der Raum hier erlaubt keine umfassende Besprechung von Mr. Walkers Erfindungen, aber es reicht aus zu sagen, dass sie so geschrieben waren, dass es dem Leser den Eindruck vermittelte, dass die Menschen in Russland jetzt in diesem Moment zu Tode hungern. ....."

"Es ist sicher bekannt, dass es eine allgemeine Nahrungsmittelknappheit im gesamten Land in 1932-1933 gab, und dass es in einigen Regionen der Ukraine, der unteren Wolga und im Nordkaukasus zu Hungersnöten kam. Mr. Hearst hat wenig über die Nahrungsmittelknappheit geschrieben, als sie tatsächlich passierte – sie wurde zu der Zeit allerdings umfassend in „The New Republic“ und anderen Magazinen besprochen. Aber zwei Jahre nachdem die Knappheit überwunden werden konnte, berichtet er das ganze als aktuelle Neuigkeiten, übertreibt es und verändert die Zeit des Geschehens, um das Ganze für eine Kampagne zu nutzen, die sich nicht nur gegen den Kommunismus richten wird, sondern gegen alle, die nicht an das gleiche glauben wie Mr. Hearst."

Doch was glaubte Mr. Hearst?

Am Ende von Teil II finden Sie den Hinweis auf den Besuch Randolph Hearsts bei A. Hitler im Spähtsommer 1934 und den Abschluß eines Exklusivvertrages des INS mit dem deutschen Reichspropagandaministerium. Genau so, wie der deutsche "Hearst", Alfred Hugenberg, stand also auch "der Echte" ebenfalls stramm zum "Nationalsozialismus".

Welchem Zweck diese Kampagne dienen sollte, wird von H. Basso sehr allgemein umschrieben, aber verkehrt ist seine Vorhersage dennoch nicht, bedenkt man die Opfer des Nazifaschismus in Spanien, Italien, Deutschland und weiteren europäischen Ländern.

Offensichtlich sollte mit dieser Kampagne, die bereits ein Jahr früher in Deutschland mit einem reisserischen Artikel im "Völkischen Beobachter" vom 18. August 1933 begann, eine moralische Rechfertigung für den unausweichlichen Angriffskrieg gegen die Sowjetunion geschaffen werden.

In seinem Buch "Fraud, Famine and Fascism" von 1987, greift Douglas Tottle die historische Abteilung der Harvard University direkt an. Mehreren Professoren, allen selbsternannten Kapazitäten auf dem Gebiet der Rußlandforschung, wie Robert Conquest und James A Mace, weist er unsauberes Arbeiten in Hinblick auf die Hungersnot in Osteuropa in den Jahren 1932-33 nach. Ihre Opferberechnungen sind nicht nur versehentlich unwissenschaftlich, sondern grenzen an bewusste Verfälschung und gezielte Übertreibung.

Interessant ist das Werk von Tottle daher, da es erstens vor dem Entstehen des Internet recherchiert wurde, bei dementspechend viel begrenzterer Recherchemöglichkeit aber auch viel klarerem Blick auf das tatsächlich vorhandene Material, und zweitens, weil ihm zwei kanadische Universitätsprofessoren Grußworte zu seinem Buch verfassten, in dem Sie ihm wissenschaftlich einwandfreies Arbeiten bescheinigen und ihm ausserdem für seine Arbeit danken.

Eine Wiederauflage dieser Arbeit und die Übersetzung in weitere Sprachen wäre dringend angeraten. Der Eintrag auf "rationalrevolution" ist sehr bezeichnend:

"Unlike the rest of the books in this on-line library, I do not physically possess this book. I am including it here, however, because of its importance and its rarity. This book is currently out of print and extremely rare. A worldwide library search reveals that this book is only present in 28 libraries, only one of them a public library, the rest being academic libraries. Of the 28 library locations possessing the book 14 are in America.

"Im Gegensatz zu den anderen Büchern in meiner Online-Bücherei, besitze ich dieses Buch nicht selber. Dennoch füge ich es hier, auf Grund seiner Seltenheit und seiner Wichtigkeit, hinzu. Diese Buch wird derzeit nicht nachgedruckt und ist außerordentlich rar. Eine weltweite Suche in Bibliotheken ergab, dass es dieses Buch nur noch in 28 Büchereien gibt, davon nur eine öffentlich, und die restlichen Universitätsbiliotheken. Von den 28 sind 14 in Amerika.

Der Autor rät dazu, das oben verlinkte PDF auf der Festplatte zu speichern und natürlich jedem, es zu lesen. Leider gibt es wohl bisher keine nichtenglischen Versionen, aber wenn sich "Der Freitag" um die Rechte bemüht, werden sich bestimmt willige Helfer für Übersetzungen finden lassen.

Im nächsten Teil gibt es weitere spannende Details.

Teil VII

Teil V

Teil IV

Teil III

Teil II

Teil I

Mogulismus = Oligarchismus =
Turbo-Kapitalismus

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

knattertom

reisewütiger Mit40er der "D" den Rücken gekehrt hat, um neues zu entdecken. Interessierter Beobachter von aussen so to say...: knattertom@freenet.de

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