Oh Captain, my captain

Nachruf Es heißt, die Guten sterben jung. Robin Williams war ein Guter. Welch kurzweilige Stunden und Lachanfälle hat er uns beschert

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Fast jeder aus unseren Generationen der nun 30 bis 50-Jährigen kannte ihn. Jeder wusste etwas mit dem Ausruf Good Morning Vietnam und der Verachtung von Krieg anzufangen, die allein in diesen drei Worten gebündelt ist. Nun war Robin Williams nicht der Erfinder dieser Worte, aber seine kongeniale Darstellung des Adrian Cronauer im gleichnamigen Film, wird mir auch weiterhin in beeindruckender Erinnerung bleiben.

Ebenso all seine anderen, zum Teil schrägen, aber immer liebenswürdigen Charaktere, die er im Lauf seines Schauspielerlebens darstellen durfte.

Mir selbst wird Robin Williams am allerstärksten, nicht in der Rolle des Mork vom Ork, die ihn bekannt machte, nicht als Mrs. Doubtfire, als der er, herzallerliebst, sowohl seine Wandelbarkeit, wie auch die negativen Effekte von Geschlechterkrieg zeigte und auch nicht als Hunter Adams – besser bekannt unter seinem Spitznamen "Patch" Adams – der wohl auch den uns bekannten Arzt Dr. E. v. Hirschausen inspirierte, in Erinnerung bleiben. Nein, ich werde mit Robin Williams stets den einfühlsamen, mutigen und humorvollen Lehrer John Keating aus Dead Poets Society verbinden, der seine Schüler zu eigenständigen, gefühlvollen und starken Charakteren verhelfen wollte.

Immerhin war er es in dieser Rolle, der das, aus dem Lateinischen altbekannte, aber für lange Zeit in Vergessenheit geratene "Carpe diem" wieder aussprach und erneut bekannt machte.

Sicherlich war es eine üble Fehlentwicklung der Geschichte, dass in den 90er Jahren ein durchaus auch begabter Sänger, gewissermaßen die Popularität seines Namens übernehmen konnte, um danach, neben seiner Musik, vor allem durch seine Alkohol und Drogenexesse auf sich aufmerksam zu machen. Auch Robin war Alkoholiker und lebte 20 Jahre frei von seiner Sucht, wobei sein Lebenswerk ein wenig die Vermutung nährt, er habe in diesen 20 Jahren vor allem "auf Arbeit" umgesuchtet. Für uns Weiterlebende zum Glück, haben wir somit doch die Möglichkeit seine Schauspielkunst in so unterschiedlichen, aber stets auf einer soliden Grundqualität basierenden, Filmschaupielen bewundern zu können.

Robin Williams Filmographie ist ein beeindruckendes Lebenswerk, welches unter anderen Schauspielern seiner Generation seines Gleichen sucht.

Auch zeigt uns der Umgang mit seinen Schwächen, mit seiner Sucht nach Rausch, bei den Möglichkeiten eines Schauspielers seines Kalibers, dass Robin Williams ein anständiger Mensch war. Keiner, der seine Schwächen nach vorne, vor sich selbst vor die Kameras und in's Rampenlicht schubst, sondern ein Mensch, der sich auch schämen kann, in einer Zeit, in der Schamlosigkeit und Exzess die Überhand zu nehmen scheinen.

Robin, ich glaube und hoffe, in Deinem Sinne zu fühlen, wenn ich dieser Tage zwar traurig bin, aber dennoch nicht in Trauer verfalle. Dein Abgang sollte uns andere gemahnen, wieder mehr darüber nachzudenken, wie die Welt sein sollte, in der wir Leben wollen, denn Deine Rollenauswahl und die Leidenschaft in der Verkörperung "Deiner" Charaktere, zeigt uns, dass auch Du über diese Frage nachzudenken nie aufgehört hast.

Farewell, and don't forget: "Don't pay the ferryman, before..."

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Geschrieben von

knattertom

reisewütiger Mit40er der "D" den Rücken gekehrt hat, um neues zu entdecken. Interessierter Beobachter von aussen so to say...: knattertom@freenet.de

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