"Es rettet uns kein höh'res Wesen, kein Gott, kein Kaiser noch Tribun. Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun!" So steht's im Kampflied Die Internationale. Passt natürlich nicht messerscharf auf die Zustände in den USA, doch das wäre zu singen jetzt, nach der Ernüchterung: der herbeigesehnte Untersuchungsbericht von Robert Mueller, US-Sonderermittler zu den möglichen Verbindungen von Donald Trumps Wahlkampfteam mit russischen Stellen, wird als politischer Sieg für den Mann im Weißen Haus gewertet.
Der aufrechte Ex-Marineinfanterist Mueller hatte für manche in der Opposition das Image eines höh'ren Wesens erlangt, das die Wahrheit verkünden und der Korruption ganz oben ein Ende bereiten würde. Selbst die Ermittlungsbehörde FBI mit ihrer langen Geschichte der Störung und Infiltrierung linker Verbände sollte nun ehrlicher Makler sein. In den vergangenen Wochen waren die endlosen Medienspekulationen über den Bericht kaum mehr auszuhalten.
Gefühl der Ohnmacht
Das Warten auf Mueller hatte auch mit einem Gefühl der Ohnmacht zu tun, dass man es nicht schafft, US-Präsident Trump in die Knie zu zwingen. Dass die Ermittlungen mit Beschuldigungen begonnen hatten, russische Dienste hätten 2016 den US-Wahlkampf zu Gunsten Trumps manipulieren wollen, machte die Sache streckenweise bizarr: Republikanische Kommunistenfresser ließen sich nicht groß aus der Ruhe bringen, um Trump zu schützen. Manche in der Opposition hingegen malten den russischen Teufel an die Wand, als stecke man noch mitten im Kalten Krieg.
Das Thema war schwierig, und man muss mehrere widersprüchliche Gedanken gleichzeitig im Kopf haben können. Für Hillary Clinton und ihre Freunde wurde "Russland" zur bequemen Begründung, die Demokraten hätten unrechtmäßig verloren – ein bisschen Freispruch für einen desaströsen Wahlkampf. Und ein bisschen Illusion, Trump mit all seiner Korruption sei kein allgemeines US-amerikanisches Phänomen.
Mueller kam zum Schluss, dass es diese versuchte Einmischung gegeben habe, offenbar aber auch, dass es nicht genug stichhaltigen Beweise gebe für direkte Kooperation mit der Trump-Kampagne. Dass Russland "etwas" getan habe, darf nicht groß überraschen: Große Mächte wollen zu ihren Gunsten manipulieren.
Der Mueller-Bericht selbst ist unter Verschluss, bekannt ist nur der Brief von Justizminister William Barr über das, was im Bericht stehe. Der von Präsident Trump vergangenen Dezember berufene Barr ist kein unbefangener Mann. Sein Vorgänger Jeff Sessions war nach Ansicht von Trump nicht loyal genug gewesen. Barr sollte ausbessern.
Krankenversicherung, ein echtes Thema
Nach dem Bekanntwerden des Barr-Schreibens log Trump auf Twitter, er sei "vollkommen und total entlastet" worden. Dabei räumte selbst Barr ein, Muellers Ermittlungen zu einer möglichen Justizbehinderung kämen "nicht zu dem Schluss, dass der Präsident eine Straftat begangen hat, auf der anderen Seite wird er auch nicht entlastet". Die demokratische Opposition fordert die Freigabe des gesamten Mueller-Berichtes in Hoffnung auf ein verwendbares Kleinod. Kongressausschüsse untersuchen. Es laufen Ermittlungen in New York und anderswo gegen Trump. Material gibt es reichlich.
Trotz Bernie Sanders und Alexandria Ocasio-Cortez, den mediengewaltigen demokratischen Sozialisten, wird in den USA wohl niemand Die Internationale anstimmen. Doch erlöst wird Amerika von dieser Präsidentschaft nur, wenn die politische Bewegung es "selber tut" und klug genug handelt, um bei den Wahlen 2020 eine Mehrheit zu gewinnen. Die unbequeme Tatsache ist, dass die USA Trump gewählt haben, obwohl bekannt war, was für ein Mensch er ist.
