Unerwünschte Schieflagen auf dem Arbeitsmarkt ausgleichen - das Prinzip Arbeitszeit-Splitting.
Deutschland erlaubt das Handeln auf Swap-Märkten und verbietet das Handeln mit Drogen. Beides birgt Risiken für die Gesellschaft. Der Gesetzgeber kann Märkte eingrenzen, um solche Schieflagen zu vermieden.
Welche Schieflagen sollen bekämpft werden?
Zu den schutzbedürftigen Märkten gehört der Arbeitsmarkt. Dieser nimmt eine Sonderstellung unter den verschiedenen Markttypen ein. Menschen ohne Arbeit haben keine Einkünfte und geraten in eine soziale Schieflage.
Was ist das Besondere und worin liegen die Gefahren?
Freie Märkte balancieren Angebot und Nachfrage mit Hilfe des Preises ins Gleichgewicht. Das kann aber auch heißen: Verschwindet die Nachfrage, verschwindet das Angebot. Anders als auf den Güter-Märkten kann das Angebot der Arbeitskräfte nicht reduziert werden. Fehlen Arbeitsplätze, bestimmt dies die Anzahl der Arbeitslosen. Dieses permanente Ungleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt hat jedoch weitreichendere Konsequenzen als auf den Güter-Märkten.
Gehen Arbeitsplätze verloren, gehen auch die Einkünfte für die Betroffenen verloren. Der Sozialstaat springt ein und zahlt soziale Leistungen. Der Staat finanziert diese Leistungen über Steuern und Abgaben.
Es gibt aber auch andere Effekte: Ohne Arbeit zu sein macht seelisch krank. Mehr als ein Drittel der Hartz-IV-Empfänger leidet darunter, so eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sowie der Universität Halle-Wittenberg aus 2013. Die Betroffenen fühlen sich ausgegrenzt und belasten die Krankenkassen. Manche wandern in die Kriminalität ab. Dies verursacht neben den Schäden auch Kosten der Kriminalitätsbekämpfung.
Bestimmte Gruppen trifft die Arbeitslosigkeit am stärksten: die Jungen nach der Ausbildung, die Älteren über 50, unzureichend Ausgebildete, Arbeitsuchende mit ausländischen Wurzeln und Frauen nach der Mutterzeit.
Deutschland versucht das Problem nach der Robin-Hood-Methode zu lösen: Wer Arbeit hat oder gewährt, zahlt Abgaben -- wer arbeitslos ist, bekommt Stütze.
Das wird als sozialer Fortschritt gefeiert. Diese Lösung hat aber gravierende Nachteile: Die einen mit Arbeit leisten mehr, um die anderen ohne Arbeit bezahlen zu können. Derzeit wird ein Arbeitsloser bzw. Sozialhilfeempfänger von 6 Arbeitnehmern „finanziert“. Der Staat hat für diese Umverteilung einen großen, kostenintensiven Apparat aufgebaut.
Das sollte Grund genug sein, bessere Lösungen zu finden. Ein Lösungsansatz ist es, die Arbeit anders zu verteilen – möglichst auf Alle.
Wie also lässt sich Arbeit anders verteilen?
Leider werden weniger Arbeitskräfte gesucht als der Arbeitsmarkt benötigt. Das gilt dauerhaft; im Zeitverlauf ändert sich nur die Anzahl der Arbeitslosen. Die zunehmende Automatisierung wird das Angebot an Arbeit weiter verkleinern. Mehr Arbeitsstellen entstehen jedoch, wenn die Arbeit auf mehr Teilzeitstellen aufgeteilt wird.
Was bewegt Arbeitgeber mehr Teilzeitstellen zu schaffen?
Löhne sind mit vielen Abgaben belastet: Neben Steuern sind dies Abgaben für Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung und Rentenversicherung. Hier kann der Staat eingreifen und neue Anreize setzen.
Der Lösungsweg heißt Arbeitszeit-Splitting.
Das Arbeitszeit-Splitting teilt die volle Arbeitszeit einer Arbeitskraft auf in Primär- und Sekundär-Zeit. Die Primärzeit kostet weniger Abgaben für die Unternehmen und die Arbeitnehmer.
