Die Linke scheut Wirtschafts-Verantwortung

Weg vom Almosen-Prinzip. Die Scheu der politischen Linken vor wirtschaftlicher Verantwortung: Sie bekämpfen den Kapitalismus, wollen aber gleichzeitig von ihm ausgehalten werden.

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Der Anti-Kapitalismus der politischen Linken verdrängt einen Widerspruch: Einerseits werden erhöhte Abgaben von den Kapitalisten gefordert, die an die Einkommensschwachen fließen sollen. Andererseits gilt, je höher der Abgabendruck auf die Unternehmen lastet, desto schlechter sind deren Wettbewerbschancen. Die Praxis zeigt: Je besser es den Unternehmen geht, umso mehr wird umverteilt. Aber es wirkt auch umgekehrt – siehe Griechenland. Die politische Linke will die kapitalistische Kuh melken, aber nicht füttern. Das ist der Widerspruch.

Hier begegnen wir der klassischen Haltung des Untertanen, der gegen seinen Fürsten rebelliert. Daher setzt die Linke auf die staatliche Robin-Hood-Methode: Der Staat soll dem Geldadel noch mehr Abgaben abknöpfen und diese an die „Bedürftigen“ umverteilen. Es wird eine Schicht von Abhängigen geschaffen, die in herabsetzender Weise ihren Anspruch auf Almosen nachweisen müssen und sich abgehängt füllen – ohne Aufgabe in der Gesellschaft.

Die Alternative? Die Arbeitnehmer werden Besitzer der Kuh, sprich sie werden Akteur im Wirtschaftsgefüge und übernehmen wirtschaftliche Verantwortung. Doch davor scheut die politische Linke.

Das marktwirtschaftlich geprägte Wirtschaftssystem hat im Kern drei Einkommensquellen: Unternehmensgewinne, Arbeitsnettoentgelt und Sozialleistungen. Am Anfang stehen die Unternehmen, die mit ihren Angestellten wirtschaftliche Leistungen erbringen und dabei ihr Einkommen erwirtschaften. Der Staat belegt Unternehmen und Angestellte mit Abgaben, um damit die Sozialleistungen zu finanzieren.

Heute sind in Deutschland Sozialleistungen die größte „Staatsaufgabe“, um Menschen ohne (ausreichendes) Einkommen zu helfen. Über die Hälfte des Bundeshaushaltes entfällt auf Sozialausgaben. Die Summe aller Sozialleistungen erreicht inzwischen die Summe aller Nettoentgelte an die Arbeitnehmer.
Deutschland hat an die 4 Mio. Unternehmen und rund 40 Mio. Arbeitnehmer; aus dem Sozialtopf bekommen 25 Mio. Rentner ihr Ruhegeld sowie rund 8 Mio. Menschen Unterstützungsleistungen.

Die weitere Entwicklung ist bedrohlich:
1. Automation und Digitalisierung verringert den Bedarf an Arbeitnehmern.
2. Die Anzahl der Unterstützungsbedürftigen wächst.
3. Die Sozialbeiträge schrumpfen und der Staat muss immer mehr aushelfen.
4. Die Wachstumsgewinner sind die Unternehmen. Die anderen gehen leer aus.
Das ist eine Sackgasse.

Wenn die politische Linke verhindern will, dass nur wenige Unternehmer Herr über die Wirtschaft sind, muss sie umdenken.

Gefragt ist das Prinzip Teilen statt Umverteilen. Die Arbeit muss auf alle verteilt werden und die Vermögensbildung der Arbeitnehmer heißt Beteiligung an Firmenvermögen. So wie in der Demokratie die politischen Rechte verteilt sind, so müssen auch die Rechte in der Wirtschaft verteilt werden. Die Devise heißt Teilhabe statt Almosen.

Dafür muss aber auch Verantwortung übernommen werden. Und das kann nur gut sein. Die Mechanismen der Marktwirtschaft arbeiten effizient und verschaffen uns Wohlstand. Dabei folgt die Wirtschaft stumpf der Nachfrage. Marktwirtschaft hat kein soziales Gewissen, keine nachhaltige Zielsetzung und kümmert sich nicht um Verteilungsaufgaben. Diese Rahmenbedingungen muss der Staat den Märkten setzen. Oder noch besser, die Arbeitnehmer übernehmen als Mitunternehmer Verantwortung und geben ihren Unternehmen strategische Ziele vor, die der Gesellschaft dienen.

Ein Lösungsansatz dazu liefert das Arbeitsplatz-Splitting – siehe:
https://www.freitag.de/autoren/kritikaster/wirtschaftliche-teilhabe-statt-robin-hood

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Geschrieben von

kritikaster

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