Ein paar Tage nach Veröffentlichung des Barr-Schreibens machte des Justizministerium bekannt, es halte die gesamte Krankenversicherung Affordable Care Act (Obamacare) für gesetztwidrig. Das ist ein Thema, das viele Millionen direkter betrifft als Versuche, den Mueller-Bericht unter die Lupe zu nehmen.
Kommentare 10
»Dass Russland "etwas" getan habe, darf nicht groß überraschen: Große Mächte wollen zu ihren Gunsten manipulieren.«
Darf ich in diesem Zusammenhang an den Axel Springer-Verlag erinnern und an dessen wiederholte Aktionen, mehr als 40 Millionen deutsche Haushalte mit einem Gratis-Exemplar seiner „Bild“-Zeitung zu überfluten, in der Absicht, bestimmte politische Effekte zu erzeugen?
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»Der aufrechte Ex-Marineinfanterist Mueller hatte für manche in der Opposition das Image eines höh'ren Wesens erlangt…«
Eine besonders perfide Form der Mueller-Glorifizierung betrieb Hubert Wetzel bei dem Qualitätsmedium Süddeutsche Zeitung (SZ.de) am 26. August 2018 in seinem Online-Artikel »Duell Mueller gegen Trump Ich krieg dich!«
Hubert Wetzel wörtlich: »Der 74-Jährige [Mueller], der als Offizier in Vietnam gekämpft hat, gilt als furchtloser Ermittler. Der junge Donald Trump drückte sich damals vor dem Kriegsdienst.«
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»Dabei räumte selbst Barr ein, Muellers Ermittlungen zu einer möglichen Justizbehinderung kämen "nicht zu dem Schluss, dass der Präsident eine Straftat begangen hat, auf der anderen Seite wird er auch nicht entlastet".«
Was für ein Schwachsinn, diese Feststellung: Wenn die Schlussfolgerung, Herr Trump habe eine Straftat begangen, nicht möglich ist, wovon – bitte schön – hätte er denn entlastet werden sollen? Das ist also wieder so ein Kalauer, im Sinne von: »Es wird schon etwas hängen bleiben!«
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Marc Pitzke von SPIEGEL ONLINE setzte seine üble Polemik heute Morgen fort und provozierte mit seinem Titel: Trumps Rachefeldzug. Mark Pitzke – Herr der Deutungshoheit. Donald Trump ist auch von ihm seit 2016 gehässig verleumdet worden. Ich habe ihm darum mehrfach Protest-Emails zugesandt. Und nun, wo das Lügengebäude zusammengebrochen ist, will Marc Pitzke Donald Trump weiter desavouieren und qualifiziert dessen Reaktion als Rachefeldzug. Donald Trump sollte ihn des Landes verweisen.
Anlässlich der SPIEGEL ONLINE-Veröffentlichung vom 23. März 2019, 07:05 Uhr | Mueller-Bericht ist fertig | Trumps Stunde der Wahrheit schrieb ich beiden Autoren nachfolgende E-Mail:
Hallo Roland Nelles und Marc Pitzke,
wieso Trumps Stunde der Wahrheit? Es ist Ihrer beider Stunde der Wahrheit.
Was macht diese Nachricht eigentlich mit Ihnen selbst. Sie haben sich doch zwei Jahre Lang alle Mühe gegeben, um Donald Trump ans Bein zu pinkeln, haben ihm hier für eine Russland-Affäre angedichtet, ihn nahezu minutiös mit Hilfe von Boulevard-Geschichten verleumdet.
Und wetten – Sie werden Ihre schäbige Absicht nicht aufgeben!
Mit eher unfreundlichen Grüßen, Jürgen Beineke
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Es ist so: Marc Pitzke gibt nicht auf!
Warum auch, flegel gibt auch nicht auf.
Wer einen Prüfbericht unter Verschluss nimmt, befürchtet wohl eher nicht, dass befreiende Wahrheiten zurückgehalten werden müssen, eher einen Index durchschaubarer Belastungen, die Müller zum eigenen Schutz geschickt formuliert haben kann. Als ehemaliger Offizier kennt er die Rangordnung der Gewalten.
„…die Müller zum eigenen Schutz geschickt formuliert haben kann.“
Kann, kann, kann. Weiter so mit dem Dreck. Sie hören auch nicht auf! Nicht wahr?
