Goldener Maulkorb

1976 Régis Debrays „Der Einzelgänger“ sorgt für eine bizarre Episode in der Geschichte bundesdeutscher Literaturzensur. Für diesen Eingriff wird sogar ein Preis verliehen
Exklusiv für Abonnent:innen

Spricht man über institutionelle Zensur, sind die üblichen Verdächtigen schnell angezählt: China, Nordkorea, Kuba, grob und generell der Nahe Osten, die postsowjetischen Staaten und – noch gröber und genereller – viele Länder in Afrika. Spricht man etwas spezieller über Literaturzensur – gar über eine solche in Deutschland – gilt das gewöhnlich Vergangenem: dem NS-Regime oder den gut 40 Jahren des zweiten deutschen Staates.

Doch auch die Bundesrepublik Deutschland hat durchaus an einer Geschichte der Literaturzensur geschrieben, deren Umfang beachtlich ist. Das wohl berühmteste Beispiel ist Klaus Manns Roman Mephisto, der 1971 sogar das Bundesverfassungsgericht beschäftigte, nachdem die Nymphenburger Verlagsbuchh