Das Arbeitszeit-Splitting wird Unternehmen bewegen, die Arbeitsplätze in Teilzeitjobs aufzuteilen. Für diese Teilzeitjobs werden vorrangig Arbeitnehmer mit Primärzeit gesucht, um Kosten im Unternehmen zu sparen. Die Verteilung der Arbeit wird auf mehr Personen gespreizt. Das ist eine neue Chance für Mütter und Ältere, die nach Teilzeitjobs suchen. Auch die Jungen finden so den bezahlten Einstieg in den Arbeitsmarkt. Damit öffnet sich für alle Arbeitssuchende die Chance, Arbeit für Ihre Primär-Zeit zu finden.
Wer bezahlt die Zeche und wer gewinnt?
Die Abgaben für die Arbeitslosenversicherung werden niedriger ausfallen. D.h. die Arbeitnehmer erhalten mehr netto bzw. die Arbeitgeber sparen Kosten.
Einige Vollzeitkräfte sind die Verlierer, deren Arbeitszeit wird auf Teilzeitkräfte umverteilt. Ein Beispiel: Beträgt die Primärzeit 75% der Vollzeit, dann müssen 3 Vollzeitkräfte auf Primärzeit reduziert werden, damit ein Arbeitsloser eingestellt wird. Für 3 Millionen Arbeitslose müssen 9 Millionen verzichten – dann sind alle beschäftigt.
Andererseits gibt es einige Arbeitnehmer wie junge Eltern, die Teilzeitjobs suchen. Ähnliches gilt für ältere Arbeitnehmer über 50. Auch ist eine Kombination von Teilzeit und Teil-Rente denkbar. Ehepaare ohne Kinder könnten mit je einer Dreiviertelstelle zufrieden sein. Diese Beispiele verweisen auf weitere Gewinner des Systems.
In 2014 betrugen die Abgaben für die Arbeitslosenversicherung rund 35 Mrd. Euro. Dazu kommen eingesparte Steuermittel der Kommunen für Sozialhilfeempfänger, wenn ein Teil dieser Empfänger in den Teilzeit-Arbeitsmarkt aufgenommen werden kann. Damit lässt sich eine Menge bewegen und gestalten.
Was passiert mit den Kosteneinsparungen der Unternehmen?
Diese zahlen die Unternehmen als Beitrag in einen Arbeitnehmer-Fonds. Diese Einlagen wandern in die Unternehmen zurück als Unternehmensbeteiligung der Arbeitnehmer - die Einlagen werden also in eine Vermögensbildung umgewandelt. So erhalten die Unternehmen Eigenkapital, das den Arbeitnehmern gehört. Die Arbeitnehmer sind an den Unternehmen beteiligt und erzielen daraus Einkünfte und nehmen am Unternehmenswachstum teil. Der Effekt ist nachhaltig und löst das Problem der sich öffnenden Einkommens- und Vermögensschere.
Hier öffnet sich ein weites Feld, das einer intensiven Analyse bedarf und viel Kreativität zulässt.
Kommentare 20
1. Kapitalunternehmen mögen keine Arbeitnehmerbeteiligung, die über eine Größe hinausgeht, wenn damit Einfluss auf die Unternehmenspolitik genommen werden kann. Warum sollten also Arbeitgeber Kostenvorteile beim Lohn eintauschen gegen eine nicht gewünschte neue Ausgabe?
2. Hier kommt der nicht auszurottende Gedanke zum tragen, dass Bruttolöhne, die nicht auf dem Konto des AN landen, durch weniger Brutto, aber dafür mehr Netto auf dem Konto, zum Vorteil des AN gereichen. RV, KV, AV (inkl. AG-Anteil) sind Einkommen der AN! Man kann das natürlich ausblenden und die privatwirtschaftliche Lösung bevorzugen. Das dürften Sie wohl nicht beabsichtigt haben.
3. Die 75%-Reduzierer werden wohl kaum mit gleichem Einkommen ausgestattet sein.
Warum ein so kompliziertes Modell, wenn bei der richtigen Annahme (vorhandene Nachfrage) und steigender Produktivität die Lösung nur bei allgemein verringerter Arbeitszeit bei gleichem Lohn liegen kann. Hierzu bedarf es allerdings weniger der Theorie, sondern der Durchsetzungsmacht der AN.