Nicht nur die oppositionellen Demokraten setzten auf den "Heilsbringer" Mueller, der Hillary Clintons Wahlniederlage nachträglich in einen Sieg verwandeln sollte, auch wichtige Mainstreammedien wie die Washington Post oder die NYT und CNN befeuerten zwei Jahre lang die Spekulationen zur so genannten Russland-Affäre genauso wie deutsche Massenmedien, allen voran die Korrespondenten / innen der öffentlich-rechtlichen Anstalten. Eine Verschwörungstheorie jagte die andere, man sprach in Anlehnung an "Watergate" schon von "Russiagate" und träumte von einem bevorstehenden Impeachment-Verfahren, sobald der Mueller-Bericht endlich fertig sei.
Nun ist der Bericht da und Trump konnte nicht der Verschwörung überführt werden. Wer nun aber glaubte, die "Qualitätsjournalisten" würden sich nun entschuldigen und kleinere Brötchen backen, sieht sich getäuscht.
Ein herrliches Beispiel elitärer Borniertheit war gestern Abend im DLF in der Sendung "Zur Diskussion" zu hören. Da "diskutierten" unter der wohlwollenden Leitung des Transatlantikers Marcus Pindur vier weitere Transatlaniker/innen zum Thema "Russlandaffäre" nach dem Mueller-Bericht. Constanze Stelzenmüller, Andrew Denison, Jackson Janes und der USA-Korrespondent Thilo Kößler, waren sich allesamt einig, dass der Bösewicht Trump die Wahlen zu Unrecht gewonnen hat, dass dieser Trump vielleicht juristisch wegen der Verschwörung nicht belangt werden kann, dass aber in der politischen Bewertung klar ist, dass Russland die Wahlen beeinflusst hat und dass Trump und seine Leute vielfältige Kontakte zu diesen Russsen hatten. Außerdem sei Trump noch lange nicht aus dem Schneider, denn die Ausschüsse des Kongresses und die Justiz könnten eventuell noch viel Belastendes zugabe fördern. Trotzdem - so die Empfehlung der Diskutanten - sollten die Demokraten nicht allzu sehr auf den Skandalen herumreiten, sondern zunächst die Sozialisten in ihren Reihen in den Griff kriegen, um sodann mit "sozialen Themen" die nächsten Präsidentschaftswahlen zu gewinnen. Fehlt nur noch als krönender Abschluss, dass sich Marcus Pindur am Ende für die lebhafte "Debatte", die gar nicht stattfinden konnte, bedankte.
Ich warte noch auf die Programmankündigung:
Zur Dikussion Thema: Hat die Union die besseren Antworten auf Deutschlands Zukunftsfragen?
Diskussionsleiter: Wolfgang Schäuble
Es diskutieren: Annegret Kramp-Karrenbauer, Paul Ziemiak, Ursula von der Leyen und Jens Spahn
"Beifang" wie die 39 Mueller-Anklagen wegen Steuerhinterziehungen, Geldwäsche, Falschaussagen usw. bescheren. Also das Übliche im Washingtoner Sumpf, aber nichts über die Trump/Putin-Connection, die mehr als zwei Jahre auf allen Kanälen beschworen wurde.
Wer mehr als zwei Jahre lang haltlose Anschuldigungen, vage Verdächtigungen und unbewiesene Verschwörungsgerüchte als "Nachrichten" und politische Wahrheit verkauft, ist als Politiker und als Journalist definitiv disqualifiziert - untragbar als Volksvertreter an den Schalthebeln der Macht ebenso wie als Kontrolleur derselben und "vierte Säule der Demokratie".
Na ja, die Welt dreht sich eben und mein Denken auch. Bleibt Ihr Denken stehen?
Zwei Jahre machte man mit dem Propagandawort "Russland-Affäre" Politik. Kaum eine Nachricht wurde gesendet, kaum ein Artikel wurde formuliert, wenn es um diese Thematik ging, ohne auf dieses Wording zurückzugreifen. Er prägte die westliche Außenpolitik wie kaum ein anderes Propagandawort. Es wurde damit nicht nur Donald Trump unterstellt, illegale Abspachen getroffen zu haben, sondern auch dem Gegenüber, dem russischen Präsidenten. Zwei Jahre lang wurde von den liberalen bis linksliberalen Kräften diese Kampagne geschürt und befeuert - mit verhehrenden Folgen für die eigene Glaubwürdigkeit. Die Rechtspopulisten können triumphieren.
