DER SPIEGEL-Zensur und -Agitation

Meinungsmache Offener Kommentar zur Degeneration früheren Demokratiewächters

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Nachdem über zwei Wochen vergangen sind, in denen mit der Einführung neuer Bulletin-Software auf der Internetpräsentation von Spiegel Online für mich weder Einsicht in das SpOn-Forum noch Teilnahme daran fortgesetzt werden können, erübrigen sich auch Floskeln dazu, daß es „aufgrund der Umgestaltung … derzeit zu Nutzungseinschränkungen“ kommen könne / man „an einer Lösung“ arbeite.

Denn es gibt keinen technischen Grund dafür, daß einzelne Teilnehmer unter selber Verwendung von OS und Browser wie Andere auch, von einer Teilnahme und zugleich auch Ansicht des Forums ausgeschlossen sind.

Keinen anderen also als jenen, mit neuer Gestaltung des Internetauftritts die Gelegenheit zu nutzen, Stimmen fern zu halten, welche der Gesinnungspflege dieser Domäne zuwider stehen.

Stimmen, die immer wieder monieren und aufzeigen, welche Richtung dieses ehemals investigative Politmagazin eingeschlagen hat, um sich als serviles Regierungs- und Oberkastenorgan zu etablieren, in dem zur Pflege des Anscheins sporadische Artikel Progressiver eingestreut sind, die gezügelt an Oberfläche kratzen dürfen, ohne, daß es wehtut. In einem Organ, dessen Auslieferung kein Parlament und Establishment mehr nervös zu machen vermag, noch soll.

Stimmen sind nun aussortiert, die den Umschwung von: „Deutschland ist kein Einwanderungsland“ auf: „Wir schaffen das“ als pseudohumanistische Kampagne eines Industriestaates erkennen, der für Nachschub lohndrückender Prekärbelegschaft sorgt, während ihn sozialer und kultureller Aspekt in Unternehmerlandschaft von Global Playern nicht die Bohne tangiert.

Stimmen, die darauf verweisen, daß Immigration mitnichten nur Friede, Freude, Eierkuchen, sondern Mentalität mitbringt, die abendländische Errungenschaften wie pragmatische, geistige, ethische und eben humanistische zurückwirft.

Es soll unberücksichtigt bleiben, daß zur weltlichen Information und Schulung in unaufgeklärten Regionen Nichts beigetragen wurde und wird, um vielmehr rückständige Mentalität daheim mit einebnender Propaganda, Zugeständnissen in Kindesindoktrination, Patriarchat, Tierquälerei und vor allem Moscheen zu umarmen.

Von gedacht guten Menschen, die sich der Empirie, martialischem Glaubensbekenntnis religiös beschirmter, willkürlich opportuner Darstellung und Auslegung einschlägiger Prinzipienlosigkeit entziehen, um sich als Wiedergutmacher einstigen Kolonialismus und Faschismus zu verstehen.

Dazu werden auch gleich gläubige Muslime in Redaktionen geholt, und traditionell einhergehende Verweigerung von Logik, Fakten und (Berufs)Ethos als grundlegender Antithese nüchterner Berichterstattung negiert.

Schließlich sind Prämissen früheren Hauses wie: „Sagen, was ist“ oder „SPIEGEL-Leser wissen mehr“, längst Paradox geworden.

Exemplarisch auch in der Forumszensur zu erleben, wenn eine Kopftuchamazone Schicht hat. Da landet ein Großteil der Zuschriften schon aus Faulheit im digitalen Papierkorb. Von Foristen, welche der Dame persönlich nicht behagen, gleich rundweg.

Angestammte Attitüde, die Verlags- und Abteilungsleitung nicht bedenklich stimmen kann.

Schließlich haben sich Boulevard-Verleger ja nicht eingekauft, um den SPIEGEL als Revier intellektueller Haudegen und kritischer Spürnasen zu erhalten.

Sie und oft von ihnen ausgebildetes Personal, das heutigen SPIEGEL gestaltet, haben aus dem Blatt dessen schieres Gegenteil des unterm Teppich Haltens, Abwiegelns und Einlullens gemacht, in dem kaum einmal Sprache, geschweige denn breites Fakten- und Geschichtswissen beherrscht wird oder werden soll.

