Tierquälerei und Papageien

Verirrte Pietät Falsche Amnestie

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Für kaum einen etablierten Politiker ist Tierquälerei ernsthaftes Thema. Also kein Politikum?

Gibt es keine dringlicheren Angelegenheiten?

Gewissermaßen, angesichts bald überschrittener Schwelle unumkehrbaren Zusammenbruchs irdischen Ökosystems oder auch sozioökonomischer Eskalation, schon. Doch Tierquälerei bzw. Umsicht mit der Kreatur gehört zum Kern des Humanistischen, und seine Priorität sollte sich dem Menschen nicht erst erschließen, wenn er als Anhänger mancher Religion in Form eines Mitgeschöpfes wiedergeboren würde.

Das Groß meiner Landsleute darf sich der Krudität mit ausgelieferten Wesen, die zu Empfindung von Schmerz, Leid und Trauer ebenso veranlagt sind wie wir, entziehen. Die Qual von Nutzvieh ist ausgegliedert in Mast- und Schlachtbetriebe und jener so manchen Haustiers in private Räume hinter verschlossenen Türen.

Mich (man sehe mir Selbstbezug im Sachverhalt nach) verfolgt sie indessen von früher Jugend an. Angefangen bei Muttern, die -wie ich Jahrzehnte später zufällig herausfand- mindestens eine meiner Katzen in einen Karton packte und JWD aussetzte, und einen Wellensittich in meiner Abwesenheit verhungern ließ, da sie in Anbetracht von Hülsen im Napf vermutete, Futter sei noch reichlich vorhanden ... Weiter über Jahre im Balkan, wo Kinderhorden zum Zeitvertreib ob Welpen oder ausgewachsene Hunde und Katzen mit einem Draht um den Hals und einer Beschwerung am anderen Ende in stark strömenden Abwasserkanal warfen, um gegen Ertrinken kämpfende Tiere solange mit Steinen zu bewerfen ...

Desperat gegen die Übermacht gelang es mir lediglich zwei- oder dreimal eines der Tiere zu retten, in Dornensträuchern zu verstecken und so weit möglich zu versorgen, nur damit es in den folgenden Tagen dann doch sein Leben aushauchte.

Oder der Spitzwelpe, den mir eine Putzfrau mitbrachte.

Natürlich wurde untersagt, ihn mit in den Schlafraum mitzunehmen, und wies ihm Bleibe in zubetonierten Latrinen zu, wo er des Nachts schrie und wimmerte, bis es in zweiter oder dritter Nacht still wurde. Am nächsten Morgen war er verschwunden. Aufgetischt wurde mir dazu, er sei durchziehenden Hirten mitgegeben worden, wo er gut aufgehoben sei, aber angesichts der Mentalität ahnte ich es damals schon schlechter.

In Deutschland dann Halter, die Katzen vom Balkon aus dem dritten Stock warfen, Regalbretter auf dem Kopf ihres Pitbulls zerbrachen, oder bei Heimkehr so auf ihren Setter eindroschen, daß Schläge auf den Brustkorb etliche Wohnungen weiter zu hören waren.

Man kann eingreifen und auch erfolglos den Tierschutzverein anrufen, doch was man auch zur Folge bewirkt, es ist kein Nanoteilchen am Ganzen.

Und erst irgendwo im Mittleren Osten.

Gleich am Anfang unfreiwillig 4 Streuner aufgenommen, um sie zu retten. Kurz darauf erste Giftattacke. Blut, ausgeschiedenes Darmgewebe, Infusionen, Medikamente und weite Fahrten zum Tierarzt ohne Ende. Veterinär meiner Begleitung zuflüsternd, die Tiere könnten das unmöglich überleben; man möge es mir nur nicht sagen.

Doch nach zwei Monaten Tag & Nacht Verarztung kommen sie über den Berg.

Es folgen 15 weitere Giftanschläge innerhalb von fünf Jahren. Und täglich über 30 Übergriffe (Aufscheuchen, Scheinattacken, Pfeifen, Steine werfen, Schreien, Böller, volles Programm eben). Aus kerngesunden, überschlagend freundlichen Tieren werden laufend kranke und gegen alle Fremden panische Hunde.

Und aus mir, grundsätzlich friedfertigem Zeitgenossen, einer, der -wenn ihm wider allen Zügelns doch die Hutschnur platzt- Sadisten stellt, wenn er sie einholen kann und schließlich einem Angreifer den Kiefer bricht.

Den Kadi interessiert des Delinquenten bis dahin dreijähriger, vorwiegend nächtlicher Terror (um die 5 mal die Woche, oft gegen 4:00 morgens) nicht.

Wir Ausländer würden uns doch ständig mit Alkohol betrinken (wo die Flasche konventionellen Whiskys kaufkraftmäßig um die €500 kostet), dann gingen wir hinaus und verprügelten wegen Kötern "muslimische Kinder" (von über 23 Jahren).

Er senkt den Hammer, macht mich fast arm und händereibende Berserker um zwei PKW wohlhabender. Nur mit ungewöhnlicher Maßnahme entgeht meinereins zudem ganz knapp zwei Jahren Gefängnis.

Erbarmen als fast zehn Jahre Hölle auf Erden.

