„In Bayern wurde ich zum Ossi gemacht“

Interview Johannes Nichelmann wollte wissen, wie stark sich die Nachwendekinder noch mit der DDR verbunden fühlen – und schrieb darüber
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 37/2019
Johannes Nichelmann ist Nachwendekind und kennt die DDR nur aus Erzählungen. Warum pochen er und andere so sehr auf ihre ostdeutsche Herkunft?
Johannes Nichelmann ist Nachwendekind und kennt die DDR nur aus Erzählungen. Warum pochen er und andere so sehr auf ihre ostdeutsche Herkunft?

Foto: Paula Winkler für der Freitag

Wir sind beide Ende zwanzig, da duzt man sich fraglos. Auch unsere ostdeutsche Herkunft haben wir gemeinsam. Johannes Nichelmann hört man sie nicht an, dank seiner Ausbildung beim Radio spricht er makelloses Hochdeutsch. Früher habe er noch „ölf“ statt „elf“ gesagt, erzählt er bei unserem Treffen in einem Café in Berlin. Dieses unfreiwillige Ost-Outing wurde für ihn dann zum Problem, als er als Schüler in den Westen zog. Die Menschen, die er für sein Buch Nachwendekinder (Ullstein 2019) befragt hat, haben ganz ähnliche Erfahrungen gemacht.

der Freitag: Johannes, wir haben die DDR beide nicht mehr erlebt. Ich bin Jahrgang 1990, du 1989. Eigentlich sind wir die erste Nachkriegsgeneration, die sich gesamtdeutsch fühlen s