Literatur macht Arbeit

Poetik Iuditha Balint versammelt Stimmen, die von der Plackerei beim Schreiben berichten
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 28/2020
Seit jeher ist das literarische Schreiben nicht nur Kommunikation über Arbeit, sondern Arbeit selbst
Seit jeher ist das literarische Schreiben nicht nur Kommunikation über Arbeit, sondern Arbeit selbst

Foto: John Sadovy/BIPs/Getty Images

Arbeit, sagt der Volksmund, ist das halbe Leben. Literatur, sagt der Literaturbetrieb, erzählt das ganze. Sollte beides stimmen, ließe sich das schnell zusammenrechnen: Bücher müssten mit einer Menge Arbeit gefüllt sein.

Sind sie aber nicht. So wird zumindest behauptet, seit Walter Jens 1960 in einer schmalen Antwort auf eine Umfrage wie beiläufig eine nachhallende These platzierte. Die Gegenwartsliteratur, schrieb Jens, „beschreibt das Individuum, das es sich leisten kann, Gefühle zu haben, den Menschen im Zustand eines ewigen Feiertags, den Privatier für alle Zeit.“ Arbeit sei kein Thema in der Literatur.

So absolut griff die These schon damals nicht. Sie hatte etwas von einem Klischee, einem Klischee mit Scheuklappen sogar, hinter denen