Nicht, dass ich ihren Beitrag nicht gerne gelesen hätte, aber für mich geht es so nicht auf. Verzichten müssten nämlich nicht die sich jetzt im Beschäftigungsverhältnis befindlichen, sondern der Anteil der Vermögens- Kapital- und Gewinneinkommen bedarf einer Verschiebung auf die AN-Seite. Da ist nämlich einiges zu korrigieren, was in den letzten Jahrzehnten falsch gelaufen ist. Die Vermögenden werden das mit Sicherheit anders sehen.
mach dir erstmal gedanken, warum der "arbeitsmarkt" schutz-bedürftig ist. worin seine sonderstellung begründet ist, du großer möchtegern- regulierer! wenn dir klargeworden bist, was "nachfrager" und "anbieter" auf diesem markt trennt, ist deine schwebende position nicht mehr haltbar: dann bist du klar auf der seite der angewendeten oder der seite der anwender von arbeits-kraft. bis dahin halte die tinte...
Verehrter @Kritikaster, sind Sie im Nebenberuf Masochist? Wollen Sie schon wieder gehauen werden? Oder warum sonst schreiben sie diesen Beitrag?
Ich mache Ihnen diesmal die Freude nicht.
Butsi, butsi, butsi. Na sowas auch.
auch staats-angestellte sind auf kostendeckende einkünfte(reproduktions-kosten) angewiesen, die ihnen vom "öffentlichen arbeitgeber" als haushalts-gefährdend bestritten werden. wo sind lohn-bestandteile,auf die der lohnabhängige verzichten, die er risiko-behaftet kapital-beteiligungen überlassen kann?
die sog."lohn-nebenkosten", die der arbeitskraft-verwender zahlen muß, sind nichts anderes als lohn-bestand-teile, die die lohn-abhängigen bei erwerbs-unfähigkeit sichern sollen oder ihrer bereitstellung in gesundheit dienen. sie sind staatlicher begehrlichkeit eh ausgeliefert. obamas sozialreform und ihre gegner exemplifizieren das: das bisherige brutto-einkommen der lohn/gehalts-abhängigen wird durch einzahlungen in sozialkassen geschmälert. die in aussicht gestellte sicherheit prallt auf den verzicht von als notwendig-erachteten "arbeitnehmer"-budgets.
Jeder weiß, dass die Sozialversicherung, die sich alleinig über den Faktor "Arbeit" generiert, ausgedient hat. Was wir benötigen, ist ein Sozialfonds, in den alle ausnahmslos einbezahlen. Darüber hinaus werden wir auch die Wirtschaftsleistung / Wertschöpfung bis hin zum Ressourcenverbrauch anders besteuern müssen. Was kostet ein Tisch, wenn ich den Holzverbrauch und den Faktor Zeit in den Preis hineinkalkuliere. Wieviel Jahre hat der Baum bis zum Tage seines Abholzens "gelebt" und wann wird der sofort Nachzupflanzende diese Größe wieder erreicht haben? Wir werden uns davon verabschieden müssen, wertvolle Lebenszeit zu verbrauchen, um wirtschaftlichen Organisationen zu Gewinnen zu verhelfen und Güter in Massen zu produzieren, die über die sinnvolle Bedarfsdeckung hinausgehen, ohne dass der oben erwähnte Ressourcenverbrauch in die mikro- und makroökonomische Gesamtrechnung mit einfließt. Ferner werden wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen benötigen, das man man bis jetzt verteufelt, weil es nicht in die protestantische Weltanschauung passt, obwohl es problemlos finanzierbar wäre. Macht hat man eben nur über Menschen, wenn sie täglich ihrem Brot hinterherlaufen. Und so geht man eher das Risiko ein, Menschen an die Ränder der Gesellschaft zu drücken, um die von Ihnen sehr guten Ansätze (Beteiligung von Bürgern am Unternehmen) zu verhindern. Ergänzen können wir das noch mit Begriffen wie Genossenschaftsmodelle, Neudefinition von Arbeit, Bildung, lebenslanges Lernen. Denn was uns vorschwebt, ist ein neues Gesellschaftsmodell (Gemeinwohlökonomie).
