„Das ist so ein Klischee“

Interview Daniel Kehlmann über Schreiben aus Lebenserfahrung, die deutsche Peter-Alexander-Neurose und sein Ende als Kritiker
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 11/2015

Der Schriftsteller hält gern Vorlesungen. In einer warnte uns Daniel Kehlmann: „Glauben Sie keinem Poetikdozenten. Misstrauen Sie Interviews gebenden Autoren“. Nun wollen wir aber genau das – den Autor interviewen, nicht zuletzt über seine nun in Buchform nachzulesende Frankfurter Poetikvorlesung.

der Freitag: Herr Kehlmann, dürfen wir Ihnen trotzdem trauen?

Daniel Kehlmann: Was ich gemeint habe: Auch wer schon ein paar Bücher geschrieben hat, hat noch kein Rezept, wie es funktioniert. Eine Poetikvorlesung besteht dann oft darin, dass man aus dem, was man mit Glück, Zufall und Mühe zustande gebracht hat, irgendwelche Regeln abstrahiert und dann so tut, als wären die Regeln vorher dagewesen. Deswegen misstraue ich auch dem Genre des Schrift