„Mann, das wäre Macht“

Hackerangriffe Die Vorwürfe der US-Geheimdienste zu den russischen Cyberattacken sind gravierend. Und sie bringen Donald Trump immer mehr in Bedrängnis
Ausgabe 02/2017
Not amused: Die obersten Geheimdienstbeamten (von links): James Comes (FBI), James Clapper (NIA) und John Brennan (CIA)
Not amused: Die obersten Geheimdienstbeamten (von links): James Comes (FBI), James Clapper (NIA) und John Brennan (CIA)

Foto: Joe Raedle/Getty Images

Bei der Diskussion über russische Cyberangriffe im US-Wahlkampf bleibt der Eindruck: Letztendlich wird geglaubt, was ins Weltbild passt. Der Geheimdienste-Bericht mit dem Titel: „Auswertung russischer Aktivitäten und Absichten bei den kürzlichen US-Wahlen“ gipfelt in der These, Präsident Wladimir Putin habe seine Leute beauftragt, den US-Wahlkampf zu beeinflussen und Hillary Clinton zu schwächen. Bei der Kampagne soll der militärische Geheimdienst GRU Daten von „Cyberoperationen“ auch an die Enthüllungsplattform Wikileaks weitergeleitet haben.

Was jedoch fehlt, sind Namen und technische Daten. Diese befinden sich angeblich in der geheimen Berichtversion, die nur Obama und seinem Nachfolger Trump vorgelegt wurde. Der Normalbürger wird mit der Versicherung abgespeist, alles sei belegbar. Das irritiert gewaltig. Denn die Vorwürfe der russischen Einflussnahme sind so gravierend, dass die übliche Begründung, Geheimdienste müssten Quellen und Methoden schützen, nicht zieht.

Trumps künftiger Stabschef Reince Priebus erklärte im Sender Fox-News, Trump „bestreitet nicht, dass Entitäten in Russland für diese Hacking-Kampagne verantwortlich waren“. Das war eine Kehrtwende, bisher hatte der künftige Präsident die Geheimdienst-Erkenntnisse in seinen Tweets stets lächerlich gemacht. Vielleicht hat Team Trump nun eingesehen, dass es sich schlecht regieren lässt gegen den eigenen Geheimdienstapparat.

Die Geschichten vom russischen Hack sind peinlich für die USA: Wenn die Sache so gelaufen ist, wie es im Geheimdienstbericht steht, haben die US-Dienste entweder monatelang nicht genug mitbekommen oder – was es nicht besser machen würde – viel zu zögerlich reagiert. Aus Trumps Sicht kratzt es an seinem Image, dass eine ausländische Macht auf ihn gesetzt haben könnte. Seine neue Verteidigungslinie ist die unsinnige Behauptung, die Hacks hätten den Wahlausgang nicht beeinflusst.

Gegen Ende des Wahlkampfs konnte Trump nicht genug kriegen von den Wikileaks-Enthüllungen der demokratischen Parteimails. Diese, behauptete er immer wieder, bewiesen, wie verlogen Clinton sei. Skeptiker, die dem Geheimdienstbericht nicht glauben wollen, weil er von den Geheimdiensten kommt, übersehen: Regierungen und Geheimdienste nutzen drastische Mittel. Auch Putin geht es um Macht. Die USA haben in so manchen Wahlen interveniert. Trumps republikanische Loyalisten machen Verrenkungen beim Versuch, das Gute in Putin zu finden. Und an Julian Assange von Wikileaks, der, wie Sarah Palin einmal sagte, „Blut an seinen Händen“ habe. Gegner von Obamas Russlandpolitik und der NATO-Operation Atlantic Resolve, bei der US-amerikanische Panzer in Osteuropa stationiert werden, hoffen hingegen, mit dem neuen Chef im Weißen Haus werde Entspannung eintreten.

Doch Vorsicht ist geboten: Trump will nuklear aufrüsten. In den USA ist einer an die Macht gekommen, der keine Skrupel erkennen lässt. Die in dem Bericht behaupteten Vorgehensweisen sind Trumps Vorstellungswelt jedenfalls nicht fremd. Im Wahlkampf forderte er Russland auf, nach Clintons E-Mails zu suchen. Das sei ein Witz gewesen, antwortete er auf Kritik. NSA-Kritiker James Bamford schrieb, Trump habe nun die Kontrolle über den US-Überwachungsapparat. Und zitierte einen Wahlkampfkommentar von Trump zum Thema Hacking politischer Gegner: „Ich wünsche mir, ich hätte diese Macht, Mann, das wäre Macht.“

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