Schlimmer noch Schreie von Streunern im Viertel. Als noch in einem Hochhaus in der Hauptstadt wohnend, gab es laufend jene eines Hundes, den jemand irgendwo auf einem Balkon hielt und abends windelweich prügelte. Sowie über den Zeitraum von 9 Monaten etwa sechzig Todesschreie von Katzen, die spät Nachts wohl von einem Straßenkehrer aufgespießt wurden, da sie Mülltüten aufrissen, wo es keine Mülltonnen gibt.

Am markerschütterndsten jedoch verzweifelte Töne in vorortartiger Gegend. Lange wußte ich nicht: War das soeben ein Pferd, ein Mensch, ein Hund? Dann sieht man sie. Siechende Hunde ohne Hautlappen auf dem Schädel, mit eingeschlagenem Kreuz, gebrochenem Lauf, abgerissenem Schwanz usw. Kaum ein Tag ohne einschlägige Laute. Kinder, die mit Luftgewehren auf Neugeborene halten.

Man vergebe mir Schilderung üblicher Drastik.

Allgemeine Anmerkungen zu Sadismus:

# Geschiedene, die in fahrlässiger Revanche dem Nachwuchs gegenüber den anderen Elternteil vergällen, ziehen damit Gemüter heran, die in resultierender Entwurzelung lügen, stehlen und Tiere quälen.

# Sadismus ist die Auswirkung schwerwiegend gedemütigter Menschen, denen anderweitiges Leid insofern Trost und Genugtuung verheischt, daß es diesmal Dritte trifft. (Primäre Sensation des Privilegs: "Es widerfährt NICHT mir! / Ich bleibe dabei ausgespart.")

Zur besonderen Ausprägung in vielen Kulturen Asiens und Afrikas:

Dort gesellt sich zu Indifferenz, Machismo und zum als zweiten aufgeführtem Punkt über weite Teile der Kontinente Abwesenheit intellektueller Begebenheit von Einheit und Reversibilität. (Wenn in übermächtiger Position, keine Erwägung von Austauschbarkeit von Rolle oder der Konsequenz.)

Postkoloniale Auffassung davon, keine anderen Nationen belehren zu dürfen, läßt Opfer der Rückständig- und Grausamkeit tumb im Stich. Und aktuell angesagte Nivellierung von Ethnie zum einen und ansonsten Reduktion auf "Rasse" bei vermeintlich philanthropischer Übergehung von Kultur entspricht aufs Exemplarischste oberflächiger Scheuklappen-Konklusion.

Einer intellektuellen Flachheit, der erst als Hai Flossen abgetrennt werden, um noch zappelnd ins Meer zurückgeworfen zu werden, oder lachend mit Eßstäbchen in zuckenden Körper noch bewußter Speise gestoßen werden müßte, um zwischen Gegenstand und falscher Pietät die Verortung von Priorität nachzuholen, die halbgebildetem Schluß abgeht.

In Abwegigkeit abgerundet durch behaglich flauschige Fellkragen, die inzwischen sprichwörtlich alle Welt trägt, während in unzähligen Dokumentationen darüber ins Bild gesetzt, auf welch barbarische Weise Häute von Hunden, Katzen und Marderhund aus Fernost auf die Jacke kommen.

Innere Narben und frische Einschnitte trieben mich zu diesem Schrieb. Überwältigendes Verlangen, um der Ausgelieferten zu Rufen und zu Winken.

Doch welche Atrozität führt schon an hohlem Trend paradoxer Ziemlichkeit vorbei.

In der Parole trendigen Anstands ist Kultur Beiläufigkeit. Nichts als interessant, erhaltenswert und in der Wertung Tabu. Kleinod bar prägender Güte, das den Menschen rundherum und aller Hemisphäre gleich sein läßt. Bishnoi, Nigerianer, Friesen: Alle haben im Grunde gleich zu sein.

Dabei brüllen Ausprägungen traditioneller Mißhandlung und Tortur von Milliarden Kindern, seelisch verkrüppelter Erwachsener und Billionen aufs Mark erschütternd ausgelieferter Geschöpfe das innere Trommelfell heraus, wenn man die Welt an sich heran läßt.

"Schon einmal einen unheiligen Hund gesehen, dem frömmelnde Gerechtigkeit den Vorderlauf bis zur Schulter herausgerissen hat?" möchte man Herrn / Frau Friede-Freude-Eierkuchen schöner Götterfunken aus der Wir-sollten-keinem-dreinreden-Fraktion fragen.

Aktuelle Politische Korrektheit ist Synonym unausgegorener Einebnung, entkoppelter, symptomatischer Blindheit und Absurdität, daß sie einem Zyklopen zur Ehre gereichte.

Derweil sind einäugige Riesen der Sage nicht etwa Menschenfreunde.

Keine Kurzsicht ist des Menschen Freund, auch wenn Ignoranz in der Frühzeit zu Schutzmechanismen der Menschenartigen zählte.

Heute ist der gemeine Zeitgenosse einer, der in der Lage ist, als Spezialist komplexe Vorgänge zu meistern, zugleich in der Ganzheitlichkeit außerstande, profane Eins und Eins zusammenzuzählen.

Ein Papagei, der ohne Überlegung, Causa und Zusammenhang übernommenen Schluß nachplappert. Kognitiv zu träge und unselbständig um jener hehre Mensch zu sein, den er anstrebt.

-Wobei ich mich beim Papagei zu entschuldigen habe. Ihm ist nachgewiesen worden, daß er durchaus auch weiß, was er von sich gibt.

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Geschrieben von

Knossos

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Knossos

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