Wenn der Ermittler 2 x klingelt

USA Zwei namhafte Helfer von Donald Trump sind auf dem Weg in den Knast. Und der Präsident selbst? Der feiert mit seinen Anhängern
Ausgabe 34/2018
Eigentlich sollte Michael Cohen für Donald Trump Probleme aus dem Weg räumen. Jetzt ist er selbst zum Problem geworden
Eigentlich sollte Michael Cohen für Donald Trump Probleme aus dem Weg räumen. Jetzt ist er selbst zum Problem geworden

Foto: Drew Angerer/AFP/Getty Images

Was für eine Woche: Geständnis von Michael Cohen, Paul Manafort schuldig gesprochen. Zwei namhafte Helfer von Donald Trump sind wohl auf dem Weg in den Knast. Eine Genugtuung für die Demokraten, von denen gern erzählt wird, wie viele tausend Male der Golfspieler schon gelogen hat. Schließlich hat sich Donald Trump oft durchgesetzt mit seiner „Wahrheit“. Denn in der Trump-Welt sind Fakten das, was Trump bestimmt.

Soeben hat der Präsident gar den 1957 verstorbenen Joe McCarthy bemüht, den rücksichtslosen Faktenentsteller gegen vermeintliche und echte Kommunisten. Sonderermittler Robert Mueller sei schlimmer als McCarthy, ließ Trump wissen. Nach McCarthy ist die Ära der organisierten Angst vor den Linken in den 1950er Jahren benannt. Und nun das – Trumps früherer Anwalt und Macher Michael Cohen gesteht Betrug, Steuerhinterziehung und den Verstoß gegen Gesetze zur Wahlfinanzierung durch Zahlungen im Auftrag von Trump, um das Schweigen zweier Frauen zu erkaufen, die angeblich Affären hatten mit dem Donald. Cohen belastet Trump und weiß vermutlich viel über Geschäftspraktiken am Rande der Legalität. Dazu wurde der frühere Chef der Trump-Wahlkampagne, Paul Manafort, wegen Betrugs und Steuerhinterziehung schuldig gesprochen. Die Justiz hat sich Trumps „Wahrheit“ nicht gebeugt. Prompt haut der Mann im Weißen Haus immer lauter auf den Tisch gegen die Hexenjagd, die der „tiefe Staat“ veranstalte, und gegen Muellers „Gangster“. Offenbar arbeitet Trump an einer Liste von Offiziellen, denen er die Sicherheitsgenehmigungen aberkennen will. Dabei lässt sich der McCarthy-Vergleich an Ironie nur schwer überbieten.

McCarthys Chefberater war Rechtsanwalt Roy Cohn. Der wurde in den 1970ern Anwalt für das Immobilienunternehmen Trumps. Der junge Donald war schwer beeindruckt von Cohns Kampflust vor Gericht und in den Medien: nie etwas zugeben, sofort mit Klagen drohen und einschüchtern. 1986 wurde Cohn kurz vor seinem Tod wegen Betrugs die Anwaltslizenz abgenommen. Cohn sei ein Freund gewesen, schrieb Trump in seiner Würdigung. Dafür schäme er sich nicht. Dienstagabend badete Trump im Jubel von Tausenden in Westvirginia. Man müsse Hillary Clinton einsperren, wurde gefordert.

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