Donald Trump will auch in der Ukraine-Politik gegen Joe Biden punkten

Meinung Er sei der einzige Kandidat für die Wahlen 2024, der einen Dritten Weltkrieg verhindern könne, hat der Ex-Präsident Donald Trump in Washington verkündet
Ausgabe 10/2023
Ex-US-Präsident Donald Trump will zurück ins Weiße Haus, um den Dritten Weltkrieg zu verhindern
Ex-US-Präsident Donald Trump will zurück ins Weiße Haus, um den Dritten Weltkrieg zu verhindern

Foto: Anna Moneymaker/Getty Images

Das war der echte Donald Trump, vor Tagen beim Jahrestreffen des rechtspopulistischen Verbandes Conservative Political Action Conference (CPAC) in Washington. Es war Trump, wie man ihn kennt, verspottet und schmäht: Er sei der einzige Kandidat für die Präsidentschaftswahl 2024, der einen Dritten Weltkrieg verhindern könne, ließ er wissen. Es ging um die Ukraine und die von Trump in Zweifel gezogene Politik der Biden-Regierung. Im Selbstbild und in den Augen seiner Getreuen ist der Ex-Präsident tatsächlich der „Einzige“. Ob die Getreuen stark genug sind bei Trumps neuem Anlauf? Und hat das mediale Echo nach CPAC recht mit dem kolportierten Eindruck, Trump sei ein Mann von gestern, dessen irres Hochstapeln nicht ernst zu nehmen sei? Man weiß es nicht.

Das Spekulieren über Trumps Chancen ist müßig, rund ein Jahr vor dem Start in die Vorwahlen. Was man allerdings weiß: Der Trumpismus, das Ressentiment gegen die Elite, auch in der Republikanischen Partei selbst, und das „America First“, das Trump versinnbildlicht – es hat sich festgesetzt in der republikanischen Wählerschaft. Trumps umfassender Groll repräsentiert viel von dem, was in diesem Teil der US-Bevölkerung gedacht, wenn auch nicht von allen Berufspolitikern seiner Partei geteilt wird. Die Ukraine sowie die von Trump beschworene Gefahr eines Weltkrieges, die US-Unterstützung der Ukraine gegen Russland testen reale Machtverhältnisse.

Auf der einen Seite stehen altgediente Politiker wie Mitch McConnell, Führer der republikanischen Minderheit im Senat, mit der Parole: Die Russen in der Ukraine zu besiegen sei „das wichtigste Ereignis in der Welt“. Kevin McCarthy, der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, hingegen will keine „Blankoschecks“ ausstellen und dürfte auf Meinungsumfragen blicken. Danach war laut Gallup im Februar beinahe die Hälfte der Republikaner der Ansicht, die USA täten zu viel für die Ukraine. Donald Trumps vermutlicher republikanischer Hauptrivale Ron DeSantis kritisiert, Biden lasse die „Identifizierung strategischer Ziele“ vermissen.

Der Trump-Flügel sieht keine bedeutenden US-Interessen bei der Hilfe für die Ukraine und will sich auch nicht besonders erregen über den russischen Angriff: Der sei nur möglich gewesen, weil Biden „so schwach“ sei. Trump ist überzeugt, unter seiner Führung wäre das nie passiert. Die Parteiführung hat anscheinend Gewissheiten verloren, was möglicherweise auf den von einem republikanischen Präsidenten wie George W. Bush 2003 in die Wege geleiteten desaströsen Krieg gegen den Irak zurückgeht. Doch eine politische Alternative wurde aus dieser Erfahrung heraus nicht entwickelt. Trump gibt nichts bekannt außer der Versicherung, er und er allein könne die Sache richten.

Auf demokratischer Seite ist die Debatte um die Ukraine offenkundig gelaufen. Es wird immer mehr unterstützt, immer bessere Rüstung geliefert. Russland soll verlieren, und Biden gilt als entschlossen und zugleich vorsichtig. Der Präsident hat die Gefahr eines Dritten Weltkrieges angesprochen, scheint jedoch mit seinem Team davon überzeugt zu sein, dass sich Risiken kontrollieren lassen. Das Fachmagazin Bulletin of the Atomic Scientists hat im Januar die Zeiger seiner symbolischen Weltuntergangsuhr von 100 Sekunden vor Mitternacht auf 90 Sekunden vor Mitternacht vorgestellt. Demnach ist eine globale Katastrophe näher gerückt als jemals zuvor – vornehmlich wegen des andauernden Krieges in der Ukraine.

der Freitag digital zum Vorteilspreis

6 Monate mit 25% Rabatt lesen

Geschrieben von

Der Freitag im Oster-Abo Schenken Sie mutigen Qualitätsjournalismus!

Print

Entdecken Sie unsere Osterangebote für die Printzeitung mit Wunschprämie.

Jetzt sichern

Digital

Schenken Sie einen unserer Geschenkgutscheine für ein Digital-Abo.

Jetzt sichern

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Kommentarfunktion deaktiviert

Die Kommentarfunktion wurde für diesen Beitrag deaktiviert. Deshalb können Sie das Eingabefeld für Kommentare nicht sehen.