Zwei Anmerkungen:
> zu Gewinnen verhelfen:
Ohne Gewinn kann ein Unternehmen nicht überleben, egal in welcher Wirtschaftsform - gilt auch für jede Privatperson. Warum? Der Gewinn ist die Differenz aus Einnahmen und Ausgaben einer wirtschaftlichen Einheit. Zum Überleben müssen die Einnahmen die Ausgaben übersteigen, sonst droht die Insolvenz. Wer ein Unternehmen geführt hat, weiß, dies ist keine einfache Sache - ausgenommen bei Monopolisten, die können die Preise ohne Wettbewerb selbst gewinnmaximierend bestimmen.
> zu Bedingungsloses Grundeinkommen:
Grundeinkommen sind Einkünfte ohne wirtschaftliche Gegenleistung. Grundeinkommen muss der Staat ähnlich den Sozialleistungen bezahlen und über Steuern finanzieren. Das heißt Unternehmen müssen Überschüsse (= Gewinne) erwirtschaften und davon dem Staat Steuern abtreten, damit dieser das Grundeinkommen auszahlen kann.
Das Verteilen der Arbeit und der Unternehmensgewinne halte ich für die gerechtere Gemeinwohlökonomie.
Danke. Schlägereien waren noch nie mein Ding.
Argumente mag ich lieber. Leider fehlen die in Ihren Beiträgen - Wiederholen von praxisfremden ideologischen Phrasen sind keine Argumente.
Sie wissen ja: 100 Miliarden fliegen können nicht irren, Scheiße ist gut.
Zu 1.
Stimmt! Freiwillig machen die Unternehmer das nicht. Jedoch gilt: Löst ein Wettbewerber die Kostenvorteile des Arbeitszeit-Splitting ein, entsteht Marktdruck. Auf Dauer kann sich dem kaum ein Unternehmen entziehen.
Zu 2: Stimmt auch! Automatisch erhöht sich das Netto nicht. Aber: Beim Arbeitsplatz-Splitting teilt sich der Arbeitsmarkt. Auf dem Primärzeit-Markt ist die ArbeitsNachfrage der Unternehmen größer als das ArbeitsAngebot der Arbeitnehmer. Dann wirkt der Marktmechanismus: Wächst die Nachfrage stärker als das Angebot, dann steigt der Preis - in diesem Fall der Nettolohn.
Außerdem ist die Abgabe für die Arbeitslosenversicherung kein Einkommen der Arbeitnehmer, sondern bedient eine Umverteilungskasse. Nur die soll das Arbeitszeit-Splitting gerade abschaffen, damit die Einkommen direkt aus Arbeit und Unternehmensbeteiligung erzielt werden.
Zu 3: Stimmt auch! Die vereinfachte Erklärung sollte das Prinzip erklären.
Zu: Warum ein so kompliziertes Modell. Hierzu bedarf es der Durchsetzungsmacht der AN.
Genau das ist das Problem! Durchsetzungsmacht heißt, einer gibt vor, wer wieviel wo arbeitet. Das ist doch schon mal gründlich schief gegangen in der Planwirtschaft. Der Markt balanciert dies neutraler und effizienter. Das heißt nicht der Markt macht alles automatisch richtig. Aber das Grundprinzip des Marktes "Der Preis balanciert Angebot und Nachfrage" funktioniert.
Er ist deshalb nicht gerecht und frei von Schieflagen - siehe dazu die Erläuterungen in:
https://www.freitag.de/autoren/kritikaster/der-markt-die-verkannte-errungenschaftsowie
https://www.freitag.de/autoren/kritikaster/der-gezaehmte-finanz-markt
"Aber das Grundprinzip des Marktes "Der Preis balanciert Angebot und Nachfrage" funktioniert."
Die ständigen Wirtschaftskrisen bestätigen diese These eher nicht. In der exakten Wissenschaft wäre das Modell schon längst vom Tisch. In den Stuben einiger deutscher Ökonomen wird das wohl tatsächlich noch so "geglaubt", das Marktprinzip. Wenn der Staat nicht ständig in vielfacher Weise die Marktordnung vorgeben würde (was jene ja als Grund des "Marktversagens" behaupten, wenn es mal wieder schlecht läuft), würde von einem Markt nicht gesprochen werden können.
