Diktat des Konstrukts

Scheinwert Leben im Gespinnst

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Unzählige, auf Konstrukt basierende Königreiche gingen unter, nachdem sie an Praktikabilität scheiterten. Doch die heutigen schicken sich an, den Tod der Praxis wie auch immer kurzfristig überleben zu wollen.

Das Konstrukt: Legitimation endlos maximierten Profits

In Texas erhalten die Menschen gerade monatliche Stromrechnungen von 8 000, 10 000 und sogar 16 000 Dollar. Kunden eines Providers, welcher gegen Grundgebühr Strompreise des Marktes ohne Aufpreis weitergibt. Für gewöhnlich bedeutet dies niedrige Tarife, doch diesmal wegen erhöhter Nachfrage unter 70% der USA überkommender Kältewelle nicht.

Was ist die Reaktion?

Traditionell kein Rühren am Tabu heiliger Kuh unangetasteten Gewinnhebels. Hebel, welcher Rationalität, Plausibilität und alles Recht einschließlich Menschenrechts dominiert und eliminiert, und zugleich unter keinen Umständen zur Debatte zu stehen hat. Als Gesichtspunkt dematerialisiert.

Also, nun gestellte Forderung / Vorschlag: Der Staat soll die irrwitzigen Rechnungen altbekannten Mantras: „Es kostet halt so viel“, bezahlen.

Alles, nur nicht hinterfragen, warum denn quasi ein Stück Zinn sein Volumen an Gold kosten soll.

Fragen, was es mit solch Preisen auf sich hat.

Wollen wir es versuchen?

Im Kapitalismus ist das intrinsische Verhältnis von Aufwand zur Gestellung als Wertbestimmung zugunsten eines Wuchers bei Nachfrage eliminiert. Ist etwas künstlich oder praktisch verknappt, dürfen Mondpreise angesetzt werden. Prämisse: „Willst du nicht zahlen, findet sich ein Anderer, der es sich leisten kann / dringender benötigt, etc.“ (Kulminierend etwa in der Pharmazeutik. „Willst du leben? Was ist es dir wert?“ „Preis zu hoch? Dann leide oder stirb.“)

Und so werden texanische Haushalte zu absurden Preisen für etwas erpreßt, das einen Partikel davon wert ist, weil der Markt behauptet, das Gut zu solchem Preis anderweitig losschlagen zu können.

Und das Prinzip dahinter ist in Stein gemeißelt wie unverrückbares Naturgesetz.

Ein Staat als Vertreter von Volk erlaubte keinen Wucher. Unsere Staatsgebilde jedoch lassen sich eher darauf ein, Wucher aus Steuern zu alimentieren, als ihm nachzugehen.

Dabei läge es auf der Hand, Gestellungskosten zuzüglich Gewinns zu sinnigem Unternehmenserhalt (ohne Wasserkopf zudem, versteht sich) zu ermitteln, und insbesondere in Feldern der Grundversorgung eine rote Linie zu ziehen.

Doch eben dies im Geiste durchzugehen hat man Untertanen gründlich aberzogen, so, daß sie auch keine andere Option zu erwägen wissen, außer staatlichem Einspringen mit Steuergeldern, während Beutelschneider sich unangefochten zweihundertfache und höhere Marge als gebratene Taube in selbstredende Kasse fallen lassen.

So wird Naturkatastrophe zu Verhundertfachem zuvoriger Milliardenbeträge, während Endkunden bereits Morde begangen haben, um an Geld zu gelangen, bevor ihnen am 10. nächsten Monats in bitterer Kälte der Strom abgestellt würde.

Derart konkret und noch viel weitergehend in der Auswirkung sind Spinnweben eines Konstrukts des: „Es kostet halt so viel“, nach dem neuzeitliche Menschheit folgsam lebt, während das Konstrukt de facto ebenso flüchtiger Textur ist, wie all jene Sonnengötterei und Scharlatanerie, welche sich in der Geschichte dutzendweise in Luft aufgelöst haben.

Warum also diesmal nachdem Leben um uns ausgestorben und der Planet unwirtlich geworden sein wird? Warum nicht jetzt?

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Knossos

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Knossos

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