So schreibt man heute täglich gegen Recherchen des SPIEGEL-Archivs aus investigativen und unabhängigen Zeiten an.

Heutige Redakteure haben keine Kenntnis von dieser einmaligen Quelle und sollen offenbar auch keine aufweisen.

So hat man auch keine Vorstellung von vor Jahrzehnten erreichtem Pragmatismus, der sich Widersachern aufklärend und argumentativ erwachsen stellte.

Indes kann des Zeitgeistes wiedergekehrte Bevormundung, Gouvernanten- und Denunziationsmentalität, welche inzwischen schon mit der Muttermilch aufgenommen worden ist, als obligate Zensur, die sämtliches an Kommentar zu passieren hat, kein Bedenken wecken.

In der Folge auch die Blässe, Ausschluß ungeliebter Teilnehmer unter technischen „Nutzungseinschränkungen“ in Folge von „Umgestaltung“ zu kaschieren.

Dabei wäre es unangefochtenes Recht dieser Online-Redaktion, Teilnehmer auszusperren. Sie könnte mit Fug & Recht auch ausschließlich Mitglieder des BDI und der Regierung als ihre Mentoren zu Wort kommen lassen.

Sich jedoch nicht offen dazu zu bekennen, welch Hinweisen, Einwendungen und deren Autorenschaft man sich und der Öffentlichkeit entzieht; bzw., daß es sich bei Zensur und Selektion um dasselbe Prinzip handelt, welches man so freiheitlich anprangert, wenn Arbeitgeber keine Moslems anstellen möchten, oder eine CSU geführte Gemeinde einen muslimischen Kandidaten nicht akzeptieren mag: Das gehört zur intellektuellen Ebbe heutigen Medienhauses, das sich immer noch mit dem Titel DER SPIEGEL schmückt, während ihm SPRACHROHR gerecht würde.

Wenn derweil eine kollegiale Redaktion in Strauß-Manier überfallen und die Pressefreiheit eingeschränkt wird, weiß ein heutiger SPIEGEL stillzuhalten.

Ein braves Sprachrohr, daß an administrativ unentwegten Zuwendungen an Industrielle, ausgeuferter Klientelpolitik und immer weiter spreizender sozialer Schere keine Systematik auszumachen vermag; den Status quo grundlegend in demokratischem Lot verzeichnet und Bananenrepubliken schön ordentlich in Übersee verortet (und linke Staatsformen natürlich erst).

Wer in der Zeit vor Anfang Neunziger Recherchearbeit beim SPIEGEL leistete (und noch lebt), wird sich bei weitgehender Durchsicht dessen, was sich heute noch SPIEGEL nennt –mit Verlaub- übergeben.

Auch heute wieder, wenn dessen Online-Version, die sich etwa bezüglich muslimischer Schützlinge ach so progressiv verwendet, zugleich nicht einmal die Schizophrenie eines sich als sozialistisch bezeichnenden Chinas behandelt, und gleichwohl nicht müde wird, einen gedungenen Hanswurst namens Guaido immer wieder als „charismatisch“ und nun als „ausgerechnet“ von Wahlen bedrohten „Interimspräsidenten“ aufzubauschen.

So stellt sich das Winden erzreaktionärer Agitation dar, die zu verklären sucht, daß die Menschen Venezuelas von außen forcierte Rückkehr einer Lehnsherrschaft ablehnen.

Die Metamorphose dieses Magazins in sein Gegenteil, wird im Rahmen gleichgeschalteter und verflachter Medienlandschaft (und auch Marginalisation aufklärerischer TV-Formate) sträflich vernachlässigt.

Denn die Wandlung des SPIEGELs ist eklatantester Indikator Schöner Neuen Welt, und größter Verlust deutschen Informationswesens.

-Auch wenn Reuters & Co. dieser Entwicklung vorausgingen. Denn sie waren nie so unbestechlich aufrecht wie Rudolf Augsteins Werk, das wöchentlich Knie unter Nadelstreifen zittern ließ.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Knossos

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Knossos

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