Aber ohne weiter in die Tiefe einzusteigen, liegt wohl der grundsätzliche Unterschied in einem Menschenbild begründet, dass bei mir eben keinen Wettbewerb, keine Konkurrenz voraussetzt, um eine funktionierende, gerechtere Gesellschaftsform zu etablieren. Mit der vorhandenen IT ist sowohl der tägliche Bedarf, als auch eine vernünftige Planung ziemlich leicht zu verwirklichen. Niemand wird dann z.B. erleben, dass er nach seinem Studium keinen Arbeitsplatz findet, weil schon vorher klar war, ob der Bedarf dann tatsächlich vorhanden ist. Und richtig, das ist eine Form von intelligenter Planung, die heute in jedem größeren Betrieb gemacht wird, von den großen Konzernen ganz zu schweigen.
Innovation findet dann in einem Umfeld statt, das sich eher als spielerisch bezeichnen ließe und von der Zusammenarbeit geprägt ist. Jedem steht das Beste zur Verfügung und über Patente und Ideenschutz wird dann nur noch milde gelächelt werden können. Denn daraus brauch kein finanzieller Vorteil für sich selbst gezogen zu werden. Existenzielle Lebensrisiken gehören dann der Vergangenheit an.
Utopia? Vielleicht, aber die gegenwärtigen Gesellschaftsformationen sind eine Beleidigung unseres Verstandes! Nicht umsonst überziehen wir uns ständig mit Kriegen und Terror. Das ist kein Zufall und das Ergebnis unserer verfehlten Strukturen.
Die Ökonomie ist immer das Ergebnis von Machtpolitik, auch wenn es manchmal genau anders herum erscheint.
Utopia? Vielleicht, aber die gegenwärtigen Gesellschaftsformationen sind eine Beleidigung unseres Verstandes! Nicht umsonst überziehen wir uns ständig mit Kriegen und Terror. Das ist kein Zufall und das Ergebnis unserer verfehlten Strukturen.
Die heutige Gesellschaftformation ist das Ergebnis der Menschheitsgeschichte. Wir sind biologische Wesen. Seit Anbeginn sind wir Jäger. Gewalt und Töten sind bis heute die Grundmaxime unseres Handelns geblieben - siehe Terroranschläge in Paris.
Ja. Teilen ist für Alle ökonomisch erfolgreicher als Krieg und Terror. Leider verhindert dies unser limbisches System. Hätte das Großhirn das Sagen, wäre vieles einfacher und Utopia machbar.
Die Marktwirtschaft funktioniert ohne Krieg und Terror, kann aber beide nicht verhindern. Selbst die EU als sich gegenseitig helfende Wertegemeinschaft - ein Novum in der Menschheitsgeschichte - findet keinen gemeinsamen Nenner in der Flüchtlingsfrage.
Eine Spezies, die schon vor mehr 100.000 Jahre Steinäxte und Pfeile als Waffe verwendet hat, legt das Jägergewand so schnell nicht ab. Der Ausbau der friedfertigen Marktwirtschaft ist ein zarter Anfang. Schließlich ist der Aufbruch mit Liberté Egalité Fraternité erst 200 Jahre alt. Was ist das schon gegen 100.000 Jahre Gewaltherrschaft? Da muss sich noch viel in unseren Köpfen ändern. Erzählen Sie das mal einem Dschihad-Faschisten.
"Leider verhindert dies unser limbisches System. Hätte das Großhirn das Sagen, wäre vieles einfacher und Utopia machbar."
Unbestritten haben wir erkenntnistheoretisch gewaltige Fortschritte gemacht. 100.000-jährige Gewaltherrschaft lässt sich aber nicht belegen, da Eigentum, Markt, Recht usw. erst Erscheinungen (Begriffe) unseres neuzeitlichen Denkens sind, die dann auch zu neuen Formen (Begründungen) der Gewalt geführt haben.
Offensichtlich sehe ich die menschlichen Freiheitsgrade anders verortet als Sie, da ich bei Ihnen eine stärkere Fixierung auf naturalistischer Basis herauslese. Mögen wir auch mit Impulsen durchsetzt sein, die aus Teilen unseres Gehirns reflexhaft erscheinen, so sind wir ihnen doch nicht ausgeliefert.
Gerechtigkeit und Freiheit als Begriffe der Vernunft sind keine empirisch ableitbaren Vorgänge (Neurophysiologie), reduziert auf bloße Materie, sondern sind autonome Konstrukte unserer Vernunft. Natürlich operieren wir innerhalb der Gegebenheiten der Natur (Naturgesetze) und mit unseren eigenen Bedingtheiten, aber unsere Arrangements unterliegen nicht deren Ursachen, da wir sie reflektieren und in den Gegensatz der Anschauung bringen können! Das ist weit mehr als die versuchte Erklärung aus einem Indeterminismus heraus, der doch nur wieder naturalistisch ist.
