An die Atombombe gewöhnt

USA Die nukleare Bedrohung wird oft verdrängt. Historiker streiten über das Motiv der Angriffe auf Hiroshima und Nagasaki vor 75 Jahren
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 32/2020
Die Crew des Militärfliegers „Enola Gay“, von dem die Hiroshima-Bombe abgeworfen wurde, bei einer Parade in New York, 1946
Die Crew des Militärfliegers „Enola Gay“, von dem die Hiroshima-Bombe abgeworfen wurde, bei einer Parade in New York, 1946

Foto: Keystone/Getty Images

Der gedankliche Umgang mit der Gefahr eines Atomkrieges ist in den USA mindestens so kompliziert wie das Verständnis für eine exponentielle Vermehrung des Corona-Virus. Ein Dreivierteljahrhundert ist vergangen seit den Atomangriffen auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki. Inzwischen sind neun Staaten im Besitz von mehr als 14.000 Kernwaffen, vornehmlich Russland und die USA. Häufig werden die Arsenale „modernisiert“, auch deshalb hat das US-Wissenschaftsmagazin Bulletin of the Atomic Scientists die Zeiger seiner symbolischen Weltuntergangsuhr in diesem Jahr von zwei Minuten auf 100 Sekunden vor zwölf gestellt.

Die öffentliche Sorge über die Nukleardepots hält sich dennoch in Grenzen. Es scheint eine Ewigkeit her zu sein, dass am