Die Geister, die ich rief

USA Der Super-Dienstag mit Vorwahlen in zehn US-Staaten offenbart einmal mehr, wie zerstritten die Republikaner sind und wie weit sie nach rechtsaußen driften

Ernüchternde Resultate für die Republikaner nach Vorwahlen in zehn der 50 Bundesstaaten am so genannten Super-Dienstag: Wie will dieser Haufen gegen Barack Obama gewinnen? Die Partei ist zerstritten, die Wähler sind nicht begeistert über die zur Wahl stehenden Kandidaten. Tea-Party-Gruppierungen und rechtschristliche Verbände haben sich offenbar auf Millionär Mitt Romney eingeschossen, den vermeintlich nicht ausreichend konservativen Mann der Elite mit seinem fragwürdigen mormonischen Glauben.

Mitt Romney, am 6. März Sieger in Virginia, Massachusetts, Idaho, Vermont, Alaska sowie hauchdünn in Ohio, bleibt aber der Frontrunner dank seiner finanziellen und organisatorischen Überlegenheit. Besonders in der entscheidenden Kategorie – der Zahl der Delegierten für den Nominierungskongress – liegt Romney deutlich vorn. Aber der Rechtsaußen Rick Santorum ist ihm schwer auf den Leib gerückt mit Erfolgen in Tennessee, Oklahoma und Nord Dakota. Die anderen beiden Kandidaten blieben am Leben. Newt Gingrich, weil er wenigstens in seinem Heimatstaat Georgia gewonnen hat. Der radikal freimarktwirtschaftliche und libertäre Ron Paul, weil er ein paar Achtungserfolge errungen hat (40 Prozent in Virginia, Platz zwei in Vermont), und weil seine Anhänger den prinzipientreuen Politiker verehren. Keiner hat einen Grund, auszusteigen aus den Vorwahlen, vor allem, wenn die großen Geldgeber sich nicht lumpen lassen und weiter zahlen.

In den Gräben des Kulturkrieges

Alles im allem sollten die Ergebnisse dieser Woche bei der Republikanischen Partei größte Sorgen verursachen. Sie zeigen einen Klassenunterschied; Republikaner der unteren Einkommensschichten, vorrangig im einkommensschwachen Tennessee, und ohne höhere Schulbildung stimmten für Rick Santorum, der sich als einfacher Mann aus dem Volke in Szene setzt. Die wohlhabenderen Schichten überwältigend für Romney. Bei seiner „Siegesansprache“ schimpfte Santorum über Obamas Gesundheitsreform, die der „Anfang vom Ende der Freiheit in Amerika“ sei. Romney habe doch eine ganz ähnliche Reform eingeführt, seinerzeit als Gouverneur von Massachusetts. Das Feindbild wäre hiermit klar. Das gilt auch bei der Religion. Die konservativen Christen entschieden sich mit großer Mehrheit für den engagierten Abtreibungsgegner und Empfängnisverhütungskritiker Santorum, der Karriere gemacht hat mit seiner Intoleranz gegen Schwule und Lesben.

Selber schuld, muss man sagen zu Parteiführern und Publizisten, die jetzt klagen über den Zustand der Republikaner. Man hat doch wilden Hass und paranoide Warnungen (siehe Santorums Bemerkung zur Gesundheitsreform) gefördert, seit Obama seinen Fuß ins Weiße Haus setzte. Und jetzt, wenn die Hetzer den eigenen Wunschkandidaten Romney angreifen, kann man nicht plötzlich bremsen. Die Partei, so die New York Times am Wahltag, sei „in den Gräben des Kultur- und religiösen Krieges stecken geblieben“. Sie stelle neue Rekorde auf für „fehlende Ideen“ und „hässliche Rhetorik“.

Barack Obama jedenfalls kann mit dem Super-Dienstag erst einmal zufrieden sein. Die Republikaner stehen so weit rechts, dass unzufriedene Wähler vom progressiven Spektrum der Demokraten im November wohl kaum fremd gehen dürften. Und wie eine neue Umfrage des Pew Center berichtete: Fast 30 Prozent der Amerikaner sagen, ihre Meinung zu den Republikanern habe sich im Laufe des Wahlkampfes verschlechtert. Nur zwölf Prozent sagten, sie hätten jetzt eine bessere Meinung von Mitt, Newt, Ron und Rick.

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