Nun hängt es also von unserem Willen ab, ob wir die Erkenntnis über die besten Wege tatsächlich betreten wollen. Dazu gehört es natürlich auch, dass wir uns von den Repräsentanten trennen müssen, die nach Partikularinteressen handeln. Es macht doch wohl einen großen Unterschied aus, ob wir töten um existenziell überleben zu können (auch hier gibt es Alternativen) oder ob wir im Sinne von Ideologien (Religionen, Systemen) töten.
Nachtrag: eine Steinaxt ist ein ambivalentes Werkzeug, also verschieden nutzbar. Als die Atombombe entwickelt wurde, stellte sich diese Frage nicht!
ohne gewinn kann kein unternehmen überleben,egal in welcher wirtschaftsform. dieser satz weist sie zwar nicht als universal-ökonom aus,zeigt aber,auf welchem leim sie leben,weben und denken.
@Kritikaster: Mit dem, was Sie hier schrieben, sind Sie , falls Sie kein Eigeninteresse haben, Opfer der jahrzehntelangen neoliberalen Propaganda geworden.
1., Im Text erscheinen Transferleisten wie Arbeitslosengeld als Kosten. Die ist sachlich falsch. Es sind Transferleistungen, weil der Empfänger diese Leistungen wieder zurückgibt, also nach Gütern und Dienstleistungen nachfragt. Kosten sind z.B. die Kosten, die für die Rettung einer Bank benötigt werden, die sich an der Börse verzockt hat, denn dieses Geld unterliegt nicht dem Wirtschaftskreislauf.
2., Natürlich muß das Unternehmen Gewinne machen, damit es existieren kann. Sie schreiben ja richtig, daß Gewinn durch den Differenzbetrag zwischen Einnahmen und Ausgaben entsteht. Dann jedoch kaprizieren Sie sich auf die Ausgaben. Was aber ist mit den Einnahmen? Wie will jemand Gewinne machen ohne Umsatz? Also muß doch die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen bedient werden.
Und genau dies ist es, weshalb in der Bundesr. Deutschland die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderging: Ein zerstörter Sozialstaat (deshalb die vielen Tafeln) und ein ausgeprägter Niedriglohnsektor einerseits und explodierende Gewinne andererseits, weshalb über Tantieme- und Dividendenzahlungen die Vermögen immer mehr zunahmen.
@pleifel: zu Gewaltherrschaft, Vernunft, neue Wege:
Ich baue auch auf die Vernunft und hoffe, Fakten-basierte Argumente führen zu friedfertigeren Entscheidungen und Erkenntnis-basierten neuen Wegen.
Mir fehlt jedoch Ihr Optimismus.
Gewalt und Kriege beherrschen bis heute unser Handeln: Kindesmisshandlungen, Vergewaltigung, Töten von Andersgläubigen, Krieg des IS, Terroranschläge, Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte, Besetzung der Krim, Einmarsch der USA im Irak, Palästinenser gegen Israelis, ... um nur ein paar akute Beispiele von Gewaltherrschaft herauszugreifen. Dabei sind Emotionen, meist niedere Instinkte die Auslöser wie Wut, Rücksichtslosigkeit, Fremdenhaus, Verachtung Andersdenkender, Fanatismus, Dominanz-Verhalten, Herrschaftsansprüche, Egoismen .....
Käuflich erworbenes Eigentum, Geschäfte auf Märkten und Rechtsordnungen in demokratischen Staaten sind Mechanismen, die nicht auf Gewalt und Krieg basieren.
Auch gilt: Demokratie, Rechtssystem und Marktwirtschaft machen keineswegs Bürger und Marktteilnehmer zu friedlichen Menschen. Bürger werden zu Dieben, Räubern und setzen Gewalt ein. Auch Marktteilnehmer zeigen dieses Fehlverhalten. So kaufen wir ohne Skrupel Kleider zu Niedrigstpreisen, obwohl von Kindern ohne Bezahlung hergestellt.
