Projektierte vers. praktischer Corona-Chance

Wandel Anbruch neuer Ressource

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Aus der Pandemie erwachsene Chancen sind als Besprochenes von mir immer gern gesehen. Leider jedoch pflegen die Visionen nur an Symptome zu reichen, und verfehlen bei mangelndem Tiefgang den Kern dissozialen Status quos, um von dort aus gangbaren Weg in systemisches und soziales Dasein aufzuzeigen.

Keinem Geistesblitz zum Ruhme also, daß sich aus reiner Praxis heraus ergebende Möglichkeiten gängigen Fokus überflügeln.

Und die zeitigen sich zunächst durch vermehrte Infektion in schlachtendem Gewerbe. Umstand, der zu Einbrüchen in Lieferketten der Fleisch verarbeitenden Industrie führt.

Und das wieder zu vermehrtem Auftrieb zweier in den USA beheimateten Hersteller von Fleischersatz, Impossible Foods und Beyond Meat.

Deren Produkte wurden seitens gedankenlos eingeschworener Karnivoren aus dem Stand heraus madig gemacht; jedoch auch von Jemand, den ich dort um ein Probeessen bat, für unbefriedigend befunden.

Doch die Hersteller arbeiten fortgesetzt an Verfeinerung von Verfahren und Rezeptur, was zu immer besseren Ergebnissen führte. Soweit, daß sich selbst Aute cusine-Köche dafür erwärmten und zunehmend Restaurants und Fastfood-Ketten das Sortiment darum erweiterten.

Das echtem Fleisch ähnlichste Produkt von IF kommt ihm dermaßen nahe, daß (seit letztem Jahr) nicht nur kritische Köstler gustativ kaum Unterscheidbares attestieren, sondern gar manche Vegetarier es der geschmacklichen Authentizität wegen ablehnen. Zugleich berichten Testesser , wie zwar etwas weniger Fleischartiges von BM doch mit seiner „Nußigkeit“ einen eigenen kulinarischen Reiz ausübe.

Und so fügt sich nicht nur des börsennotierten BM Kursanstieg um 70%, sondern wachsende Nachfrage, welche diesen Startups nun quantitative Schwierigkeiten bereitet, ihr nachzukommen. (Langfristig kein Beinbruch. Schon, weil, Analysten nach, der Fleischindustrie eine baldige Erholung verwehrt sein soll.)

Alles in allem eine vorzügliche Entwicklung, angesichts der Tatsache, daß der Feldzug einer verspätet doch nunmehr immerhin angetretenen Fleischalternative nicht ‚nur‘ Marodierung unter Flora & Fauna, sondern dieser Tage beachtetem Klimawandel, sprich jenen etwa 40% Anteil des gesamten Ausstoß an Kohlendioxyd durch Fleischproduktion, entgegenwirkt.

Im Fall von IF (wie man nicht müde werden darf, anzumerken) darüber hinaus Pläne, die Technologie, aus Biomasse Fleisch zu machen, künftig an Landwirte weitergeben zu wollen, und damit weltweit direkte und dezentralisierte Produktion vor Ort zu ermöglichen.

Jenen, die nach wie vor gern Tiere eingepfercht, gemästet und aufgeschlitzt sehen, mag die Vision nicht pläsieren, doch bleibt das nachrangig, wo heute bereits Geschmacksnerven nicht zu leiden brauchen und morgen ein Unterschied zu originalem Fleisch, Geflügel und Fisch nicht mehr feststellbar sein wird. Weniger noch zu Hormon-, Antibiotika- und sonstigem Additiv-Geschwängertem Exemplar.

Da braucht um 90% erhöhte Effizienz, bei der Wandlung von Vegetation in Fleisch, nicht erst beschworen zu werden.

Im Gegensatz zu prospektiv eher ungehört verhallenden Entwürfen für Maßgabe nach Corona (unter unvermindert serviler Politik des „Weiter so!“) hat dieser Virus an geistiger Lähmung vorbei doch einen praktisch nachhaltigen Fortschritt in Zeiten ökologisch höchster Dringlichkeit mit sich gebracht.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Knossos

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Knossos

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