Nachdem der Kandidat seinen Plan für Deutschland deklamiert und die Chefin dafür geworben hatte, weiterhin für Deutschland arbeiten zu dürfen, ging ich auf die Terrasse und rauchte, dachte kurz darüber nach, was ich, der Souverän, später im Monat für Deutschland tun könnte, kehrte zum Fernseher zurück und schaute ratlos eine Weile dem Kampf um die Deutungshoheit zu, stand wieder auf, holte ein Bier aus dem Kühlschrank, griff zum Buch und las dort*, dass sich vor hundert Jahren, im September 1913, Franz Kafka und James Joyce in Triest beinahe begegnet wären. Das entzündete meine Phantasie und rettete den Abend.
*Florian Illies, 1913. Der Sommer des Jahrhunderts. Frankfurt/M. 2012, S.229
Kommentare 4
Bier hilft immer. Kafka und Joyce nicht immer. Man sollte aus Literaten keine "Gegengifte" machen.
Doch, die Literatur kann helfen, auch gegen bombastische Inszenierungen von Politik.
Schön. Leider bin ich der Literatur weitgehend entwöhnt. Florian Illies, das ist doch die Generation Golf. Die Alterskohorte von Stuckrad-Barre. Haschen nach Wind? Eintagsfliegen? Mir ist der Zugang dazu abhanden gekommen, und ich nehme an, das liegt auch am Zustand der Gegenwartsliteratur.
Grüße nach Bielefeld,
13
Kann ich gut verstehen. Ich konnte es mir nocht nicht einmal ansehen.