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Baseballschlägerjahre Daniel Schulz und Hendrik Bolz schreiben über ihre Jugend in den rauen Nachwendejahren im Osten. Die zwei außergewöhnlichen Erzählungen gehen der Frage nach: Woher kam und kommt die Wut?
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 06/2022

Schon nach den ersten Seiten sticht der Untertitel unangenehm im Kopf. Seine Jugend sollte eine in blühenden Landschaften sein, das autobiografische Romandebüt Nullerjahre spielt aber hauptsächlich in eher verwelkten Gegenden, auf stinkenden Feldern, in Bierzelten und inmitten jeder Menge Nazis. Hendrik Bolz, geboren 1988, wuchs in Stralsund auf, kennt also von der realen DDR nur noch die Abziehbilder, die in seiner ostdeutschen Heimat herumtaumelten. Von einer friedlich wiedervereinigten, gesamtdeutschen Jugend ist seine Geschichte aber weit entfernt: „Viel, viel zu lange bestand die Erzählung, dass es in unseren Jahrgängen zwischen Wessis und Ossis ja keine Unterschiede mehr gebe, dass jemand, der 1988 geboren ist, sich unmöglich noch ‚ostdeutsch