Vom Segen des Kapitalismus

Multiresistenz Verseuchung zwecks zusätzlichen Profits im Dorado

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Da hat sich neulich jemand auf dem FREITAG definiert, um seine Affinität für diese Wirtschafts- und folglich Gesellschaftsform zum Ausdruck zu bringen. Leider nur zu nicht mehr. Hätte der Gute auf einen Kommentar dazu reagiert, wäre es Gelegenheit geworden, jemandem die Oberflächlichkeit aus Hirnwindungen zu kurbeln, und akribisch auszuwalzen.

Einzig belastend in solchen Fällen, jene Explosion im Flaschenhals des Kortex, wenn schiere Vielfalt an Ausgeburten dieser verächtlichen Ökonomie vertikaler Ebenen sowie Dimensionen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf das Sprachzentrum einprasseln, wo freilich nur eines nach dem anderen verarbeitet werden kann. Rauchender Kurzschluß, der einen auf spontane und zugleich lähmend unzureichend empfundene Wahl einiger Dämonen der Ausbeutung reduziert.

Was will man anführen? Zerstörung durch Korruption, Bindung von Ressourcen, Fesselung geistigen, produktiven Fortschritts, vergebener Symbiosen oder Nachhaltigkeit ... Überbevölkerung, Asozialität, mentale Pathologie, totale Irrationalität, Wandlung blauen Planetens in einen grauen, oder ...?

Es bräuchte wohl IBMs letzten Supercomputer zur Ausführung allein signifikantester Ungeheuer aus schwefeligem Schoß annektierten Mehrwerts.

Nehmen wir nur einmal die anrollende Welle mikrobiellen Desasters.

Um die dreißig Jahre muß es her sein, als man das Vorkommen erster multiresistenter Erreger der Tuberkulose im Schmelztiegel New York feststellte (, die bereits seit Mitte der Neunziger Jahre den Bestand afrikanischer Löwen dezimiert).

Bis vor zehn Jahren war davon auszugehen, daß galoppierende Resistenz aus kapitalistisch verantwortungsloser Verschleuderung von Antibiotika in der Tiermast begründet liegt, wo endlose Profitgier zunehmende Anzahl an Tieren auf immer artfremdere und unhygienische Art zusammenpfercht und einhergehende Atrozität medikamentös übergeht. Zu einem geringeren Teil aber auch in der Einfalt humanmedizinischen Personals, welches simplen Umstand der Unempfänglichkeit von Viren für Penizillin zum einen sowie Risiken übermäßiger Verschreibung von Antibiotika allerorten, und einmal mehr etwa im Iran als Weltmeister dieser Verschreibungsdisziplin, nicht versteht.

Inzwischen jedoch weiß man mehr.

Wieder Unersättlichkeit im Profit hat deutsche, ohnedies im Absahnen heimischen Schlaraffenlandes berstend pralle Pharmazeutik dazu übergehen lassen, Grundstoffe in Indien zu beziehen, wo Löhne und billige Peripherie noch mehr Gewinn ermöglichen.

Dabei offenbar unerheblich, daß industrielle Abwässer dort kurzerhand in Flüsse und Seen abgeleitet werden, in denen somit über diverse Antibiotika Bakterien ideales Ambiente zur Ausbildung von Multiresistenzen besiedeln. Es entstehen resistente Stämme, die sich nicht nur rasant vermehren, sondern ihre Immunität laufend an weitere Arten von Bakterien weitergeben.

Anwohner, die sich infizieren unterliegen hoher Sterberate, da oft kein Gegenmittel möglich ist. Überdies kehren die einstweilen unbesiegbaren Erreger über Reise- und Güterverkehr heim in die westliche Welt und nach Deutschland.

Was nun ist zu erwarten, wenn Wissenschaftler solch brisanter Quelle dräuender Epidemien auf die Spur kommen? Wer kapitalistisches Prinzip kennt, ahnt es bereits.

Wer nicht, dem sei typischer Verlauf im Folgenden geschildert:

Weißkittel haben also Proben in Gewässern um indische Fabriken herum entnommen und sie in deutschen Laboren untersuchen lassen. Ergebnis: Die Bewandtnis multiresistenter Keime übertrifft pessimistischste Erwartung auf erschreckende Weise.

Die indischen Firmen geben sich nicht recht ansprechbar. Also wird ihnen Besuch auf einer Messe abgestattet.

Stellungnahme: Die Befunde seien kein Beweis. Man möge den Unternehmen doch bitte wissenschaftlich fundiert aufwarten.

Gesagt getan. Die Proben werden in teure Spezialuntersuchung gegeben, in welcher die Resistenzen definitiv auf Antibiotika aus dem Portfolio der Hersteller zurückzuführen sind.

Mit den Ergebnissen sucht man erneut das Gespräch mit den Firmen.

Reaktion: Niemand ist mehr zu sprechen.

Wohlgemerkt: Es geht um eine Branche mit Gewinnmargen welche in der Höhe gleich nach jenen der Drogen- und Waffenindustrie angesiedelt sind. Weder war es erforderlich, Erstellung von Grundstoffen nach Asien auszugliedern, noch wäre es Handicap, spätestens jetzt (nachdem man sehr vermutlich lange schon um Verseuchung im Umfeld der Fabriken und weltweite Gefahr für Mensch und Tier wußte, da einem letale Umstände in benachbarten Krankenhäusern kaum entgangen sein dürften) für Filterung der Abwässer zu sorgen.

Konklusion für Blauäugige, die seit Manchester bis heute wider ganzer Mannigfaltigkeit der Skrupellosigkeit X für U nehmen möchten:

Ein Wirtschaften unter Votiv von Kapital statt allgemeinen Nutzens kann immanenter Weise unter keinen Umständen zielführend für soziale Spezies des Menschen, dessen Mitgeschöpf und Lebensraum sein.

Kapital- / Feudalismus ist die denkbar irrationalste, asozialste und destruktivste Form des Umgangs und Wirtschaftens. Es bedarf wahrlich keines IQs über 58, um solch Binsenwahrheit bereits bei Berücksichtigung bezeichnender Begriffe zu erfassen; vielmehr vorsätzlicher Verzerrung, jene Ausblendung faktiösen Anhangs zu begehen, die jedem einzelnen prokapitalistischen Argument vorausgeht.

Daß sozialer Gattung soziales Wirtschaften anheim steht, ist nun wahrlich ebenso Gordischer Knoten, wie etwa irdische Evolution Wasser voraussetzt.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Knossos

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Knossos

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