Was kann da helfen? Bildung, demokratische Rechtsordnung, Chancengleichheit, Teilhabe Aller an politischer und wirtschaftlicher Macht sowie Meinungsfreiheit. Offen ist die Frage, welche "Systeme" oder "Mechanismen" das leisten.
Wo finden wir solche Lösungen auf unserem Globus? Die Flächen sind klein, viel zu klein. Mir fehlt der Optimismus, dass wir schnelle und große Fortschritte machen. Es ist ein Alptraum, wenn ich sehe, wie die EU-Länder sich mit Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit gegen Flüchtlinge aufpumpen. Dabei ist die EU im Sinne der Menschlichkeit und Menschenrechte das fortschrittlichste Staatenbündnis, das es je gab. Ein Bündnis, entstanden ohne Gewalt basierend auf gegenseitiger Hilfe. Und was machen wir daraus?
Richtig bleibt: Nur der Einsatz für Vernunft und Freiheit hilft weiter.
@Exilant:
Zu Kosten:
Der Staat kann Marktteilnehmer durch Rechtsverordnungen (Verbote, Gebote) oder Anreize in Ihrem Marktverhalten beeinflussen. Zu den Anreizen gehören staatliche Abgaben und Steuern, die erhöht oder gesenkt werden, sowie Zuschüsse. Ein prominentes Beispiel ist die Abwrackprämie im Krisenjahr 2008/2009.
Das Arbeitszeit-Splitting ist ein Anreiz für Unternehmen, basierend auf Kosteneinsparungen.
Der Aspekt Transferleistung ist nicht angesprochen. Transferleistungen der AV werden bestenfalls überflüssig, wenn es keine Arbeitslosen mehr gibt.
Zu Schere zwischen Arm und Reich:
Die Schere entsteht zunächst auf dem Arbeitsmarkt, bestimmt durch die Teilhabe an Arbeit - hochbezahlte Manager am oberen und Arbeitslose auf der unteren Ende.
Die Schere geht aber viel stärker auf der Vermögensseite auf, wesentlich bestimmt durch Unternehmensbeteiligungen. Diese bringen Einkünfte; die größte Steigerung aber bringen das Wachstum der Unternehmenswerte.
Arbeiterlöhne steigen im Durchschnitt schwach, Unternehmenswerte im Durchschnitt stark.
Der Vorschlag Arbeitszeit-Splitting bringen Teilhabe an der Arbeit für ALLE und Teilhabe an Unternehmensbeteiligung für Arbeitnehmer.
Und dann noch:
Was meinen Sie mit "neoliberal" und was mit "Propaganda"?
Auf welche der beiden Bedeutungen von Neoliberalismus beziehen Sie sich? Ordoliberalismus oder Monetarismus - schauen Sie mal hier nach:
https://www.freitag.de/autoren/sebastianpuschner/unser-freund-der-neoliberalismus#1447098103221221
Und welche Manipulation von Erkenntnissen (Propaganda) meinen Sie? Macht von Marktteilnehmern, das Verhalten von Marktteilnehmern oder Marktmechanismen? - schauen Sie mal hier nach:
https://www.freitag.de/autoren/kritikaster/der-gezaehmte-finanz-markt
https://www.freitag.de/autoren/kritikaster/der-gezaehmte-finanz-markt
Undifferenziertes Benutzen von Schlagwörtern ist auch Propaganda.
@Kritikaster:
Doch, doch, Sie haben schon geschrieben, daß die Sozialleistungen durch Steuern und Abgaben finanziert werden, damit suggerieren sie, daß es Kosten seien.
Was hat denn Ordoliberalismus mit Neoliberalismus zu tun?
Neoliberalismus ist eine Ideologie, die von der angebotsorientierten Wirtschaftstheorie ausgeht.
Und zu Punkt 2., meines Kommentars vom 20.11. schreiben Sie zurecht nichts.
@Exilant
Nachlesen bildet! Für den Einstieg hilft schon das Nachschlagen in Wikipedia zu Ordoliberalismus und Monetarismus sowie Makroökonomie und Mikroökonomie. Danach verstehen Sie auch meine Anmerkungen. Viel Spaß.
@Kritikaster: Da Sie mir nun wiederholt auf nicht gestellte Fragen antworten bzw. auf nicht getätigte Aussagen, gehe ich davon aus, daß Sie mir Recht geben und beende den Streit mit Ihnen.