1947: Ein freies Buch

Zeitgeschichte Anna Seghers erhält für „Das siebte Kreuz“ den Georg-Büchner-Preis und gilt als Autorin von Weltrang. Dann wird ihr Roman zu einem Opfer des Kalten Krieges
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 15/2018

In Frankfurt am Main wird im April literarischer Lokalpatriotismus zelebriert: Auf dem Lesefest „Frankfurt liest ein Buch“ widmet sich die Mainmetropole in diesem Jahr in über 100 Veranstaltungen dem Roman Das siebte Kreuz von Anna Seghers. Die in Mainz geborene Autorin, so der Oberbürgermeister im Grußwort, sei „eine der großen Töchter unserer Region“, in der ihr weltberühmter Roman auch spiele.

Dass man Seghers und ihrem Siebten Kreuz in Frankfurt so freundlich gedenkt, war freilich nicht immer so. Als der Roman im Herbst 1962 auf der Frankfurter Buchmesse am Stand des Luchterhand Verlages zu finden war, schoss Joseph C. Witsch, mächtiger Vorsitzender des Verlegerausschusses im mächtigen Börsenverein des Deutschen Buchha