Nun wird der Bericht im April geschwärzt zensiert veröffentlicht!
Heuchelei statt Ehrlichkeit. Weil doch alles so gut ist?
Zum Wohle der Allgemeinheit: Um das Volk vor Erkenntnissen zu beschützen.
Diese ganze Erwartungshaltung an die Mueller-Untersuchung war von vornherein als Ablenkung dienlich inszeniert & aufgebauscht. Wer tatsächlich geglaubt oder behauptet hat, dass der durch & durch typische US-Ami Trump einen Deal mit Putins Russland zum Nachteil der USA einfädelte um US-Präsi zu werden ist entweder ein Narr oder durchtriebener Profiteur.
>>Die unbequeme Tatsache ist, dass die USA Trump gewählt haben, obwohl bekannt war, was für ein Mensch er ist.<<
Das stimmt. Es stimmt auch: Die unbequeme Tatsache ist, dass die US-Wähler H. Clinton nicht gewählt haben, weil bekannt war, was für ein Mensch sie ist. Die Glorifizierung von Hillary Clinton in den meisten US- wie EU-Medien war | ist für jeden einigermaßen gebildeten & politisch informierten Menschen höflich ausgedrückt nicht nachvollziehbar & vielmehr unerträglich. Solange Medien | 4. Gewalt in diesen ´vorbildlichen demokratischen Ländern´ ihre Funktion derart desinformativ wie unkritisch ausüben, darf sich keiner wundern, wenn im Endeffekt derart grauenhafte Kandidaten im Rennen übrigbleiben.
Es ist auch nach diesem Debakel weiterhin keine Reflektion zu erkennen. Nun werden Sanders & Ocasio-Cortez glorifiziert. Doch wofür sie stehen, erfährt man nicht. Gerade für uns Europäer & sämtliche Bürger aller Länder, in denen die US-Regierungen ihre Interessensphäre ausmachen, wäre es wichtig zu erfahren, welche Einstellungen Präsi-Kandidaten vertreten. Wenn sie überhaupt darüber zu entscheiden haben.
Seit Obama wissen wir, dass den Worten von US-Präsi-Kandidaten nicht zu trauen ist. Seit B. Clinton wissen wir, dass die demokratische Partei in USA genauso kriegsgeil ist wie die Reps. Sind etwa die demokratischen Kriege von Clinton & Obama = Zerstörung | Regime Change in Jugoslawien, Libyen, Syrien, Ukraine besser als die republikanischen unter Bush I & II = Zerstörung | Regime Change in Afghanistan & Irak? Man kann alles andere als Trump faszinierend finden, aber eines doch zur Kenntnis nehmen: Nach mehr als 20 Jahren ist er der 1. US- Präsident, der nicht innerhalb der ersten beiden Jahre seiner Präsidentschaft bereits einen Krieg gegen ein Land mit nicht genehmer Regierung führen ließ. Es mag sein, dass es bzgl. Venezuela noch passieren kann, die Frage ist wer die treibende Kraft darstellt. Was auch für die vorgenannten Präsis gilt.
Die kroatische (Ex-) Journalistin & Schriftstellerin Vedrana Rudan bringt auf den Punkt, den hierzulande Journalisten nicht erfassen können, wollen oder dürfen. In einem Interview sagte sie: Mich fasziniert Trump, weil er die Inkarnation der USA darstellt, wie ich sie betrachte: Manipulativ, arrogant, einfach gestrickt, übel _ & all das versteckt Trump nicht & präsentiert das auf dem Teller. Diese Demokraten, Clintons & denen ähnliche grollen deswegen. Weil sie das alles auch sind & noch schlimmer, wissen es aber mit ihrem tollen Lächeln, den wunderbaren Uni-Abschlüssen & Statements zu verheimlichen. Sie verheimlichen, dass sie die größeren Trumps als Trump sind. (Zitat Ende)